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Region Rheintal
17.11.2021
18.11.2021 10:25 Uhr

Zertifikats-Betrüger auch im Rheintal unterwegs

Die Datenschutz-Richtlinien schützen die Betrüger vorerst
Die Datenschutz-Richtlinien schützen die Betrüger vorerst Bild: Keystone/Michael Buholzer
Immer mehr Leute erschwindeln sich Covid-Impf-Zertifikate. Befürchten müssen sie aus datenschutzrechtlichen Gründen wohl nichts.

Das Geschäft mit dem Verkauf von Covid-Impf-Zertifikaten boomt. Diverse rheintal24-Leser haben uns mitgeteilt, von Zertifikats-Dealern angesprochen worden zu sein. M.H. (Name der Redaktion bekannt) nahm vor einigen Wochen an einer Party mit 3G-Pflicht im Oberrheintal teil und wurde von einem anderen Partygänger angesprochen, ob sie noch ein Zertifikat für den Anlass brauche. Auf Nachfrage, wie das denn funktionieren würde, meinte er: «Willst Du ein Zertifikat oder nicht? Wie das läuft, musst Du nicht wissen, wir machen das dann schon.» 

Auch K.H. ( Name der Redaktion bekannt) bekam Angebote. «Einmal wurde ich auf einem Fussballplatz im Unterrheintal angesprochen, das zweite Angebot kam über Facebook.» 

Die Preise für die Zertifikate belaufen sich gemäss Aussagen der Betroffenen auf 300 bis 600 Franken, je nach Anbieter. Gemäss Recherchen von Rheintal24 werden diese Zertifikate über autorisierte Stellen, beispielsweise Apotheken oder Teststellen, ausgestellt und unterscheiden sich somit nicht von Zertifikaten jener Personen, die tatsächlich geimpft sind. Der Prozess mit der Zustellung des Zertifikats ist ebenfalls exakt gleich wie bei einer geimpften Person. Die «Aquisiteure», welche die Leute ansprechen, erhalten eine Provision. Grösser sahnen wohl die Hintermänner der Organisationen ab, welche dann für den Auslösungsprozess des Zertifikats verantwortlich sind. 

Wie ist sowas möglich?

Dem Gesundheitsdepartement des Kantons St.Gallen sind die Probleme bekannt: «Wir erhalten immer wieder Hinweise zu möglichen Zertifikats-Betrügereien. Dagegen vorzugehen ist allerdings schwierig. Das Gesundheitsdepartement hat beim Bund wiederholt beanstandet, dass das Zertifikate-Ausstell-System Schwachpunkte hat. So können alle Personen, die Zugang zum Zertifikate-Ausstell-System haben, auch ein Impfzertifikat beantragen. Also auch Personen in den Teststellen.» 

Aus Datenschutzgründen sind bei den Zertifikats-«Inhabern» keine Personendaten hinterlegt. Diese können nur über die UVCI-Nummer identifiziert werden. Bild: zVg

Dazu nochmals das Gesundheitsdepartement: «Die Überprüfung der Hinweise ist aus zwei Gründen schwierig. Zum einen erhalten wir vorwiegend anonyme Hinweise. Zum anderen dürfen aus datenschutzrechtlichen Gründen im System zur Ausstellung der Zertifikate keine Personendaten der Zertifikatsinhaber gespeichert werden. Es darf nur die sogenannte UVCI-Nummer des Zertifikats gespeichert werden. Detaillierte Abklärungen sind nur möglich, wenn diese Nummer bekannt ist. Nur mit den Personendaten des "Zertifikat"-Inhabers kann nicht eruiert werden, wer ein Zertifikat ausgestellt hat.»

Es klingt paradox, aber die Schweizer Datenschutz-Richtlinien schützen diese Betrügereien, und zwar sowohl auf Angebots- wie auch auf Nachfrageseite. Ob die unrechtmässig erworbenen Impfzertifikate relevanten Einfluss auf die Impfquote haben, konnte das Gesundheitsdepartement nicht beantworten. 

rheintal24
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