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Altstätten
13.04.2021
13.04.2021 15:31 Uhr

Mauern schützen und schaffen Geborgenheit

Die damalige Brauerei Prestegg mit der jetzt umstrittenen Gartenmauer
Die damalige Brauerei Prestegg mit der jetzt umstrittenen Gartenmauer Bild: zVg
Nachdem die Gegner des Altstätter Mauerbaus beim Museum Prestegg ihre Argumente darlegen konnten, lässt rheintal24 selbstverständlich auch den Museumsverein Prestegg als Bauwerber zu Wort kommen.

Der auf rheintal24 vor einigen Tagen erschienene Artikel «Das Entsetzen ist gross» hat in Altstätten und im gesamten Rheintal das Augenmerk auf die derzeit beim Garten des Museums Prestegg entstehende Mauer gelenkt. Die Gegner dieses Mauerbaus, die «IG für ein offenes Kulturzentrum» und deren Proponenten bekamen in diesem Artikel Gelegenheit, ihre Bedenken darzulegen.

Gerne geben wir auch dem Museumsverein Prestegg, vertreten durch dessen Präsidenten RA Dr. Werner Ritter, Gelegenheit, seine Sicht der Dinge darzulegen und veröffentlichen daher die nachstehenden Gegendarstellung.

Gegendarstellung des Museumsvereins Prestegg zum Artikel: «Das Entsetzen ist gross»

Der Artikel «Das Entsetzen ist gross» enthält verschiedene Behauptungen, welche nicht den Tatsachen entsprechen.

In der Prestegg soll kein blosses Kulturzentrum, sondern ein Zentrum für Geschichte und Kultur entstehen. So lautet auch der Titel der Abstimmungsbroschüre. Somit kommt dem historischen und denkmalpflegerischen Aspekt eine grosse Bedeutung zu.

Mauern haben nicht nur den Zweck, zu trennen, sondern auch zu schützen, Räume zu gliedern und damit Geborgenheit schaffen. Das gilt für Stadtmauern, Klostermauern, Friedhofsmauern, aber auch für Gartenmauern. Angesichts des Zwecks, des breiten Zugangstors und der Funktion des Prestegg-Gartens hat die Mauer des Innenhofs der Prestegg keine trennende, sondern eine raumgliedernde und schützende Funktion. Insbesondere soll sie den Garten vor Aussenlärm und die Umgebung vor den Immissionen durch Veranstaltungen im Garten schützen.

RA Dr. Werner Ritter spricht sich als Präsident des Museumsvereins Prestegg und damit als Antragsteller im Baubewilligungsverfahren für eine Wiederherstellung der Mauer aus historischer Sicht aus Bild: Ulrike Huber

Nicht die einzige Mauer in der Altstadt

Die Gartenmauer der Prestegg ist nicht die einzige Mauer in der Altstadt von Altstätten. So ist beispielsweise auch die Residenz Frauenhof von einer Mauer begrenzt, welche wesentlich höher als die Gartenmauer von Altstätten ist.

Das Areal der Prestegg diente zudem nicht nur teilweise als Museum und teilweise als Bierschenke, sondern es befanden sich mehrere Wohnungen im Nordflügel. Ebenso war der Garten schon früher öffentlich zugänglich. Finanziert wird das Projekt Prestegg mehr als zur Hälfte aus privaten und nicht aus öffentlichen Mitteln.

Falsch ist auch die Visualisierung der Mauer im Artikel, wird doch die Mauer hinter dem Brunnen gemäss dem Baugesuch weniger hoch erstellt als die bereits erstellte Umfassungsmauer. Die Kantonale Denkmalpflege und die Ortsbildkommission sagten auch nicht Ja zur Gartengestaltung, sondern verlangten eine solche Gartengestaltung, welche von einem renommierten Experten für historische Gärten geplant wurde.

Auf diesem alten Stadtplan erkennt man den Grundriss von Schloss Prestegg samt Gartenmauer Bild: zVg

Lärmgeschützter, dreiseitig umschlossener Hof

Auch in der Abstimmungsbroschüre ist klar festgehalten, wie der Museumsgarten gestaltet werden soll. Wörtlich heisst es: «Mit der Integration des Durchgangs in die Gesamtanlage entsteht ein lärmgeschützter, dreiseitig umschlossener Hof, der dem ehemaligen Garten von 1788 gleicht. Dieser Bereich kann für vielfältige kulturelle Veranstaltungen genutzt werden. Er wird als chaussierte Fläche ausgelegt und die Wege werden mit Naturstein belegt. Natürlich bleibt der schützenswerte Kastanienbaum erhalten.» Der Garten von 1788 war ganz geschlossen und wies einen wesentlich kleineren Zugang auf als er heute vorgesehen ist. Somit entspricht die Gestaltung des Gartens der Abstimmungsbroschüre.

Der Garten und sein Zugang sind so angelegt, dass flanierende Passantinnen und Passanten einen Anreiz haben, den Garten zu besuchen und dort zu verweilen, zu lesen, zu spielen, eine Glace zu essen oder eine Mahlzeit einzunehmen usw.

Derzeit sind die Bauarbeiten zur Renovierung des denkmalgeschützten Areals im Gang Bild: Ulrike Huber

Auf Rekurs verzichtet

Unwahr ist auch die Behauptung, Einsprachen gegen die Erhöhung der Mauer seien nicht möglich, unterliegt doch das Projekt dem ordentlichen Baubewilligungsverfahren. Angesichts der klaren Sach- und Rechtslage haben Einsprachen aber kaum Aussicht auf Erfolg. Das ist auch den Gegnerinnen und Gegnern der Mauer bewusst, verzichteten sie doch aus guten Gründen auf einen Rekurs gegen den bereits bewilligten Teil des Projekts.

Festzuhalten ist zudem, dass die Mauer keineswegs vollendet ist, fehlen doch jetzt noch die Abdeckung und der Verputz. Verputzt sieht die Mauer gleich aus, wie die seit jeher bestehende Mauer, die nie Anlass zu Diskussionen gab.

Im vorliegenden Fall hat der Stadtrat auch nicht politisch zu entscheiden, sondern nach denkmalpflegerischen und juristischen Gesichtspunkten. Entscheidet der Stadtrat nach anderen Kriterien, wäre sein Entscheid willkürlich und damit anfechtbar.

Museumsverein Prestegg

gmh/uh
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