Kurz vor zwei Uhr nachmittags war in ganz Altstätten kein einziger Parkplatz mehr frei. Bis weit in die Wohnsiedlungen hinaus standen die Autos, mit denen die tausenden Besucher gekommen waren. Ein wahrer Pilgerzug strebte in Richtung Innenstadt, um den Fasnachtsumzug sehen zu können. Dieses Jahr der einzige Umzug weit und breit.
Guggen, Häxa, Röllelibutzen und viele Mäschgerli
Traditionelle Altstätter Röllelibutzen
Dementsprechend hatten sich beim OK der Altstätter Fasnacht über dreissig Gruppen angemeldet, als bekannt wurde, dass nach Wegfall der Coronaschutzmassnahmen beschlossen worden war, den Umzug kurzfristig durchzuführen.
Ohne Wagen, ohne Eintritt, aber dafür mit vielen Guggen, mit Häxa-Gruppen, Ausgeburten der Hölle und Fasnachtszünften. Und natürlich mit den tradtionellen Altstätter Röllelibutzen.
Video: Ulrike Huber
Diese kamen mit ihren Spritzgeräten bereits als zweite Gruppe. Viele Zuschauer wurden Opfer ihre Wasserspritzattacken. Vor allem jene, die in Unwissenheit der Geschehnisse ausgerechnet am Brunnen in Marktgasse Aufstellung genommen hatten, wo die Röllelibutzen ihre Handpumpen wieder mit dem kostbaren Nass auffüllen konnten.
Prächtige Kostüme und viele Tiere
Es war ein bunter, farbenprächtiger Umzug. Bei dem auch die Zuschauer das ihre zum fröhlichen Bild dazutaten. Da konnte man prächtige Kostüme sehen. Eine ganze Zoomenagerie war vertreten. Tiger, Giraffen, Pandas, Waschbären und Zebras gaben sich die Ehre wie weiland im Film «König der Löwen». Nur ein Warzenschwein fehlte.
Vor allem die Jüngsten waren von ihren stolzen Muttis härzig verkleidet worden. Und freuten sich über das Geschehen. Über die harmlose Konfettiwerferei, über die lustigen Verkleidungen der Guggen und sogar über die Häxa, brachten diese hässlichen verbuckelten Gestalten ja sogar Süssigkeiten mit.
Ausgeburten der Hölle
Nur bei den Rhii-Tüüfel-Triebern und anderen finsteren Gesellen mussten sich so einige «tapfere» Jungs fest zusammennehmen, damit sie ihre Angst nicht zu offensichtlich zeigten. Frei nach dem Motto «Angriff ist die beste Verteidigung» wurden die Ausgeburten der Hölle mit Konfetti attackiert.
Die erste von zwanzig Guggenmusiken im Umzug waren die Burgtätscher aus Rebstein, die mit ihren Kroko-Köpfen ein prächtiges Bild abgaben. Ebenso prächtig wie die gleich folgenden Städtli-Chläpfer mit ihren Dinoköpfen. Zusammen mit der gleich darauf durch die Altstadt musizierenden Wolfshüüler aus Wolfhalden ergab sich ein vieltöniger Guggenmelodienmix. Nicht unbedingt schön, aber sicher von erlesener Seltenheit.
Piraten und Biester
Von den Rheintaler Guggen sah man noch die Piraten von den Rhii-Jooli aus Rüthi, die Biester von den Bazzaschüttlern Eichberg, die bereits mehrere Tage durch die Fasnacht spielenden Guggesuuser aus Berneck, die Lokalmatadoren von den Räbafäger Altstätten, die Rehgeweihträger von den Guggigässlern Hinterforst sowie die Guggamusig Lavaria Lüchingen.
Video: Ulrike Huber
Aus nah und fern kamen noch viele andere Guggen. Wie die Schlosstätscher Sargans, die Guugewörger Bazenheid oder die Föhngugge Brülisau. Sogar bis von Zürich war die «Oldietruppe» von den Zürigugge LadiesKillers angereist.
Häxa, Höllenhund und Glockenträger
Neben den bereits erwähnten Häxa-Gruppen, Höllahund und Siebner Märtfräueli waren auch die Trychler vom Schällaclub Bärgfründä zu sehen. Und zu hören. Man sah den Mannen an, wie mühsam es sein muss, die schweren Kuhglocken nicht von den muhenden Milchproduzenten selbst tragen zu lassen, sondern aus eigenen Kräften durch die Gegend zu wuchten. Wer will, der soll…
Nach dem Ende des über eineinhalbstündigen Umzugs waren wohl alle zufrieden. Die Kinder, die reiche Beute an Zückerli und Lollipops und Gummibärchen gemacht hatten, die Erwachsenen, die sich an den schönen Kostümen und etwas Farbe im grauen Alltag erfreut hatten, und die beim Umzug Mitmarschierenden, die immer wieder spontanen Applaus erhielten. Vor allem aber die Verantwortlichen der Röllelibutzen und des OK Altstätter Fasnacht, die allen Widrigkeiten zum Trotz diesen wunderbaren Umzug auf die Beine gestellt haben.