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Gesundheit
12.12.2020
12.12.2020 10:11 Uhr

Kein Impfzentrum im Rheintal geplant

Drei verschiedene Impfstoffe gegen das Covid-19-Virus stehen derzeit am Start (Bild: my-health.ch)
Drei verschiedene Impfstoffe gegen das Covid-19-Virus stehen derzeit am Start (Bild: my-health.ch) Bild: my-health.ch
Europa und die USA beginnen noch dieses Jahr gegen Corona zu impfen. Die Schweiz wartet ab. Und der Kanton St. Gallen wird erst ab April die „normale“ Bevölkerung in Arztpraxen und Spitälern impfen.

«Das Ziel ist klar: Bis zum Juli sollen alle Impfwilligen unter den 500000 Einwohnerinnen und Einwohnern im Kanton St. Gallen geimpft sein», so der für die Gesundheit zuständige Regierungsrat Bruno Damann gestern. Karin Faisst, Amtsleiterin Gesundheitsvorsorge, ergänzte, dass man vom ersten Tag an dabei sein werde. Am kommenden Donnerstag werde sie mit dem Kantonsapotheker sowie einer Vertretung der Ärzteschaft und des Spitals die kantonale Impfstrategie im Detail vorstellen. Man darf gespannt sein.

Es wird auf bestehende Strukturen gesetzt

Soviel wurde aber bereits nach Informationen des St.Galler Tagblatts bekannt: der Kanton St. Gallen wird voraussichtlich keine Impfzentren einrichten, um schnell und breit durchzuimpfen. Während das Thurgau zwischen zwei und vier Impfzentren plant und Appenzell-Innerrhoden sogar in Oberegg ein solches einrichten will, setzt die St. Galler Regierung auf die bestehenden Strukturen, also Hausärzte, Apotheken (?) und Spitäler. Also auf genau jene Strukturen, die man mit der Schliessung des Spitals Altstätten im Rheintal nach Kräften zerstört.

Wenig schlüssig ist auch der späte Termin der kantonalen Impfkampagne. Offensichtlich stört man sich nicht an der verschlafenen Vorgangsweise von Swissmedic. Die Schweizer Medikamentenbewilligungsbehörde will die zum Teil bereits auf dem Markt befindlichen Impfstoffe im Gegensatz zu beinahe allen anderen Bewilligungsbehörden auf dieser Welt nicht in einem Schnellbewilligungsverfahren genehmigen,weil man in der Schweiz kein solches kenne, sondern erst aufgrund von «abgeschlossenen Studien» entscheiden, was kaum vor Ende Januar geschehen wird.

In England wird bereits geimpft

Während also in England bereits seit einigen Tagen munter drauflos geimpft wird und die Impfkampagne in den USA und in einigen Staaten Europas in wenigen Tagen starten, gefährdet man in der Schweiz mit Berner Sturheit und Langsamkeit Wirtschaft und Leben. Denn selbst wenn es im schlimmsten - nach den Zigtausenden bereits Geimpften in aller Welt wohl kaum eintretenden - Fall einige wenige „Impfopfer“ geben würde: die Anzahl der durch die Schweizer Verzögerung von einem bis zwei Monaten zusätzlich an Corona Verstorbenen wird nach den aktuellen Zahlen in der Eidgenossenschaft etwa 4´000 betragen. In dieser Hinsicht ein unverantwortliches Vorgehen der Behörden. Ganz abgesehen davon, dass jeder Tag, den diese Pandemie weiter andauert, die Schweizer Wirtschaft Millionen kostet.

Erschreckend ist auch, wenn der Mediziner Bruno Damann darüber schwadroniert, dass die Verteilung der Impfstoffe so schwierig sei, weil sowohl das Produkt von Biontech/Pfizer wie auch jenes von Moderna (die jeweils gute 90 % Immunitätsrate aufweisen) bei minus 80 Grad gelagert werden müssten. Deshalb erlaube dann erst der dritte Impfstoff von Astra Zeneca (der wohlweislich nur eine 70%-ige Immunität bietet) eine breite Verteilung an Arztpraxen und allfällige Impfzentren. «Und bis dahin kann es Mitte Jahr werden!»

Unrichtig und faktenwidrig

Ganz einfach eine unrichtige und faktenwidrige Aussage. Wird hier schon nach einer Entschuldigung für die späte Impfung gesucht? Der für die Gesundheit von 500´000 Kantonsbewohnern müsste derzeit eigentlich am besten wissen, dass die Notwendigkeit der Lagerung im minus 70 Grad kalten Tiefkühlschrank nur für den Biontech/Pfizer-Impfstoff zutrifft und nicht für jenen von Moderna, der bei Kühlschranktemperaturen zwischen plus zwei und acht Grad gelagert werden kann. Und von der Schweiz schon lange in grossen Chargen vorbestellt wurde.

gmh/uh
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