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Berneck
23.09.2025

Stolz und Staunen im Ortsmuseum Berneck

Bild: zVg
Die Rheintaler Kulturstiftung besuchte im Rahmen ihres Werkstattprogramms das Ortsmuseum Berneck. Mit grossem Interesse folgte sie den Ausführungen von Urs Castellazzi, Gemeinderat und Präsident der Museumskommission, der spannende Einblicke in die ortsgeschichtliche Sammlung und die kulturelle Bedeutung des Museums gewährte.

Das Haus zum Torggel wurde gemäss baugeschichtlichen Untersuchungen zwischen 1550 und 1600 erbaut. Seit Ende der 1970er-Jahre beherbergt es die ortsgeschichtliche Sammlung. Einzelne Objekte sind derzeit als Leihgaben im Museum Prestegg ausgestellt.

Castellazzi zeigte sich stolz über diese Wertschätzung und erläuterte beim Rundgang weitere Fakten anhand ausgewählter Exponate. Der Betrieb des Museums wird durch die Mitglieder der gemeinderätlichen Museumskommission geführt.

Ort der Superlative

Das schmucke Dorf im geschützten Talwinkel am Fusse der Rebberge zeugt von Selbstbewusstsein und einer langen Geschichte. Der historische Dorfkern ist im Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung (ISOS) aufgeführt. Bereits 892 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt – das Pergament im Original liegt im Stiftsarchiv St. Gallen.

Weitere Superlative folgten: Die katholische Kirche zählt zu den ältesten im Rheintal mit Ursprüngen im 10. Jahrhundert. Seit 1938 läutet dort mit 9,2 Tonnen die zweitschwerste Glocke der Schweiz, nur übertroffen vom Berner Münster.

Auch wenn die reformierte Kirche Herisau Berneck diesen Rang streitig macht, steht die Kirche in Berneck als Symbol für friedliches Miteinander, war sie doch seit der Reformation bis 1937 paritätisch genutzt.

Weinbau und Handwerk

Berneck ist dank seiner klimatisch begünstigten Lage die flächenmässig grösste Weinbaugemeinde des Kantons St. Gallen. Schon 1500 erhielt der Ort das Marktrecht. Noch heute prägen Weinbau und -handel das Dorfbild. Das 1501 und 1591 neu erbaute Rathaus mit Markthalle im Erdgeschoss zeugt davon.

Auch das Handwerk spielte eine grosse Rolle. Besonders die Töpferei war erfolgreich, ihre Produkte fanden weit über die Region hinaus Absatz. Im Museum ist ihr ein ganzer Raum gewidmet. Castellazzi erläuterte zudem den Beruf des Häftlimachers, der beschädigte Tongefässe mit Klammern und einem speziellen Keramikbohrer reparierte.

Bild: zVg

Alte Handwerksberufe und das Torkelfest

Ein besonderes Exponat ist der mächtige Torkel aus dem 17. Jahrhundert, dessen Spindel von 1678 stammt. Vor 70 Jahren in Thal erworben, ist er nach aufwendigen Vorarbeiten noch heute einsatzfähig – zuletzt 2022.

Erst kürzlich wurde er im Rahmen des 25. Bernecker Torkelfest gefeiert, das traditionelle Weinfest im Rheintal, das seit 1975 alle zwei Jahre stattfindet.

Das Museumsensemble wird durch eine funktionsfähige Seilerei ergänzt, die an anderer Stelle abgetragen und hier wieder aufgebaut wurde. Für das kommende Jahr ist eine Sonderausstellung zum Werk des Bernecker Bildhauers Walter Jüstrich (1926–2006) geplant.

Bild: zVg

Bereichernder Besuch

Der Stiftungsrat der Rheintaler Kulturstiftung nahm viele neue Eindrücke mit. Die kurzweilige Führung endete im Gasthaus Ochsen bei einem Glas Bernecker Wein – mit dem festen Vorsatz, wiederzukommen.

Werkstattbesuche

Mit den Werkstattbesuchen gewinnt die Rheintaler Kulturstiftung vertiefte Einblicke in ausgewählte Kulturinstitutionen und teilt diese Erlebnisse mit der Öffentlichkeit. Zwei Mal jährlich besucht der Stiftungsrat Kleintheater, Ausstellungsräume, Museen, Proberäume oder Ateliers und berichtet darüber.

Weitere Informationen zum Ortsmuseum Berneck: www.museum-berneck.ch

pd/ako