Home Region Rheintal Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
St. Margrethen
09.03.2021
11.03.2021 08:41 Uhr

Familienzoff im Gallenbrunnen

Im seit Jahren geschlossenen Restaurant Gallenbrunnen liegt die Mietwohnung von Frau Margrit Röthlin
Im seit Jahren geschlossenen Restaurant Gallenbrunnen liegt die Mietwohnung von Frau Margrit Röthlin Bild: Ulrike Huber
«Blick» hat berichtet: Die 87-jährige Margrit Röthlin würde von ihrem Sohn aus ihrer Beiz, dem Restaurant Gallenbrunnen in St.Margrethen rausgeworfen. Ein schauriges Familiendrama, das so aber überhaupt nicht stimmt. Rheintal24 hat bei beiden Seiten recherchiert.

«Eiskalt bis zum Schluss» – gewohnt reisserisch die Überschrift zu einem in der Online-Ausgabe des «Blick» heute erschienenen Artikel über einen Sohn, der seine alte, arme Mutter Margrit Röthlin (87), die ehemalige Beizenwirtin des «Gallenbrunnen» in St.Margrethen aus ihrer kleinen, ungeheizten Wohnung in eben diesem Gebäude werfen wolle. Der hartherzige Sohn habe ihr Restaurant von heute auf morgen geschlossen und die Beizenräumlichkeiten von innen zugenagelt. Die arme Frau habe nicht einmal mehr eine funktionierende Heizung, da sie ihre Familie mit allen Mitteln aus dem Haus vertreiben wolle.

Mit Gewalt aus Restaurant geworfen?

«Mein jüngerer Sohn und seine Familie sind gekommen und haben mich mit Gewalt aus dem Restaurant geworfen, den Eingang haben sie von innen zugenagelt», so erzählt es die alte Frau laut Blick. Und legt gleich nach: Sie habe ihrem Sprössling die Liegenschaft fünfzehn Jahre zuvor abgetreten, als sie gesundheitlich angeschlagen gewesen sei, damit im Falle ihres Todes alles geregelt sei.

Zudem höre die arme Frau des Nächtens in ihrer Wohnung direkt oberhalb des geschlossenen Restaurants immer wieder Geräusche. «Teilweise ist hier im Haus regelrecht die Hölle los». Sie vermutet natürlich, ihr Sohn stecke hinter dem Lärm. Die Schlösser an ihrer Wohnungstür habe sie ausgetauscht, weil sich wiederholt jemand Zugang verschafft habe.

Bei Minusgraden Heizung ausgefallen

Aus all diesen Gründen habe sie vor einigen Tagen die Wohnung aufgekündigt. Woraufhin plötzlich die Heizung ausgefallen wäre, gerade als draussen Minusgrade gemessen wurden. Die Reparatur habe sie anwaltlich durchsetzen müssen. «Mein Sohn und seine Familie wollen mich jetzt am liebsten von heute auf morgen raushaben», lässt die ehemalige Wirtin sich im Blick rezitieren.

Rheintal24 hat mit dem angeblich so herzenskalten Sohn Niklaus Röthlin Kontakt aufgenommen, um auch die andere Seite der Geschichte zu erfahren. Denn die Erfahrung lehrt, dass jede Münze zwei Seiten hat. Und dass der Bericht in der auflagenstärksten Schweizer Tageszeitung etwas gar reisserisch an der Wahrheit vorbeizielt.

Weder Schenkung noch Nachlassregelung sondern Verkauf

So ist es nachweislich unrichtig, dass die Liegenschaft Gallenbrunnen von Margrit Röthlin an Niklaus Röthlin «abgetreten» worden sei. Vielmehr hat die Röke Betriebe GmbH die Liegenschaft gekauft. Also weder Schenkung noch gemischte Schenkung noch Nachlassregelung.

So ist es unrichtig, dass, wie von Margrit Röthlin auch schon früher behauptet, sie mit Gewalt von ihrer Familie aus dem Restaurant geworfen worden sei. «Diese ehrverletzende Behauptung meiner Mutter hatte zu entsprechenden Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft geführt, obwohl sie jeglicher Grundlage entbehrten und schliesslich von Frau Röthlin wieder zurückgezogen wurden», erläutert Niklaus Röthlin, «das Restaurant Gallenbrunnen musste in Wahrheit aus Sicherheitsgründen wegen nicht mehr sicherer Elektoinstallationen geschlossen werden.»

Von dem nächtlich im Hause tobenden Lärm hat Niklaus Röthlin von seiner Mutter nie etwas gehört. «Weder sie selbst noch ihre Anwalt hat jemals Lärmstörungen angezeigt. Auch hat sie betreffend des Mietverhältnisses nie ein Schlichtungsverfahren bei der Schlichtungsstelle für Miet- und Pachtverhältnisse oder gar ein Gerichtsverfahren durchgeführt.»

Schon lange nur noch über Anwalt kommuniziert

Es ist keine «anwaltliche Durchsetzung» der Heizungsreparatur erfolgt. Vielmehr verkehre die alte Frau Röthlin mit ihrer Familie schon lange nur mehr über einen Anwalt. Der dann auch der Röke Betriebe GmbH mitgeteilt habe, dass die Heizung nicht mehr funktioniere. Es wurde seitens der Vermieterin sofort bei einem Heizungssanitär die Reparatur in Auftrag gegeben. Dieser bestätigte dann, dass die Probleme in der Heizungsanlage auf Fehlmanipulationen der Mieterin zurückzuführen sind. „Statt einfach die Automatik laufen zu lassen, hantierte wohl die Mieterin mehrfach täglich an der Heizungsanlage herum, wie die Experten vermuten“, so Niklaus Röthlin.

Und es stimmt auch nicht, dass der Ausfall der Heizung etwas mit der Aufkündigung des Mietverhältnisses durch Margrith Röthlin zu tun hatte: «Der Defekt der Heizung wurde von der Mieterin erstmalig unmittelbar kurz vor Zustellung der Kündigung per Post mitgeteilt. Die Reparatur der Heizung wurde am gleichen Tag in Auftrag gegeben.»

Das sind die Aussagen beider Seiten. Was wirklich Sache in der Familie Röthlin ist, welche der beiden Seiten der Münze die Wahrheit und welche allenfalls nur Phantasiegebilde eines verwirrten Geistes sind, muss jeder selbst beurteilen.

gmh/uh
Demnächst