Home Region Rheintal Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
Fussball Regional
20.10.2021
21.10.2021 11:33 Uhr

Chur 97 feuert Rheintaler Dreizack

Stefan Lukic (rechts): «Ich werde hier als Querulant dargestellt. Das kann ich nicht akzeptieren.»
Stefan Lukic (rechts): «Ich werde hier als Querulant dargestellt. Das kann ich nicht akzeptieren.» Bild: Ulrike Huber
Eklat bei Chur 97. Der Verein hat am Dienstagabend den gesamten Staff und zwei Spieler fristlos gefeuert. Mit Boban Antic, Andrea Lo Re und Stefan Lukic sind drei Protagonisten mit Rheintaler Hintergrund betroffen.

Knall bei Chur 97. Präsident Tino Schneider, der die Bündner CVP als Grossrat im Kantonsparlament vertritt, hat am gestrigen frühen Abend den Trainerstaff mit Max Knuth, Boban Antic und Jesus Ares sowie die Kaderspieler Stefan Lukic und Andrea Lo Re fristlos entlassen.

Die betreffenden Akteure wurden vom Sportchef, der sich aktuell trotz schwieriger sportlicher Lage ferienhalber auf den Malediven befindet, per SMS zu einer Aussprache aufgeboten. Die Kommunikation der Entlassung oblag dann Präsident Schneider. Die Entlassung der beiden Spieler wird mit Undiszipliniertheiten begründet. 

Fussballer-Laufbahn in Widnau gestartet

Assistenztrainer Boban Antic begann seine Karriere beim FC St.Margrethen, ehe er zum FC St.Gallen wechselte. Weitere Stationen als Spieler waren Rapperswil-Jona, Vaduz, Brühl und Eschen/Mauren. Stefan Lukic startete seine Fussballer-Laufbahn beim FC Widnau, ehe er über den FC St.Margrethen, nochmals Widnau und Balzers diesen Sommer bei Chur landete. Auch der Ausserrhoder Andrea Lo Re hat fussballerisch einen starken Rheintaler Hintergrund: Er schnürte seine Stiefel u.a. für Altstätten und Widnau. 

Was wird den Protagonisten vorgeworfen, die eine fristlose Entlassung rechtfertigen würde? Dazu Lukic: «Nach dem verloren Spiel gegen meinen Stammverein Widnau war ich sehr enttäuscht und habe mich nach Schlusspfiff umgehend in die Kabine verkrochen. Wir bilden als Mannschaft jeweils nach Spielschluss einen Kreis. Dieses Ritual habe ich in Widnau verpasst und mich dafür auch entschuldigt.» 

 

Andrea Lo Re hat sich bei Widnau einen Namen als Goalgetter gemacht Bild: Ulrike Huber

Einwechslung verweigert

Lo Re wird vorgeworfen, dass er sich beim Spiel gegen Red Star beim Spielstand von 1:3 geweigert habe, sich einwechseln zu lassen. Der Stürmer verteidigt sich: «Im besagten Spiel habe ich mich, aus einer Verletzung kommend, im Sinne der Sache angeschlagen und für den Notfall auf die Bank gesetzt. Es machte für mich keinen Sinn, beim Spielstand von 1:3 ins Geschehen einzugreifen und eine Verschlimmerung der Verletzung zu riskieren mit der allfälligen Konsequenz, nochmals mehrere Spiele auszufallen.»

Die Entlassungen von Staff und der beiden Spieler sind grundsätzlich separat zu betrachten. Dazu Co-Trainer Boban Antic: «Vor dem siegreichen Spiel in Kreuzlingen wurde dem Staff mitgeteilt, dass ein Sieg gegen Calcio zwingend wäre, andernfalls müssten wir Verantwortliche mit der Entlassung rechnen. Wir haben das Spiel gewonnen und trotzdem wurden Knuth, Ares und ich entlassen.»

 

Bild: Ulrike Huber

Einwandfreies und professionelles Verhalten

Lo Re und Lukic sehen ihren Fall dezidierter: «Das Trainerteam hat uns ein einwandfreies und professionelles Verhalten bestätigt. Wir weisen den Vorwurf der Vereinsführung klar zurück. Wir wurden hier zu Sündenböcken für den schlechten Saisonstart gestempelt. Und vermutlich will man schlicht und einfach auch Geld sparen.»

Man kann davon ausgehen, dass Lo Re wie auch Lukic aufgrund ihrer Palmares und Anfahrtswege bei Chur zu den besser verdienenden Spielern gehören. Auch hört man aus dem Umfeld des Vereins immer wieder von finanziellen Schwierigkeiten. Wollte man sich beim FC Chur mit den Entlassungen primär finanziell entlasten? Hierzu nochmals die Betroffenen: «Uns wurde mitgeteilt, dass die Zahlungen per Ende Oktober eingestellt werden. Dagegen werden wir uns notfalls auch mit rechtlichen Mitteln wehren. Wir haben befristete Verträge bis Sommer 2022. Leider werden diese Verträge seitens Chur 97 nicht eingehalten.»

Boban Antic (rechts) fungierte bei Chur 97 als Co-Trainer Bild: zVg

Wir haben Chur-Präsident Tino Schneider auf die Vorkommnisse angesprochen und detailliert Fragen gestellt: «Chur 97 kommentiert Gerüchte und allfällige interne Diskussionen sowie Details nicht. Gerne verweisen wir auf das offizielle Statement des Vereins. Grundsätzlich möchte Chur 97 aber festhalten, dass finanzielle Gründe in den Erwägungen keine Rolle gespielt haben, sondern die angesprochenen internen Differenzen, die daraus entstandene Unruhe in der 1. Mannschaft sowie auch die fehlenden Resultate in der bisherigen Hinrunde zu diesem Entscheid geführt haben,» so der Lokalpolitiker. 

Auf die Detailfragen wollte Schneider gegenüber rheintal24 nicht eingehen. 

rheintal24/nas
Demnächst