Beinahe seit zwei Jahren hält uns Corona in Atem. Zwei Jahre voller persönlicher Einschränkungen und Opfer, zwei Jahre mit Zugangsbeschränkungen, Kontaktverboten und Lockdowns. Für den international anerkannten Psychiater Dr. Reinhard Haller ist es daher nicht verwunderlich, wenn die Bevölkerung dem Covid-19-Virus teilweise noch immer unverständig und skeptisch gegenübersteht, wie er in einer Sendung von «Vorarlberg Live» darlegte.
Eigene Interpretationen
«Der Mensch strebt immer danach, eine Erklärung zu finden, wenn es keine gibt, entwickeln wir eigene Interpretationen oder auch Verschwörungstheorien», so der Grund dafür, dass sich so viele Menschen für die in den Social Medias kursierenden Fake-News oder «alternativen Fakten» interessieren.
Reinhard Haller ruft alle Menschen auf, sich impfen zu lassen, auch wenn die Impfung nicht ganz den Effekt gebracht habe, der erhofft worden sei. Dies sei zwar enttäuschend, aber die positiven Effekte der Impfung sind weit überwiegend. «So können wir uns vor der Intensivstation fernhalten.»
Kritik nicht gerechtfertigt
Gerade in der Schweiz, aber auch in beinahe allen Ländern richtet sich die Kritik der Bevölkerung gegen die Entscheidungsträger. Wenn auch manchen Teilen berechtigt, so sei diese Kritik nicht gerechtfertigt, schliesslich habe anfangs dieser Pandemie niemand gewusst, welche riesigen Ausmasse sie annehme.
Überall in der Schweiz ist es in den vergangenen Wochen zu Demonstrationen von Massnahmengegnern und Impfkritikern gekommen. Was treibt diese Leute an? Haller will dabei nicht alle Demoteilnehmer in einen Topf werfen. Seiner Ansicht nach kann man die Skeptiker in drei Gruppen aufteilen.
Furcht und Angst
Die erste Gruppe rekrutiere sich aus den Menschen, die sich ängstigen. Die erhebliche Furcht vor der Impfung haben und dazu auch Argumente vorbringen. Diese Personen und ihre Anliegen müsse man ernst nehmen. Man werde sie zwar nicht von einer Impfung überzeugen können, aber dürfe sie nicht aus der Gesellschaft ausschliessen oder stigmatisieren.
Dann gibt es die zweite Gruppe. Jene, die die Pandemie immer noch nicht wirklich ernst nehmen und eine Impfung ständig nach dem Motto "Mich wirds schon nicht erwischen" vor sich her schieben oder auf Herdenimmunität oder ähnliches setzen. Nach der Überzeugung von Reinhard Haller sollten sich die Impfaufrufe besonders auf diese Gruppe konzentrieren.
Querulative oder paranoide Menschen
Nur bei einem kleinen Teil, etwa zwei bis fünf Prozent, sei Querulantismus oder Paranoia festzustellen: «Personen, die immer dagegen sind. Für diese Leute ist die Pandemie ein Hochfest, weil es endlich wieder etwas zum Protestieren gibt.»