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Heerbrugg
28.01.2025
29.01.2025 10:02 Uhr

SFS zu Leserbriefen: «Es werden Ängste vor dem Projekt geschürt»

Bild: SFS
Immer wieder erscheinen auf Rheintal24 Leserbriefe rund um das viel diskutierte SFS-Windrad. Die Gegner sind sehr lautstark, die SFS hält sich im Hintergrund. Was sagt man in Heerbrugg eigentlich zu den Vorwürfen?

Das SFS-Windrad ist derzeit in aller Munde und die Diskussion um das Projekt auf SFS-Boden hat den Höhepunkt erreicht. Im Hinblick auf die Abstimmung am neunten Februar wird unser Portal immer wieder zur Bühne von unterschiedlichen Meinungen. Jetzt nimmt die SFS Stellung zu den Argumenten der Gegner.

«Ängste schüren»

Ein Leserbrief wirft auf, dass das Windrad, sollte es umkippen, mehrere Strassen treffen würde und damit ein Sicherheitsrisiko darstellt. Was ist dran an dieser Behauptung? Die SFS kennt die Antwort. «Dieses Szenario ist äusserst unwahrscheinlich und wird unserer Ansicht nach nur vorgebracht, um Ängste vor dem Projekt zu schüren.»

Man erklärt: Eine Windanlage sei fest im Boden verankert und würde bei Sturmwinden abgeschaltet und aus dem Wind gedreht. «Das einzige Gebäude, das von einem umkippenden Turm getroffen werden könnte, ist unsere Produktionsanlage – und wir werden unsere Mitarbeiter bestimmt keinem Sicherheitsrisiko aussetzen. Das Risiko einer Entgleisung der Bahn ist ebenfalls sehr tief, aber dennoch ungleich höher.»

Vorhaben wird von «Landschaftsschutz Schweiz» unterstützt

Es wird wohl niemand bezweifeln, dass die Sicherheit der Mitarbeiter immer an erster Stelle steht. Schliesslich liess Jens Breu an einer Infoveranstaltung verlauten, dass die Mitarbeiter das grösste Gut sind. Doch gibt es neben der Sicherheit der Mitarbeiter und Dorfbewohner gleichermassen auch immer noch die Diskussion um die Gesundheit. Ein Leserbrief behauptet, dass die SFS «schwere negative Auswirkungen auf die gesamte Umgebung, den Lebensraum für Mensch und Tier, die Gesundheit der Anwohner usw.» kleinredet. 

Auch hier hat man eine klare Gegendarstellung parat. Das Projekt RhintlWind sei so ausgestaltet, dass Auswirkungen auf das Siedlungsgebiet und die Natur auf ein Minimum reduziert werden. «Wie bei allen Infrastrukturprojekten geht es darum, eine Güterabwägung zwischen den verschiedenen Nutzungs- und Schutzinteressen vorzunehmen. Im Rahmen des Bewilligungsverfahrens hat SFS umfassende Vorabklärungen von unabhängigen Experten erstellen lassen.»

Daher kommt man zum Schluss: «Die Machbarkeitsstudie bestätigt unter anderem die Siedlungs- und Umweltverträglichkeit. Aus diesen Gründen unterstützt auch die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz unser Vorhaben.» Mehr noch. Es sei der SFS von Anfang an ein grosses Anliegen gewesen, transparent über das Projekt zu informieren, weshalb mehrere Informationsveranstaltungen durchgeführt wurden. «Der Vorwurf des Kleinredens sowie die Behauptung, es sei mit schweren negativen Auswirkungen zu rechnen, entsprechen daher nicht den Tatsachen.»

Claudio Winter und Jens Breu Bild: fam

HEV Schweiz stützt Behauptungen nicht

Die Vorwürfe gehen noch viel weiter. Immer wieder wird auch erwähnt, dass ein Windrad den Wert einer Immobilie senken kann. Der HEV Winterthur beispielsweise schrieb auf seiner Website: «Bei grösseren Windturbinen beträgt die Wertminderung bei einem Abstand von 300m zur Liegenschaft rund 25%, bei 1000m 8% und bei 2000m noch 5%.» Das sind harte Aussagen.

Aussagen, die man bei der SFS nicht unterschreiben kann. «Die einzige für die Schweiz relevante Studie von Wüest Partner konnte keinen Zusammenhang zwischen Windenergieanlagen und Immobilienpreisen nachweisen. Aus dem Artikel des HEV Winterthur wird nicht klar, wie der Autor auf die quantitativen Aussagen zu den Wertminderungen kommt.» Der HEV Schweiz stütze diese Behauptungen nicht und schreibe auf Anfrage der SFS, dass er den Beitrag des HEV Winterthur nicht beurteilen und zum Thema keine Einschätzung abgeben könne.

«Entscheidend für die Entwicklung der Immobilienpreise sind Faktoren wie die wirtschaftliche Entwicklung, attraktive Arbeitsplätze und steuerliche Rahmenbedingungen. Dazu trägt SFS bei. In den vergangenen zehn Jahren sind die Preise für Einfamilienhäuser im Rheintal um über 80 Prozent gestiegen – deutlich über dem kantonalen Durchschnitt.»

Gibt es eine «Windradflucht»?

Das Windrad richtet Schaden an. Sei es bezüglich Immobilienwert, Gesundheit und auch auf die Umwelt. Stichwort nächtliche Befeuerung und Vogelsterben. Da sind sich die Gegner einig. Ein Zitat aus einem Leserbrief: «Bezahlt die SFS die Schäden, die durch ihr im Wohngebiet aufgestelltes Windrad zu erwarten sind?» Darauf angesprochen entgegnet die SFS, dass die Machbarkeitsstudie die Umweltverträglichkeit des Windrads bestätigt. «Unsere geplante Windenergieanlage befindet sich in der Industriezone und wird in den angrenzenden Wohngebieten keine Schäden anrichten.»

Man darf dabei aber nicht vergessen, dass das Windrad im Wohngebiet sichtbar sein wird. Gewissermassen hat man es direkt vor der Haustüre. Die Gegner argumentieren damit, dass Familien und Anwohner vor dem Windrad flüchten werden. Durch diese von den Gegnern «Windradflucht» genannte Aktion würde angeblich die Steuerbasis der Gemeinde erodiert werden. Schliesslich sind weniger Bürger hier, die ihre Steuern bezahlen. Was bleibt, sei ein finanzielles und soziales Desaster.

So sieht das Windrad aus der Ferne aus Bild: SFS

«Symbol für Fortschritt»

«Wir sind überzeugt, dass Faktoren wie attraktive Arbeitsplätze in nächster Nähe, tiefe Steuern und eine generell positive wirtschaftliche Entwicklung einen grossen Einfluss auf die Attraktivität eines Wohnortes haben. Die geplante Windenergieanlage trägt zur Sicherung von zukunftsgerichteten Arbeitsplätzen und damit zur attraktiven Standortentwicklung im Rheintal bei.»

Für viele Menschen sei ein Windrad keineswegs ein Grund für eine Flucht, sondern ein Symbol für Fortschritt und Nachhaltigkeit. «Die Standortgemeinde Au-Heerbrugg, der Verein St.Galler Rheintal und der Arbeitgeberverband würden das Projekt nicht unterstützen, wenn eine Fluchtbewegung zu befürchten wäre.»

Abhängigkeit vom Ausland reduzieren

Die SFS hat sich für den Bau des Windrads vielseitig informiert und auch Experten eingeschaltet. Auch liess man eine Machbarkeitsstudie anfertigen und stellte diese im Internet zur Verfügung. «Diese besteht aus zwölf unabhängigen Einzelgutachten zu Themen wie Schallemissionen, Landschafts- und Vogelschutz oder Schatten- und Eiswurf. Die Behörden stellen im Rahmen des Bewilligungsverfahrens sehr hohe Anforderungen, was wir auch als wichtig und richtig erachten.»

Genauso wichtig ist der SFS auch die Energiesicherheit. Gerade bei einem so energie-intensiven Unternehmen ist es daher wichtig, «soviel Strom wie möglich selbst produzieren zu können. Dies erhöht die Planungssicherheit und hilft uns, die Energiekosten zu stabilisieren.» So könne man bereits zwölf Prozent des Strombedarfs in der Schweiz mit den grossflächigen PV-Anlagen produzieren.

«Unser Ziel ist es, in Zukunft 30 Prozent des Strombedarfs der Schweizer Standorte selbst herstellen zu können – dies ist ohne die Windenergieanlage jedoch nicht möglich. Als dezentrale Produktionsanlage entlastet das Projekt RhintlWind die Netze, reduziert Übertragungsverluste und trägt damit zur Reduktion der Energiekosten für die Allgemeinheit bei, denn Transport und Verteilung machen rund 40 Prozent des Strompreises aus.» Zudem leistet das Projekt einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit und reduziert die Abhängigkeit vom Ausland.

Mitarbeiter als wichtigstes Gut

«Die Windenergie ist keine experimentelle Technologie, sondern hat sich weltweit tausendfach bewährt. Wie erwähnt, haben interne und externe Experten das Projekt gewissenhaft geprüft und sorgfältig geplant. Unsere Mitarbeiter haben allerhöchste Priorität. Gäbe es Bedenken bezüglich gesundheitlicher Auswirkungen auf sie, würden wir das Projekt nicht weiterverfolgen.»

Das soll auch die Bevölkerung wissen, weshalb die SFS bereits auf den nächsten Dialog mit der Bevölkerung setzt. Am fünften Februar soll eine weitere Infoveranstaltung durchgeführt werden. «An der Veranstaltung stehen Jens Breu, unser CEO, und Claudio Winter, Bereichsleiter Infrastruktur & Energie, daher vor allem für Auskünfte und Fragen zur Verfügung. Der Austausch richtet sich insbesondere an Unentschlossene sowie an Personen, die nicht an der Podiumsdiskussion teilnehmen konnten.»

Das Stichdatum ist aber ganz klar der neunte Februar. An diesem Tag wird endgültig über die Zukunft des Windrads entschieden. Kommt es zu einer Annahme, steht den weiteren Planungen nichts mehr im Wege. Anders sieht es aus, wenn das Projekt an der Urne scheitert. «Wir möchten nicht über das Ergebnis einer demokratischen Abstimmung spekulieren. RhintlWind wird intensiv diskutiert, was zu erwarten war und wichtig ist. Neben Fragen und Meinungsäusserungen von Personen, die dem Projekt skeptisch gegenüberstehen, erhalten wir auch sehr viele positive Rückmeldungen.»

Viel Wind um den Wind

Die Abstimmung werde daher begrüsst. Schliesslich gibt sie den Stimmbürgern die Möglichkeit, sich zum Projekt zu äussern und darüber zu entscheiden. «Bei einer Annahme der Initiative müssten wir das Projekt sistieren. Sollte sich die Rechtslage in Zukunft ändern, würden wir den Dialog mit der Bevölkerung wieder aufnehmen.»

Ähnliches hört man auch von den Gegnern. Auch diese werden nicht Ruhe geben, sollte es zu einer Ablehnung der Initiative kommen. Viel Wind um den Wind. Und windstill wird es wohl auch nach der Abstimmung nicht.

Der angesprochene Artikel vom HEV Winterthur kann hier eingesehen werden.

Hier geht es zur Rhintlwind-Website.

Und hier zur geht es zur Website der IG Gegenwind Au-Heerbrugg.

Sämtliche angesprochenen Leserbriefe finden Sie in der Rubrik «Verwandte Artikel».

Fabian Alexander Meyer