Noch vor wenigen Jahren sorgte ein extra für das sechzigjährige Firmenjubiläum von Magenbrot Rohner komponiertes Lied «Äs isch Chilbi-Ziit» für Aufsehen. Leider seit einem Jahr ist die «Chilbi-Ziit» Geschichte. Gefühlt schon seit ewigen Zeiten konnte man aufgrund der Restriktionen der Corona-Pandemie nicht mehr zwischen den Ständen eines Marktes oder einer Chilbi flanieren. Seit gefühlten ewigen Zeiten fehlt damit auch die seit der Kindheit gewohnte ganz spezielle Atmosphäre. Es fehlt der von jeder Chilbi und jedem Markt kaum wegzudenkende Werberuf der Marktständler: «Rohner Magenbrot, brännti Mandlä, Caramel!»
„Äs isch Chilbi-Ziit“ – leider nicht
Nur kleiner Teil über Detailhandel vertrieben
Rheintal24.ch hat mit Marcel Lutz, Geschäftsführer von Magenbrot Rohner in Rebstein, einer der grössten Magenbrotfabrikationen der Schweiz über die derzeitige Situation gesprochen. Eine Situation, die sehr schwierig ist, wie Lutz unumwunden einräumt. «Als ich im November 2019 das Unternehmen als Geschäftsführer übernommen habe, wurde nur ein ganz kleiner Teil der Produktion über den Detailhandel vertrieben, der weitaus überwiegende Teil über die Marktstände, die auf den Märkten und Chilbis aufgebaut waren.»
Trotz der im vergangenen Jahr sofort eingeleiteten Gegenmassnahmen fehlen derzeit 75 bis 80 Prozent des Umsatzes. «Trotzdem stecken wir nicht den Kopf in den Sand, sondern sehen positiv in die Zukunft und suchen neue Absatzkanäle, wie etwa unsere Verkaufsstände beim Rheinpark, in Rorschach und alternierend in Bischofzell und Mels.»
Selbstbedienungs-Magenbrothüsli im Rheintal
Etwas ganz Neues haben die findigen Leute von Magenbrot Rohner seit Beginn der Pandemie aufgebaut. Auf zehn privaten Liegenschaften über das ganze Rheintal verteilt wurden «Selbstbedienungs-Magenbrothüsli» aufgestellt, wo man die leckere Verwöhnkost beziehen kann. Marcel Lutz: «Wir sind froh, diesen Vertriebskanal neu vor einem Jahr lanciert zu haben und wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden, obwohl es natürlich kein Ersatz für die Märkte sein kann.»
Denn in «normalen» Zeiten ist man mit sieben rollenden Marktständen unterwegs, natürlich hauptsächlich in der Ostschweiz, aber man hat immer ein bisschen auch andere Kanton wie Zürich, Aargau und Bern im Blick. Denn spätestens, wenn die Impfkampagne in der Schweiz abgeschlossen ist, wird es ja wieder mit dem Markt- und Chilbitreiben losgehen. Hoffentlich schon in der diesjährigen Herbstsaison.
Weniger Geld zur Verfügung
Auch für die Beschäftigten bei Magenbrot Rohner in der Produktion und für die meist selbstständigen Marktfahrer ist es eine schwere Zeit. Die Arbeitnehmer sind alle in Kurzarbeit, die Selbstständigen müssen auf Erwerbsersatzentgelte der SVA hoffen. «Die Leute haben für ihre Familien und sich natürlich weniger Geld zur Verfügung, was nicht gut für das Gemüt ist. Ausserdem fehlt den Marktfahrern der persönliche Kontakt mit dem Publikum.»
Dennoch wird optimistisch in die Zukunft geschaut. «Wir probieren derzeit wieder verstärkt, in den Detailhandel zu kommen. Mit Erfolg, denn ab Herbst werden unsere Produkte bei SPAR in den Regalen stehen. Und bei MIGROS Luzern sind wir weiterhin vertreten. Keine Probleme mit dem Nachschub hatten wir auch bei den von uns verwendeten hochwertigen Rohstoffen und zum Teil exotischen Gewürzen. Mit guter Planung und einem Quäntchen Glück haben wir immer alle Zutaten rechtzeitig bekommen.»
Produktion optimiert und neu organisiert
Und eine weitere positive Nachricht gibt es. Die Produktion wird noch dieses Jahr in ein neues Gebäude verlegt, optimiert und neu organisiert. Was ohnehin notwendig geworden war, da der Vermieter der bisherigen Räumlichkeiten seine Liegenschaft verkauft.