Die Montlinger Fussballer können einem leidtun. Da spielen sie auswärts weit besser als in den letzten Meisterschaftsrunden, waren über einen Gutteil der Zeit die eindeutig dominierende Mannschaft, erarbeiten weit mehr seriöse Torchancen als die Gastgeber aus Ruggell. Halten mit Kampf und Willen bis in die Nachspielzeit ein Unentschieden. Nur um in der allerletzten Minute des Spiels noch das entscheidende Gegentor zum 1:2 zu bekommen.
Nerven liegen blank
Kein Wunder, dass angesichts von fünf Niederlagen bei einem Unentschieden und einem einzigen Sieg die Nerven bei den Kolbensteinern blank liegen. Auf dem ganzen Platz im Freizeitpark Widau waren die verbalen Ausbrüche von FCM-Trainer Erik Regtop zu hören. Zweimal wurden seine Offensivjungs im gegnerischen Strafraum elfmeterheischend gefoult. Zweimal blieb die Pfeife des Offiziellen stumm. Zweimal eine Ermessenentscheidung, die vielleicht sogar richtig war. Für Aussenstehende schwer zu beurteilen. Die Tiraden von Regtop hätten wohl für mehrere gelbe Karten ausgereicht, aber der Referee bewies Fingerspitzengefühl und liess den Karton stecken.
Die erste Spielhälfte bot für die Zuschauer ein animiertes Spielchen. Beide Teams zeigten temporeichen Rasenball, das Moment wogte hin und her. Man mag es angesichts der letzten Leistungen kaum glauben, aber insgesamt bestand ein klarer Vorteil für die Montlinger. Klingler, Bont und Co. erarbeiteten sich wesentlich mehr echte Torchancen als die Ruggeller. Dennoch kam es wieder, wie es kommen musste. Zwei Minuten vor dem Halbzeitpfiff setzte sich im engen Gedränge nach einer Liechtensteiner Flanke von der rechten Seite Stürmer Philipp Ospelt durch und bugsierte den Ball mit dem rechten Fuss unhaltbar an FCM-Goalie Fabian Lüchinger vorbei zum Führungstor für die Gastgeber ins Netz.
Klare Feldüberlegenheit
Nach Wiederanpfiff erspielten sich die Roten wieder eine klare Feldüberlegenheit. Konnten zunächst aber ihre Chancen nicht verwerten. Wie Michel Gadient, der in der 51. Minute zu einer Doppelchance kam. Zunächst an Ruggell-Torhüter Matthias Haselwanter scheiterte und wenige Sekunden später einen Kopfball direkt in dessen Hände setzte. Kurz darauf Elferalarm. Zumindest auf der Betreuerbank der Montlinger. Ein Liechtensteiner Spieler hatte Menderes Caglar im Zweikampf im Strafraum zu Boden gebracht. Doch, wie schon weiter oben beschrieben, erfolgte kein Pfiff.
Die vorläufige Erlösung für die Regtop-Elf dann aber nach einer guten Stunde Spielzeit. Ein Gewaltschuss von Michel Gadient flatterte in Richtung Tor. Ruggells Haselwanter konnte nur kurz abwehren und Manuel Bont setzte die Wuchtel per Flugkopfball in geringer Flughöhe in die gegnerischen Maschen zum 1:1. Bei dieser Aktion verletzte sich Goalie Haselwanter und musste ausgetauscht werden. Zwischen die Pfosten kam ein im Rheintal alter Bekannter. Julian Schatzmann, bis vor einigen Monaten noch die Nummer Eins beim FC Widnau, fristet jetzt sein fussballerisches Dasein als Ersatzmann beim FC Ruggell.
Erneuter Elferalarm
Erneuter Elferalarm zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit. Ein Liechtensteiner Verteidiger rutschte Michel Gadient in aussichtsreicher Position nach einem optimalen Querpass des stark spielenden Fabian Wüst etwa am Elferpunkt von hinten in die Beine. Wieder blieb die Pfeife des Referees stumm.
Und dann kam für Montlinger, die bis dahin kein Glück hatten, auch noch ein gerüttelt Mass an Pech dazu, als ein Kolbensteiner Verteidiger bei einem schnellen Gegenstoss der Gastgeber an einem eigentlich erreichbaren Ball vorbeirutschte. Es folgte ein Zuspiel zum frei stehenden Constantin Marxer, der den Montlingern mit dem 2:1-Treffer den endgültigen Todesstoss versetzte.
Kein Spiel für Farbenblinde
Noch eine persönliche Anmerkung des Schreiberlings: Die Teams traten in grünen bzw. roten Tenues an, wobei die Farben dieselbe Farbtiefe aufwiesen. Mindestens zehn Prozent aller Männer sind farbenschwach oder farbenblind und können rote und grüne Leibchen samt Stutzen in gleicher Farbtiefe nicht unterscheiden. Ein solches Spiel wie gestern Abend wird zur Qual, wenn man die Teams nur an der Farbe ihrer Hosen unterscheiden kann. Und wetten, dass auch der Liechtensteiner Spieler Philip Erne zumindest farbenschwach ist, denn nur so liessen sich seine mehreren klaren Fehlpässe erklären.
Aber den OFV interessiert das wenig, sonst hätte er schon lange veranlasst, dass die Teams jeweils in unterschiedlichen Helltönen antreten müssen.