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Gesundheit
18.12.2020
18.12.2020 17:10 Uhr

Nachbarn im Rheintal impfen im Januar

Bei den Vorarlbergern wirds wohl schneller gehen mit der Impfung (Symbolbild: Shutterstock)
Bei den Vorarlbergern wirds wohl schneller gehen mit der Impfung (Symbolbild: Shutterstock) Bild: Shutterstock
Wie der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner bekanntgegeben hat, wird der erste unserer Rheintaler Nachbarn am 11. Januar 2021 gegen Covid-19 geimpft werden.

Ganz Europa steht in den Startlöchern für die ersten Impfungen gegen den Coronavirus. Ganz Europa? Nein, ein kleines Land inmitten des Kontinents wird erst Monate später damit beginnen, seiner Bevölkerung den Schutz vor diesem für viele sogar tödlichen Virus zu ermöglichen. Die Schweiz nämlich. Wo entgegen der Vorgangsweise aller Medikamentenzulassungsbehörden der Welt die hier zuständige «Swissmedic» keine Notfallzulassung erteilen wird, da eine solche in der Schweiz «rechtlich nicht vorgesehen» sei.

Nur noch eine Frage der Logistik

Bei unseren Nachbarn ennet des Rheins ist es jedenfalls bald soweit. In Großbritannien haben bereits über 137.000 Personen eine Corona-Impfung erhalten, in Österreich wird die Zulassung in wenigen Tagen erfolgen. «Auf Druck vieler Staaten, unter anderem auch Deutschland, wird die Zulassung auch bei uns in Österreich jetzt vorgezogen», erklärte der Impfstoffexperte Armin Fidler auf vol.at.tv. Die Impfstoff-Zulassung für die gesamte Europäische Union wird nun am 21. Dezember 2020 erfolgen. «Dann ist es nur noch eine Frage der Logistik.»

Alle EU-Länder werden proportional nach Einwohnerzahl aus der ersten Lieferung des vorerst einzigen zugelassenen Impfstoffes der Firma Biontech/Pfizer bedient. Von der ersten Europa-Lieferung werden anfangs daher nur etwa 10´000 Impfdosen auf Österreich entfallen, diese sollen in Wien und Niederösterreich, beginnend noch 2020, «verspritzt» werden. Diese ersten Impfabläufe werden dann auch Erfahrungen und Erkenntnisse über eine adäquate Lieferung und Lagerung bringen - der Impfstoff muss bei -70 Grad Celsius gelagert werden. «Der Impfstoff ist aufgetaut tagelang haltbar, wenn er verdünnt ist, noch mehrere Stunden.»

Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner kündet die erste Coronaimpfung in Vorarlberg auf den 11.01.2021 an (Bild: Landespressestelle Vorarlberg) Bild: Landespressestelle Vorarlberg

Wie Landeshauptmann Markus Wallner am Mittwoch angegeben hat, wird der erste Vorarlberger voraussichtlich am 11. Jänner 2021 geimpft werden. Laut Impfstrategie wird das Gesundheitspersonal als erstes geimpft, «danach folgen die Menschen in Alten- und Pflegeheimen. Wenn alles gut geht, würde ich erwarten, dass wir bis in den Sommer hinein einen breiten Anteil der Bevölkerung impfen können.» Die Nebenwirkungen der Corona-Impfung sind nach den vorliegenden Daten von inzwischen annähernd 200´000 weltweit verabreichten Vakzinen von Biontech/Pfizer minimal und entsprechen in etwa jenen einer Grippeimpfung.

Bei normalen Kühlschranktemperaturen haltbar

Der mit Sicherheit bald in der Zulassung folgende Impfstoff von Moderna, der ein beinahe 100-%ige Schweizer Wertschöpfung aufweist und von der Fa. Lonza produziert und in Behältnisse eines Schweizer Glasunternehmens abgefüllt wird, ist nach unabhängigen Aussagen bei normalen Kühlschranktemperaturen auch über längere Zeit haltbar und lagerfähig, was die Logistik einer breitgefächerten Impfung weiter vereinfachen wird.

 

 

Der Kommentar zur Zeit:   

«Rechtlich nicht vorgesehen!» Mit dieser Begründung verweigert die eidgenössische Medikamentenzulassungsstelle Swissmedic eine Eilzulassung der Anti-Corona-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und auch des Schweizer Produkts von Moderna/Lonza. Während alle anderen Zulassungsstellen der Welt auf das Gaspedal drücken und mit abgekürzten Verfahren oder einer «begleitenden Prüfung», je nach Eintreffen der Ergebnisse der Probeimpfungen, eine Zulassung noch in diesem Jahr schaffen werden. Oder – wie die Engländer – schon geschafft haben.

Die Coronagefahr war ab spätestens Januar 2020 in Fachkreisen bekannt. Bereits im Februar und März wusste man dann, was auf uns zu kommt, und was uns da bereits erreicht hat. Spätestens dann wussten kluge und weitsichtige Menschen aus Medizin und Politik, dass unverzüglich und viel schneller als üblich Vakzine gegen diesen Virus entwickelt werden müssen. Spätestens dann hätten kluge und weitsichtige Menschen aus Medizin und Politik wissen müssen, dass es dann auch eine schnelle, speditive „so rasch wie möglich“ Zulassung brauchen würde. Leider hat das niemand in Bern begriffen. So wurden keine rechtlichen Grundlagen geschaffen, um das Zulassungsverfahren zu beschleunigen.

Was nicht nur jenen schaden wird, die aufgrund der gegenüber Europa späten Impfmöglichkeiten noch an Corona erkranken werden. Es wird vor allem unserer Wirtschaft, unseren KMU´s und unserem Gesundheitssystem schaden.

Erst bei einer Durchimpfung von etwa 60 % der Bevölkerung wird der sogenannte „Herdenschutz“ gegeben sein. Das Virus kann sich dann nicht mehr verbreiten. Die Epidemie erlischt Unser Leben wird dann endgültig zur Normalität zurückkehren. Doch bis dahin sterben jeden Monat hundert Mitmenschen mit und an einer Covid-19-Erkrankung. Und bis dahin wird der Schweizer Wirtschaft weiterhin täglich eine Viele-Millionen-Schaden entstehen. Zeit ist Geld. Deshalb wäre jeder Tag einer früheren Zulassung der Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna/Lonza wichtig. Und deshalb wäre auch von der Wirtschaft die Impfwilligkeit der Bevölkerung zu fördern.

Dr. Gerhard M. Huber, Chefredaktor rheintal24.ch

 

gmh/uh
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