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Balgach
26.09.2024
29.09.2024 09:08 Uhr

Viva Solar AG: Mitarbeiter schlagen Alarm

Symbolbild
Symbolbild Bild: sg.ch
Die Viva Solar AG aus Balgach steht massiv unter Druck. Mitarbeiter werfen der Solar-Firma schwerwiegende Tatbestände vor. Dazu gehören unter anderem Lohnbschiss und riesige Schulden.

«Für den Bau von Solarstromanlagen führt kein Weg an Architektur, Gebäudetechnik, Gebäudehülle und Elektroinstallation vorbei. Wir begleiten Eigenheimbesitzer und private Bauvorhaben vollumfänglich, wenn es darum geht, den Wunsch einer Solaranlage umzusetzen.»

So liest sich ein Text auf der Website der Viva Solar AG in Balgach – und damit ist auch klar, in welcher Branche hier gearbeitet wird: Ein weiteres Unternehmen ist vor einem Jahr auf den Solar-Hype aufgesprungen und will mit den Energieerzeugern das grosse Geld machen.

Nun, das grosse Geld macht die Firma – doch kommt es nur Geschäftsführer David Z. zugute, wenn man den Vorwürfen der UNIA in ihrer «Work-Zeitung» Glauben schenkt.

Mitarbeiter wird um 10'000 Franken gebracht

Denn ebendiese schreibt in einem Artikel, dass jüngst ein Brief die UNIA St.Gallen erreicht habe, in welchem vier Mitarbeiter sich in voller Verzweiflung an die Gewerkschaft wenden und diese als «letzte Hoffnung» bezeichnen. Denn die Mitarbeiter seien eigenen Angaben zufolge von verschiedenen kantonalen Institutionen abgewimmelt worden, darunter auch die Polizei.

Der Inhalt der Meldung ist brisant: Unter den Vorwürfen ist, dass Kunden mit falschen Urkunden getäuscht würden, Sozialversicherungsbeiträge würden nicht bezahlt, es werde keine Geschäftsbilanz geführt, ungesetzliche Buchführung, fehlerhafte Steuerdeklaration und die Beschäftigung von Grenzgängern ohne Bewilligung.

Und all das in einer kleinen Firma im Rheintal – oder doch in Sirnach im Thurgau? Theoretisch ist dort der Hauptsitz, doch daran bestehen Zweifel.

UNIA-Sekretär Lukas Auer wurde hellhörig; schliesslich machte der Sekretär selbst auch schon Erfahrungen mit David Z., gegen den die Vorwürfe gerichtet sind. Konkret begleitete Auer einen Ex-Monteur der Viva Ende Juli vor den Friedensrichter; es ging darum, dass der Chef seinem Mitarbeiter aufgrund einer Verkehrsbusse 3’000 Franken vom Lohn abgezogen haben soll. Und das, obwohl dieser die Busse bereits aus eigener Tasche beglichen habe. Eine fristlose Kündigung folgte – der Lohn für 140 Überstunden hingegen nicht. Jetzt fehlen dem Monteur rund 10'000 Franken. Z. schwänzte die Gerichtsverhandlung.

Bild: zVg

Zahlungen verweigert?

Das ist kein Einzelfall. Wie die Work-Zeitung weiter schreibt, habe sich auch ein ehemaliger Projektorganisator gemeldet. Er ist eigenen Angaben zufolge zuerst gemobbt und dann aus der Firma gedrängt worden. Jetzt ist der Mitarbeiter beim RAV angemeldet. Z. schuldet ihm laut der Work-Zeitung noch rund 30 Riesen.

Einem anderen Mitarbeiter zufolge hat diese Masche ein System. Es seien noch vier weitere Mitarbeiter abserviert worden. Der Mitarbeiter, der dies angeblich weiss, hat die Viva Solar im Sommer 2023 mitaufgebaut und war bis vor Kurzem Z.s wichtigster Mann für Büroarbeiten. Die Vorwürfe der vier Mitarbeiter würden ihn stark beschäftigen. Er sagt: «Sozialversicherungsbeiträge und Steuern habe ich für die Firma immer sauber deklariert, doch Z. hat nicht bezahlt.»

Das Betreibungsregister der Viva Solar AG ist lang. Ein Blick in ebendieses zeigt, dass die Firma aus Balgach resp. Sirnach über fast eine Million Franken betrieben wird. Und das nach gerade einmal einjähriger Geschäftstätigkeit. Die grössten Beiträge belaufen sich auf die eidgenössische Steuerverwaltung, das Sozialversicherungszentrum Thurgau, die SUVA und das St.Galler Steueramt.

Es existiert aber noch ein anderer «Betreibungsregisterauszug», der der Work-Zeitung vorliegt. Hier seien keine Betreibungen aufgeführt. Ein Insider weiss Bescheid: «Das ist ein gefälschter Auszug für die Kundschaft!» Ein aufmerksamer Kunde habe eines Tages beim entsprechenden Amt nachgefragt und damit den Schwindel auffliegen lassen.

Mons Solar betroffen

Ein Beitrag des Kassensturzes aus dem Jahre 2022 thematisierte die Firma «Mons Solar», ebenfalls aus dem Rheintal, aufgrund einiger unzufriedener Kunden. Der Zusammenhang zwischen Viva Solar und Mons: David Z. war bei Mons angestellt, bis ihn die Polizei auf dem Firmengelände abholte und in U-Haft steckte. Er wurde von seiner Arbeitgeberin des Diebstahls angezeigt. Der Verdacht: Z. soll Material gestohlen und damit seine eigene Firma Viva Solar AG aufgebaut haben. 

Ein Mons-Mitarbeiter aus dem Kader kann ein laufendes Verfahren bestätigen. Seit dem Kassensturz-Bericht hat sich Mons von einigen Mitarbeitern getrennt. Seither habe sich Mons in vielerlei Hinsicht völlig neu aufgestellt, sagt der Kader. Das kam Z. mit seiner Viva Solar gelegen, baute er seine Firma doch praktisch ausschliesslich mit Ex-Mons-Mitarbeitern auf. Und der Rubel rollt: Bereits in den ersten Monaten konnte sich die Viva Solar Aufträge im Wert von rund vier Millionen Franken sichern.

Auch die Swissolar, der Schweizerische Fachverband für Solarenergie, ist mittlerweile auf dem Plan. In einer «letzten Verwarnung» schreibt der Fachverband unter anderem von «aggressivem Verkaufsverhalten», «technischen Mängeln» und fehlenden Sicherheitsgerüsten bei Dacharbeiten. Dennoch verweilt Viva bis heute im Verband. Und auch privat lässt es sich der Chef gut gehen: So hat er einen Lamborghini, Luxusuhren und jettet regelmässig mit First-Class-Flügen durch halb Europa.

Strafanzeige erstattet

Wahrscheinlich landet Z. aber bald nicht mehr nur auf dem Flughafen, sondern auch auf dem Boden der Tatsachen: Die UNIA-Arbeitslosenkasse hat nämlich eine Strafanzeige wegen Verletzung der Auskunftspflicht verhängt.

Am 8. Dezember muss sich der Geschäftsführer vor dem Bezirksgericht Münchwilen verantworten. Und auch das Handelsregisteramt Thurgau bestätigt gegenüber Work, dass man die Firma auf dem Schirm habe und Massnahmen ergreife.

Fabian Alexander Meyer