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St. Margrethen
29.03.2025
30.03.2025 21:35 Uhr

Nach intensiver Diskussion: Steuererhöhung in St.Margrethen

Reto Friedauer
Reto Friedauer Bild: fam
Die diesjährige Bürgerversammlung von St.Margrethen stand ganz unter dem Zeichen der von der Gemeinde veranschlagten Steuerfusserhöhung von sieben Prozent. Die Abstimmung hierüber sorgte für rote Köpfe.

Gestern Abend, 28.03.2025, fanden sich die Bürger von St.Margrethen in der Rheinauhalle ein, um der Bürgerversammlung beizuwohnen. Der Elefant im Raum war natürlich die von der Gemeinde verlangte Steuererhöhung um rund sieben Prozent. Gemeindepräsident Reto Friedauer hatte die Ehre, ein letztes Mal vor seinem Rücktritt durch die Versammlung zu führen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Alle Traktanden wurden angenommen.
  • Die Steuerfusserhöhung um sieben Prozent wurde angenommen.

Doch warum diese Steuererhöhung?

Der Aufwandüberschuss 2024 wird mit einem Bezug aus der Ausgleichsreserve gedeckt. Der hohe Aufwandüberschuss lässt sich wie folgt erklären: 2021 und 2022 hatte die Gemeinde überdurchschnittliche Steuererträge aufgrund eines regen Liegenschaftshandels. Dadurch wurde der entsprechende Ressourcenausgleich gekürzt und es entstand eine Ertragslücke, die man nun zu stopfen versucht.

Daneben haben sich auch die Kosten für die KESB-Verfügugen seit 2020 verdreifacht. Und auch die Anzahl an Schülern steigerte sich, wodurch mehr Klassen, mehr Schulraum, mehr Material und damit einhergehend auch mehr Kosten entstanden sind. Damit sind nur mal die drei Hauptfaktoren genannt. Wer sich die genauen Zahlen und Fakten anschauen will, findet diese hier.

Schreiner in St.Margrethen

«Seit 2015 konnte sich der Steuerfuss kontinuierlich entspannen», eröffnete Friedauer die Versammlung. «Dass wir den Steuerfuss jetzt erhöhen müssen, ist eine negative Begleiterscheinung von einem rasanten Wachstum.» Die Gründe dafür wurden oben und im verlinkten Artikel dargelegt.

Nicht nur der Steuerfuss bewegt die Gemeinde; es gibt auch zahlreiche Projekte. Darunter: «Das Areal Alp, auf welchem eine Schreinerschule entstehen soll. Das bringt St.Margrethen viele Lehrlinge, die hier ihr Handwerk erlernen.»

Bruggerhorn ist auf Kurs

Daneben wirkt auch das Altfeld-Areal mit der Firma Stadler weiterhin auf die Gemeinde ein. «An diesen Projekten müssen wir dran bleiben.»

Und auch das Bruggerhorn sowie dessen Techniksanierung und Umbau schreiten gut voran. So wird der Abschluss der Projektetappe drei auf diesen Juni datiert.

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Die technischen Betriebe sollen Geld liefern

Nun aber zum Elefanten im Raum; die geplante Steuerfusserhöhung. Wie erwähnt, verlangte der Gemeinderat eine Erhöhung um sieben Prozent.

Bei einem Bürger sorgte dieser Vorschlag aber für einen derart roten Kopf, dass er einen Gegenvorschlag unterbreitete. Unter Berufung auf eine entsprechende Passage im Gesetz verlangte er, dass das Eigenkapital der technischen Betriebe (TB) «ganz oder in Teilen» in den allgemeinen Haushalt übertragen werden soll, um die Geldsorgen abzufedern. Der Steuerfuss sollte sich auf zwei Prozent Erhöhung beschränken.

Friedauer war entsprechend wenig begeistert. «Das kann keine Lösung sein. Wir würden das Problem nur verlagern. Und schlimmer noch: Damit würden wir die technischen Betriebe an die Wand fahren.» Schliesslich hätten diese bereits jetzt sechs Millionen Schulden.

Sieben Prozent Steuerfuss genehmigt

Ein anderer Vorschlag war wesentlich realistischer. Der Steuerfuss soll auf drei Prozent begrenzt werden und die Gemeinde dazu passend Sparmassnahmen schnüren.

Bei einer Gegenüberstellung kamen die beiden Anträge zur Abstimmung – und das Resultat könnte klarer nicht sein: Der TB-Antrag konnte Sage und Schreibe keine einzige Stimme erhaschen und scheiterte damit krachend. 

Mit der Mehrheit kamen sodann der neue Antrag aus der Bürgerschaft, welcher drei Prozent Erhöhung und Sparmassnahmen verlangte sowie der Antrag der Gemeinde zur Abstimmung. Letztendlich ging die Gemeinde als knapper Sieger hervor. Damit haben die Bürger entschieden: Sieben Prozent Steuerfusserhöhung statt drei Prozent. Keine Umlagerung und kein neues Problem.

«Gemeinde betreibt keine Steuerdeals»

Die Stimmung an der Bürgerversammlung war extrem aufgeheizt. Das merkte man in den Diskussionen und der allgemeinen Umfrage.

Ein Herr aus dem Publikum stellte beispielsweise die Frage in den Raum, wie es denn beim Gewerbe mit Steuern aussehe. Insbesondere Stadler. «Es mutet komisch an, welche Steuerpolitik hier gefahren wird. Müssten von Stadler nicht mehr Steuern reinkommen? Betreibt die Gemeinde hier etwa Steuerdeals?»

Reto Friedauer erklärte: «Nein, die Gemeinde betreibt keine Steuerdeals mit dem Gewerbe. Ich darf aber nicht ins Detail gehen.» Dieser Zusatz war natürlich ein gefundenes Fressen für den Bürger, der sich sodann direkt darauf stürzte: «Aha, so ist das also.»

Weiter war aus dem Publikum zu hören, dass man auch mal «die Löhne der Gemeinde überprüfen soll.» Diese Forderung wird wohl deswegen besonders brisant sein, wenn man sich vor Augen führt, wie viele Stellen in letzter Zeit in Reaktion auf die wachsende Gemeinde besetzt werden mussten.

Fakt und Fiktion verschwimmen

Allgemein war es an der Versammlung sehr emotional. So wurden einzelne Bürger laut und ungehalten, andere wiederum warfen mit (laut der Gemeinde) Lügen um sich und alle versuchten, dem angestauten Ärger Luft zu machen.

So wurde unter anderem die Bauverwaltung ordentlich mitgenommen und Friedauer kam kaum aus dem Erklären heraus. Eine Behauptung lautete beispielsweise, dass es die Gemeinde bei Baubewilligungen nicht so genau nehme, wieder andere kritisierten einen angeblich angebauten Wintergarten, der sich letztendlich aber als Überdachung für eine Treppe herausstellte.

Es wurde viel mit Worten um sich geworfen und es scheint, als wurde es das Eine oder andere Mal auch nicht unbedingt zwischen Fakt und Fiktion unterschieden.

Der Jahresbericht der Gemeinde St.Margrethen kann jederzeit online eingesehen werden.

Das PDF finden Sie hier.

Fabian Alexander Meyer