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Kommentar
Region Rheintal
21.07.2021
27.07.2021 15:46 Uhr

Konsens über S18 im Handstreich zunichte gemacht

Österreichs Verkehrs- und Umweltministerin Leonore Gewessler e
Österreichs Verkehrs- und Umweltministerin Leonore Gewessler e Bild: sueddeutsche.de
Vor einigen Tagen forderte Österreichs Verkehrs- und Umweltministerin Leonore Gewessler eine vollkommen unnötige Evaluierung der konsentierten S18-Planung. Jetzt wird im Nationalrat in Wien sogar eine Untertunnelung bei Diepoldsau als bessere Alternative zur S18 gefordert.

Der Kommentar zur Zeit

Wie hat es unser liebster Hinkelsteinträger Obelix schon immer gewusst: „Die spinnen, die Politiker!“ Er muss dabei an die Parlamentarier unseres östlichen Nachbarlandes gedacht haben. Ihre grüne Verkehrs- und Umweltministerin (was für ein sich selbst konterkarierender Kompetenzwirrwarr!) Leonore Gewessler hat nach vielen Jahren des Prüfens, des Planens, Feilschens um die beste Lösung, den in der Frage der Trassenführung der S18 erreichten Konsens im Handstreich wieder zunichtegemacht.

Zerpflücken und dauerhaft verhindern

Denn sie will die konsentierte Planung für diese Schnellstrasse, die mit über fünfzigjähriger Verspätung die beiden Autobahnen im Rheintal verbinden soll, erneut evaluieren, sprich erneut zerpflücken und dauerhaft verhindern lassen. Eine Verbindung, die sowohl den österreichischen Bodenseegemeinden von Hard bis Höchst, und vor allem der Marktgemeinde Lustenau, aber auch den Rheintaler Ortschaften Diepoldsau, St.Margrethen, Au und Kriessern eine massive Verkehrsentlastung bringen würde.

Autokolonnen stauen durch Diepoldsau Bild: shutterstock.com

Entlastung auch von jenem Mehrverkehr, den die Österreicher mit ihrer Mautbefreiung zwischen der deutschen Grenze und der Ausfahrt Hohenems nach Diepoldsau und Kriessern verlagert haben.

An Stelle der Schnellstrasse doch lieber einen Tunnel

Und jetzt kommt der Hammer! Jetzt schlägts dem Fass den Boden aus! Denn in der dienstags stattgefundenen parlamentarischen Diskussion im fernen Wien ist man allen Ernstes dafür eingetreten, an Stelle der S18 doch einfach die als regionale Verbindung bereits in einer Machbarkeitsstudie geprüfte Tunnelverbindung zwischen Hohenems und dem Diepoldsauer Autobahnanschluss zu bauen. Keine Schnellstrasse durchs Ried, sondern nur einen Tunnel unter der Rheininsel hindurch. Der dann das gesamte Transitverkehrsaufkommen zwischen den beiden Seiten des Rheintals samt LKW und Bussen aufnehmen soll.

Es braucht zur Verbindung des österreichischen mit dem Schweizer Autobahnnetz beide Projekte im Rheintal Bild: agglomeration-rheintal

Diese Idee wurde vom verkehrspolitischen Sprecher der österreichischen Grünen, einem sonderbaren Herrn aus dem schönen Tirol, das eigentlich seine eigenen Verkehrsprobleme hätte, ins Spiel gebracht. Schlau, schlau, diese Herrschaften. Würde in diesem Fall doch beinahe ausschliesslich auf Schweizer Boden gebaut werden müssen. Und hätten vermutlich dann auch die Schweizer Bürger den Grossteil der Kosten zu tragen.

Wie bereits in den Sechziger Jahren, als man in St.Margrethen auf eigene Staatskosten einen fixfertigen Anschlussknoten für die S18 hinstellte, der seither vor sich hin modert. Frei nach dem Motto: die Schweizer haben ja genügend Geld.Und die lieben Freunde im fernen Wien könnten sich die Bundesmittel für die zweifellos teure S18 sparen.

Grüne Oberschlaumeier

Nur dass die grünen Oberschlaumeier Gewessler & Co. sich nicht einmal die Situation vor Ort in Diepoldsau angeschaut haben. Mit Sicherheit nie mit den Anrainern der Reichsstrasse in Lustenau oder den geplagten St.Margrethnern zwischen Grenzübergang und Autobahnanschluss gesprochen haben. Im sechshundert Kilometer entfernten Wien in die Pläne zu schauen und dann auf Kosten der Schweiz dadaistisches Geschwätz von sich zu geben, ist ganz einfach verfehlt, unwürdig, nachlässig und menschenunfreundlich.

Denn wären die Frauen und Herren Politiker in Bundes-Wien informiert, dann würden sie auch die bereits erstellten Studien kennen, die beweisen, was Diepoldsaus Gemeindepräsident Roland Wälter immer wieder mantraartig vorbetet: es braucht unbedingt beide Querverbindungen. Die S18 zur Entlastung des Unteren Rheintals und die Spange Hohenems – Diepoldsau zur Entlastung des Oberen Rheintals. Aber wer liest schon Studien? Dient deren Erstellung doch meist nur dazu, fällige unbequeme Entscheidungen vor sich her zu schieben.

Nach der Evaluierung ist vor der Evaluierung

Aber ohnehin deutet die seitens unserer liebsten Nachbarn gezeigte Vorgangs- und Denkweise eher darauf hin, dass man diese dringendst notwendigen Strassenbauvorhaben von österreichischer Seite aus bis zum Sanktnimmerleinstag verschieben lassen will. Denn nach der Evaluierung ist immer vor der nächsten Evaluierung. Und wenn ich nicht mehr weiter weiss, gründe ich einen Arbeitskreis…

Meine Meinung, und Ihre?

Gerhard M. Huber, Chefredaktor rheintal24.ch

rheintal24/gmh/uh