Zwischen Weihnachten und Jahresende liegt eine merkwürdige Zeit. Sie ist weder Abschluss noch Neubeginn. Man erledigt letzte Besorgungen, räumt auf, bringt Dinge zu Ende.
Und merkt gleichzeitig, dass innerlich wenig zur Ruhe kommt. Diese Tage fühlen sich an wie ein Zwischenraum, in dem alles weiterläuft, ohne wirklich greifbar zu sein.
2025 war ein solches Jahr. Ein Jahr voller Widersprüche. Absurdes stand neben dem Ruf nach alten Werten. Begriffe wurden verschoben, Sicherheiten relativiert, Wahrheiten verhandelbar gemacht.
Seit der Pandemie begleitet uns dieses Gefühl einer ungeklärten Wirklichkeit. Vieles wurde organisiert, wenig wirklich aufgearbeitet. Dieses Jahr wirkte wie ein Höhepunkt dieser Verunsicherung.
Wir leben in einer Zeit des Wandels. Doch Wandel benötigt Orientierung. Stattdessen reagieren viele mit Vorsicht oder Rückzug, aus Angst, etwas Falsches zu sagen. Die Menschen sind sensibler geworden. Gleichzeitig urteilen wir schneller. Fast jeder ist überzeugt, seine eigene Wahrheit verteidigen zu müssen.
Vielleicht wäre genau das Gegenteil nötig. Weniger Abgrenzung. Mehr Annäherung.
Noch nie hatten wir so viel. Technisch. Materiell. Komfortabel. Das Wohnzimmer ersetzt Kino, Restaurant und Begegnung. Wir haben uns eingerichtet. Und uns dabei ein Stück voneinander entfernt.
Die öffentliche Diskussion kennt kaum noch Zwischentöne. Für oder gegen. Pro oder Contra. Trump oder Putin. Krieg oder Frieden. Religion als Zugehörigkeit, Haltung als Etikett. Alles wird politisch, alles wird bewertet. Und jeder soll klar Stellung beziehen.
Vielleicht liegt genau darin das Problem. Dass wir uns selbst zu wichtig nehmen. Dass wir glauben, jede Meinung müsse verteidigt, jede Differenz ausgetragen werden. Politik und Religion sind persönliche Themen. Sie verlieren an Bedeutung, wenn sie nur noch zur Abgrenzung dienen.
Mein Wunsch für 2026 ist kein grosser. Aber ein wichtiger. Mehr Gelassenheit im Umgang mit anderen Meinungen. Mehr Bereitschaft, Unterschiede auszuhalten. Weniger Recht haben. Mehr zuhören. Eine Gesellschaft lebt nicht davon, dass alle gleich denken, sondern davon, dass man trotz Unterschieden miteinander leben kann.
Das wäre ein Schritt nach vorn.
Shqipton Rexhaj, 9462 Montlingen