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12.03.2021
12.03.2021 22:00 Uhr

Millionär will Nikab-Bussen bezahlt haben - echt jetzt?

Für die Zahlung der Bussen wegen Verstosses im Kanton St.Gallen hat es keine schwarze Kreditkarte gebraucht - es gab noch keine Busse
Für die Zahlung der Bussen wegen Verstosses im Kanton St.Gallen hat es keine schwarze Kreditkarte gebraucht - es gab noch keine Busse Bild: fitformoney.de
Der französisch-algerische Millionär Rachid Nekkaz gibt damit an, Bussen für Nikab-Trägerinnen im Kanton St.Gallen bezahlt zu haben. Dumm nur, dass es gar keine Bussen im Kanton gegeben hat.

Mit knappen 51,21 Prozent stimmte am Sonntag die Schweiz für ein «Ja zum Verhüllungsverbot» ab. Das Verbot wird nun in die Verfassung aufgenommen und 24 Kantone ziehen nach dem Tessin und St.Gallen nach. Der Kanton St.Gallen kennt das Verhüllungsverbot nämlich bereits seit zwei Jahren, aber Bussen wurden bislang keine ausgesprochen – oder doch?

«Verteidigung der Freiheit»

2018 war der politische Aktivist Rachid Nekkaz in der Stadt St.Gallen mit einer Nikab-Trägerin unterwegs und sagte, dass er sich im Falle eines Verbots für die Frauen einsetzen werde. Nun soll der algerisch-französische Geschäftsmann und Millionär genau das getan haben: Stolz sagte er gegenüber  «20 Minuten», dass er Bussen für Nikab-Trägerinnen in St.Gallen und im Tessin bezahlt habe und dies nun auch für die ganze Schweiz tun möchte. Auch der «Blick» posaunte: «Rachid Nekkaz blechte schon in St.Gallen und im Tessin».

Der 49-Jährige hat laut eigenen Angaben auch für Nikab-Trägerinnen in Ländern wie Frankreich, Belgien, Niederlande, Österreich, Deutschland, Dänemark und Bulgarien Tausende von Bussen übernommen. Seine Motivation: Die Verteidigung der Religions- und Bekleidungsfreiheit. Er möchte alle Bussen von Frauen bezahlen, die den Nikab freiwillig tragen. Dabei unterscheidet Nekkaz zwischen der Burka und dem Nikab. In der Burka sehe auch er ein Symbol der Unterdrückung der Frau; deshalb würde er niemals eine Busse für eine Burka-Trägerin bezahlen. 

 

Rachid Nekkaz: Viel Geschwätz um nichts. Bild: Keystone

Keine Bussen in St.Gallen

Besonders die Gegner der Initiative argumentierten damit, dass es kaum Nikab-Trägerinnen in der Schweiz gebe und es beispielsweise in St.Gallen keine einzige Busse gegeben habe. Jetzt will der Algerier aber im Kanton St.Gallen Bussen bezahlt haben. Was stimmt nun?

Bei der Kantonspolizei St.Gallen weiss man jedenfalls nichts von einem Millionär, der Bussen für Nikab-Trägerinnen bezahlt hat: «Es gab im Kanton bislang noch keine Bussen wegen des Verhüllungsverbotes. Deshalb kann das nicht sein», sagt Mediensprecher Pascal Häderli gegenüber rheintal24.

Anders sieht es im Tessin aus, wo es das Verbot seit 2016 gibt: In dieser Zeit registrierten die Behörden 60 Verstösse. In 28 Fällen handelte es sich um Burka- oder Nikabträgerinnen, in den restlichen 32 um vermummte Eishockey- und Fussball-Chaoten.

rheintal24/stgallen24, mik
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