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Altstätten
08.04.2021
09.04.2021 13:52 Uhr

«Das Entsetzen ist gross!»

In der Broschüre zur Urnenabstimmung 2018 sah die Mauer noch ganz anders aus
In der Broschüre zur Urnenabstimmung 2018 sah die Mauer noch ganz anders aus Bild: zVg / Ulrike Huber
Eine Mauer vor dem Museum Prestegg spaltet derzeit die Gemüter in Altstätten. Die «Interessensgemeinschaft für ein offenes Kulturzentrum» hat hierzu eine offene Umfrage unter der Bevölkerung gestartet.

Es gibt viele, ja zu viele berühmte Mauern auf dieser Welt. Egal ob Berliner Mauer, ob Chinesische Mauer oder das letzte Machwerk dieser Art, die Trump´sche Grenzmauer zu Mexiko, Mauern haben immer etwas Trennendes. Das ist ihr Wesen. Denn der Zweck einer Mauer ist es, «andere» Menschen fernzuhalten.

Und jetzt gibt es auch die «Altstätter Mauer», die die Bevölkerung, die Kultur- und Denkmalfreunde in zwei Lager spaltet. Kurz und ohne Anspruch auf Vollständigkeit die Vorgeschichte: Am 10. Juni 2018 wurde in einer Urnenabstimmung die Vorlage zum Umbau des teilweise als Museum, teilweise als Bierschenke genutzten Areals Schloss Prestegg mitten in der Innenstadt von Altstätten zu einem offenen, einladenden Kulturzentrum «für alle» mit grosser Mehrheit angenommen.

Hans-Peter Enderli und Linda Maria Grünenfelder von der «IG für ein offenes Kulturzentrum» haben im Netz eine Umfrage über die Altstätter Mauer gestartet Bild: Olgierd Kajak

Aus öffentlichen Mitteln finanziert

Finanziert wird dieser vom Liegenschaftseigentümer Museumsverein Prestegg beantragte und durchgeführte Umbau zu einem grossen Teil aus öffentlichen Mitteln von Kanton (Lotteriefonds) und Stadt. Knackpunkt und Anlass des derzeit im Städtli schwelenden Unmuts ist die Mauer, die den kleinen Park bzw. Vorplatz der Prestegg von der Rabengasse trennen soll.

Der «Mauerbau zu Altstätten» mit visualisierter Erweiterung Bild: zVg / Ulrike Huber

Schon das Baugesuch enthielt eine Betonmauer, die den Innenhof blickdicht vor der Bevölkerung abschliessen würde. Die Anrainer Linda-Maria Grünenfelder und Hans-Peter Enderli legten sofort Einsprache ein. Es folgte eine Einigungsverhandlung der Beteiligten, die aber keine Einigung brachte, sondern die Gräben zwischen Anrainern und Museumsverein eher noch vertiefte. Der Stadtrat sprach daraufhin eine Teilbewilligung für die Mauer aus.

So schaut der bisher fertiggestellte Teil der Mauer aus Bild: Ulrike Huber

«Eine echte Katastrophe!»

Jetzt steht der bewilligte Teil. Über die Weiterführung dieser Betonmauer in selber Höhe muss der Stadtrat noch entscheiden. Aber allein die bisherige Ausführung ist in Altstätten Stadtgespräch. «Jetzt kann man erkennen, wie das Bauwerk am Ende aussehen soll. Eine echte Katastrophe!», spricht Hans-Peter Enderli von der «IG für ein offenes Kulturzentrum» offen aus, was viele denken. «Wie der Kantonale Denkmalschutz und die Ortsbildkommission Altstätten dazu ja sagen können, ist mir unerklärlich. Wir werden uns mit allen erdenklichen Mitteln dagegen wehren, dass der wunderbare Barockbau derart verschandelt wird. Die bereits gebaute, grauenhafte Betonmauer muss entfernt werden.»

Enderli und sein Mitstreiter vermuten, dass die Bürgerschaft zu einem solchen Projekt niemals «Ja» gesagt hätte. Tatsächlich sah das Objekt des Unfriedens in der Broschüre zur Urnenabstimmung 2018 ganz anders aus, als der jetzt realisierte Teil. Ein im Vergleich geradezu zierliches Mäuerchen, das aufgrund seiner – wieder im Vergleich – geringen Höhe den vorbeiflanierenden Passant*innen einen Einblick in den Vor- oder Innenhof der Prestegg gewährt.

Für Bauherr, Denkmalschutz und Ortsbildkommission scheint derzeit eine Ausführung in Sichtbeton adäquat, die Wand soll aber noch verputzt werden. Bild: Ulrike Huber

Online-Umfrage gestartet

«Um unserem Anliegen mehr Gewicht zu geben, habe wir eine Umfrage aufgesetzt. Unterschriften und Unterschrifts-Bögen werden von Frau Linda-Maria Grünenfelder im Buchlokal an der Obergasse gesammelt. Ebenfalls ist es möglich, an der Online-Umfrage teilzunehmen. Helft uns, einen Schandfleck in unserer wunderbaren Altstadt zu verhindern!» So appelliert Hans-Peter Enderli an die Bevölkerung. Denn eine förmliche Einsprache ist nicht mehr möglich. Es gilt daher in Augen der IG, Druck auf den entscheidenden Stadtrat zu erzeugen, diese Schandmauer aus Ortsbildschutzgründen nicht zu genehmigen.

Wobei sich die Stadt in dieser Sache absolut neutral verhält und auf das laufende Verfahren verweist. Wer sich an der Umfrage der IG für ein offenes Kulturzentrum beteiligen und mit JA oder NEIN zu dem vom Museumsbau beantragten Mauerbau stimmen will, kann jederzeit auch auf digitalem Weg mitmachen.

gmh/uh
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