Der Kommentar zur Zeit:
Liebe Leute, echt jetzt? Die Schweiz zählt international zu den Ländern mit den geringsten Schutzmassnahmen. Nur ein einziger Lockdown eingangs der Pandemie. Wir sind vergleichsweise gut und mit soften Massnahmen durch diese zermürbende Coronazeit gekommen.
Und jetzt, wo dank einer bevorstehenden Durchseuchung der Bevölkerung durch die Coronavariante Omikron nach übereinstimmender internationaler Expertenmeinung in einigen Monaten der Übergang von einer Pandemie zu endemischen Einzellagen bevorsteht, jetzt, wo in der Schweiz immer noch Grossveranstaltungen mit 13´000 Besuchern (Adelboden) durchgeführt werden, genau jetzt wird mit «Fackel- und Lichterumzügen» gegen die bei uns bestehenden lauen Massnahmen demonstriert?
Gegen Schutzmassnahmen, die in Wahrheit nicht mehr der prinzipiellen Ansteckung des Einzelnen entgegenwirken sollen, sondern «nur mehr» einer explosionsartigen Verbreitung von Omikron und damit dem Zusammenbruch des Gesundheitssystems und der kritischen Infrastruktur Einhalt gebieten sollen. Genauer gesagt: die «Durchseuchung» durch Omikron soll über mehrere Monate verteilt erfolgen.
Ja, ich weiss, ich gehöre einer Generation an, die noch von den Erzählungen ihrer Väter und Grossväter von den Schrecken der Naziherrschaft samt Krieg und Judenvernichtung geprägt ist. Gegen die wirklichen Probleme, die die Menschen in dieser traurigen Zeit Mitte des vorigen Jahrhunderts hatten, ist das zeitlich begrenzte Tragen eines Stofflappens im Gesicht oder die Zugangsbeschränkungen etwa zur Gastronomie doch in Wahrheit ein NICHTS.
Und genau diese Vereinigung von Mördern, Räubern, Dieben und Kriegstreibern, die sich Nationalsozialisten genannt haben, hat auch den «Fackel- oder Lichterumzug» als Mittel der Propaganda erfunden. Nein, nichts liegt mit ferner, als die offensichtlich besorgten Menschen, die da gestern Abend in Widnau mit Fackeln und Laternele in grosser Gemeinschaft durch die Gegend gestapft sind, in die Nähe des faschistischen Denkens und Agitierens zu stellen.
Aber es muss in der heutigen, aufgeklärten Welt doch andere Mittel geben, um die Aufmerksamkeit der Mitmenschen auf die eigenen, persönlich-subjektiv berechtigten Anliegen zu lenken.
Für Freiheit, Frieden und Liebe. Und nicht für Fackeln, Querdenker, Trychler und andere Rechtsaussenassoziationen.
Und über all dem sollten wir die wahren Grössenverhältnisse im Auge behalten. Denn die weit überwiegende Mehrheit der Bevölkerung hat sich impfen lassen und akzeptiert die vorgeschriebenen Schutzmassnahmen. Die «Spaziergänger» sind eine sehr kleine, aber lautstarke Minderheit. Bleiben wir also gelassen.
Meine Meinung - und Ihre?
Dr. Gerhard M. Huber, Chefredaktor rheintal24.ch