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St. Margrethen
02.10.2025
02.10.2025 19:44 Uhr

Gemeindepräsidium: SVP verteidigt Strategie, mit Bollhalder ins Finale zu ziehen

Armin Hanselmann (links) ist der grosse Favorit im zweiten Wahlgang. Patrick Bollhalder und die SVP-Führung müssen auf ein Wunder hoffen.
Armin Hanselmann (links) ist der grosse Favorit im zweiten Wahlgang. Patrick Bollhalder und die SVP-Führung müssen auf ein Wunder hoffen. Bild: zVg
Die Ersatzwahl fürs Gemeindepräsidium in St.Margrethen sorgt weiter für Gesprächsstoff: Die SVP sieht sich mit der Nomination von Patrick Bollhalder für den zweiten Wahlgang nicht als Königsmacher von Armin Hanselmann.

Der erste Wahlgang in St.Margrethen ist zwar seit bald einer Woche vorüber, allerdings beschäftigt er das Dorf weiterhin. Im Mittelpunkt: Die Nomination der SVP, die Patrick Bollhalder trotz schlechtem Ergebnis im ersten Wahlgang ins Finale schickt und damit in Kauf nimmt, dass sich die bürgerlichen Stimmen erneut aufteilen. 

Bollhalder hat im ersten Wahlgang von allen Kandidaten am schlechtesten abgeschnitten und nur 13.25 Prozent der Stimmen vereinnahmt.  (Sämtliche Artikel zu diesem Thema finden Sie in unserem Dossier.) Selbst FDP-Kandidat Alexander Herzog räumte das Feld – trotz faktisch weit besserem Resultat als Bollhalder. Wird die SVP damit zum Steigbügelhalter für Armin Hanselmann (SP), der den ersten Wahlgang deutlich für sich entscheiden konnte?

Signal eines politischen Protestes

Zum Vorwurf, die SVP mache mit ihrer Strategie Hanselmann zum neuen Gemeindepräsidenten, sagt Hansruedi Köppel, Vizepräsident der SVP St.Margrethen und Gemeinderat, auf Anfrage von Rheintal24: «Unser Ziel ist es keinesfalls, Armin Hanselmann den Durchmarsch zum Gemeindepräsidium zu ermöglichen.» Das erste Ziel sei bereits erreicht worden: Die Wahl habe hohe Wellen geschlagen und ein Nachdenken – vielleicht sogar ein Umdenken – ausgelöst, sagt er weiter. 

Woher Köppel diese Zuversicht nimmt, ist unklar und für die SVP-Stammwählerschaft wohl schwer nachzuvollziehen - Rheintal24 liegen diverse Protestmails von SVP-Sympathisanten und Mitgliedern an die Parteileitung vor - denn Fakt ist: Gegen Hanselmann haben die Bürgerlichen wohl nur eine reelle Chance, wenn die Stimmen kanalisiert an einen Kandidaten gehen. Bei zwei Kandidaten aus der gleichen politischen Ecke teilen sich die Stimmen logischerweise auf diese zwei Exponenten auf. 

Köppel sagt weiter, das Wahlergebnis sei damit weniger ein Ausdruck einer inhaltlichen Auseinandersetzung, sondern viel mehr ein Signal politischen Protestes. «Mit der Unterstützung des parteilosen Kandidaten Andreas Trösch wurde dieser Protest sichtbar kanalisiert – insbesondere von den Protestwählern.» 

Trösch lässt bürgerliche FiKo-Kandidaten deutlich hinter sich

Fakt ist: Trösch, der im Gegensatz zu Bollhalder von der Findungskommission nicht offiziell unterstützt wurde, hat fast doppelt so viele Stimmen geholt wie der Heerbrugger. Und gibt es wirklich so viele Protestwähler in St.Margrethen? Wohl kaum. Trösch mag in manchen Kreisen in St.Margrethen zwar umstritten sein, hat aber sehr wohl ein Fanbase im Dorf, das zeigt sein gutes Resultat im ersten Wahlgang deutlich. 

Vorwurf an die Medien

Auch die Medien würden einen Teil der Verantwortung tragen, behauptet Köppel weiter; diese hätten mehrfach versucht, Bollhalder blosszustellen, während andere Kandidaten deutlich grössere mediale Aufmerksamkeit erhielten hätten. Mit Fakten ist diese Behauptung nicht unterlegt. 

«Patrick Bollhalder ist die bürgerliche Antwort – und keine Zwängerei und kein Risiko für einen Durchmarsch Hanselmanns. Im Gegenteil: Er ist die Alternative zu Trösch und Hanselmann.» 

Glaubt der Vizepräsident der Ortspartei tatsächlich, sein Schützling kann das Feld im zweiten Wahlgang von hinten aufrollen? 

Pikant: In einer früheren Phase des Wahlkampfs teilte Bollhalder einem Mitglied der SVP schriftlich mit: «Sollte es für mich nicht reichen, wäre es natürlich schade, aber dann wäre mein Wunsch auch, dass Andreas (Trösch) den Schritt macht, auch wenn er es wegen der Vorgeschichte wohl etwas schwerer hätte als ich.»

Anscheinend schätzt Bollhalder, der nach dem ersten Wahlgang der SVP beigetreten ist, die Situation trotz deutlicher Niederlage im ersten Wahlgang jetzt anders ein.

Die Krux mit der Demokratie

Aufgrund der Entscheidung, weiterhin auf Bollhalder zu setzen, hat Fabian Herter den Austritt aus dem Vorstand der Ortspartei bekanntgegeben. «Es trifft zu, dass Fabian Herter aus der Parteileitung ausgetreten ist. Dieser Schritt erfolgte überraschend, ohne vorherige Rücksprache mit der Parteileitung, und wurde direkt über die Medien kommuniziert,» sagt Köppel zum Rücktritt von Herter. 

Ein solches Vorgehen entspreche nicht dem Verständnis einer demokratischen Zusammenarbeit. Der Vorstand sei es, der Beschlüsse fasse. «Diese müssen nach aussen – ob positiv oder negativ – einheitlich getragen werden.»

Apropos demokratische Zusammenarbeit: Teile der Parteileitung - und somit auch Fabian Herter - wurden nicht in die Entscheidung, Bollhalder auch im zweiten Wahlgang zu unterstützen, involviert. Diese Entscheidung wurde durch Präsidentin Elisabeth Thurnheer und Hansruedi Köppel getroffen und war Hauptgrund für den Rücktritt Herters. 

Was macht die FDP?

Nach dem Rückzug für den zweiten Wahlgang ihres Kandidaten Alexander Herzog wird sich die FDP nächste Woche im Vorstand beraten, auf wen sie im zweiten Wahlgang setzt. Eine knifflige Situation für den erfolgsverwöhnten Freisinn im Dorf.

Mit Andreas Trösch hat man das Heu seit seinem Parteiaustritt nicht mehr auf der gleichen Bühne. Und dass die FDP den Kandidaten der SVP, mit der man sich in den letzten Jahren regelmässig gezankt hat, offiziell unterstützt, würde fast noch mehr verwundern. 

Am 30. November wird entschieden, wer künftig die Geschicke von St.Margrethen leitet. Alles andere als die Wahl von Armin Hanselmann als Gemeindepräsident wäre aufgrund der verworrenen Situation bei den Bürgerlichen eine grosse Überraschung. 

nas/fam