Am Freitagabend fand in Berneck die Bürgerversammlung der politischen Gemeinde Berneck statt. Zugleich die Abschiedsveranstaltung von Gemeindepräsident Bruno Seelos, der noch in derselben Nacht Servus und Goodbye von seinem Amt in Berneck sagte. «Ich bin überwältigt, wie viele Leute heute in der Halle sind.» Es war mit Sicherheit seinem Abschied geschuldet, dass über 300 Menschen in die MZH Bünt gekommen waren.
«Aus die Maus» für Bruno Seelos in Berneck
Einvernehmliche Veranstaltung
Aber wohl auch der Tatsache, dass dieses die erste «richtige» Bürgerversammlung seit 2019 war. Und zugleich die erste als Einheitsgemeinde. Dennoch wurde es eine höchst einvernehmliche Veranstaltung, die zeigte, welch gutes Klima Seelos in Berneck hinterlässt. Eingangs der Sitzung informierte der Gemeindepräsident über die laufenden Projekte, über den Stand des Sondernutzungsplanes Alpha Rheintal, über den Lauf des Hochwasserschutzprojektes und über die bevorstehende Erneuerung der Ortsplanung.
Dabei erinnerte er, dass bis Oktober 2027 ein neuer Zonenplan sowie ein neues Baureglement vorliegen müssen. Auf dem Weg dorthin werde 2024 eine Entwicklungsstrategie und ein Richtplan erarbeitet und 2025 eine Gesamtrevision des Nutzungsplanes erfolgen.
Turnhalle des Schulhauses Stäpfli
Zu reden gab natürlich die Entwicklung bei der Turnhalle des Schulhauses Stäpfli. Nachdem im Zuge der Sanierungsarbeiten die Wände gegen die erfolgten Wassereinbrüche abgedichtet wurden, ist Wasser durch den Hallenboden eingetreten. Fachleute bewerten eine Sanierung mit Einbau einer neuen Bodenplatte in das bestehende Gebäude als Irrweg. Die Halle muss komplett neu gebaut werden. «Wahrscheinlich war der Bau schon vor vierzig Jahren fehlerhaft. Es besteht kein Zusammenhang zwischen Schäden und Erweiterungsarbeiten», erläuterte Bruno Seelos.
Die Jahresrechnung 2022 mit einer Besserstellung von 3´684´561 Franken zum Budget wurde einstimmig genehmigt. Anschliessend wurde das Budget 2023 präsentiert, dessen Defizit, wie bereits im Vorjahr, wieder mit etwa 2,3 Mio Franken prognostiziert wird. Dazu stellten Vertreter der Partei die Mitte zwei Änderungsanträge, wonach die Kosten für eine Machbarkeitsstudie für die Immobilien Neugass 4 und Kirchgass 2 abzulehnen wären, und der Gemeinderat vorab mit der Ausarbeitung einer Gebäudestrategie zu beauftragen wäre.
Abänderungsanträge mehrheitlich abgelehnt
Nachdem Gemeindepräsident Seelos anhand einer Aufstellung erläutert hatte, dass hinter der Erstellung dieser Machbarkeitsstudien sehr wohl eine Strategie stehe, wurden beide Anträge von den Stimmbürgern mehrheitlich abgelehnt. Das Budget 2023 mit einer Belassung des Steuerfusses auf 95 Prozent wurde mit nur sieben Gegenstimmen genehmigt.
Am Ende der allgemeinen Umfrage vergass Bruno Seelos nicht darauf, Schulratspräsidentin Annemarie Keel mit einem prächtigen Blumenstrauss zum Geburtstag zu gratulieren und ein Ständchen anzustimmen.
Ehre und Privileg
«Ich bin dankbar für die Zeit als Gemeindepräsident von Berneck», so Bruno Seelos abschliessend, «Ich habe diese Arbeit in meinem Heimatort sehr gerne nach bestem Wissen und Gewissen gemacht, es war mir eine Ehre und ein Privileg, hier dienen zu dürfen. Und ich bedanke mich bei Bevölkerung und Gemeinderat sehr für das mir entgegen gebrachte Verständnis dafür, dass ich nach Widnau wechsle.»
Gemeinderat und Vizepräsident Markus Dierauer erhielt von Seelos als Symbol der Amtsübergabe zu Mitternacht einen Schwurstock überreicht und hielt seinerseits eine launige Rede. «Bruno, das war´s! Aus die Maus! Das war der letzte politische Akt. Dir gebührt ein ganz spezieller Dank für Deinen Super-Schlussspurt. Alle Kollegen im Gemeinderat und in der Verwaltung und der sonstigen Belegschaft wollen mithelfen, das bevorstehende Interregnum bis zur Wahl eines neuen Gemeindepräsidenten zu überbrücken und eine Extrameile zu gehen. Alle werden gut arbeiten und die Aufgaben mit Selbstverantwortung erledigen.»
Laudatio auf den scheidenden Präsidenten
Anschliessend hielt Alt-Gemeinderat Christian Siegrist, der sich selbst als Einzigen bezeichnete, der als Gemeinderat zusammen mit drei Gemeindepräsidenten arbeiten durfte, eine Laudatio auf den scheidenden Präsidenten. «Du hast nach turbulenten Zeiten wieder Ruhe und Stabilität in das Gemeindegeschehen gebracht. Als Mensch, der Projekte aktiv angeht und stets für Kritik und Anregungen offen ist.» Das Ziel von Seelos sei eine bürgernahe Verwaltung gewesen, was er auch in 175 Gemeinderatssitzungen erreicht habe. Eine Aufzählung der unter Bruno Seelos angestossenen Projekte machte deutlich, was in den vergangenen sieben Jahren in Berneck passiert sei.
«Wir hoffen auf einen guten Nachfolger.» Als Dank überreichte der Gemeinderat zum Abschied ein kleines, vom örtlichen Küfer Martin Thurnheer hergestelltes und mit Bernecker Rotwein des Jahrgangs 2022 gefülltes Holzfässchen. «So kannst Du beim Trinken künftig Dein Heimweh nach Berneck abstreifen.»