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Gesundheit
10.09.2021
13.09.2021 08:41 Uhr

Kein Krafttraining ohne Zertifikat

Samir Weber vom Vitalwerk Gesundheitszentrum Heerbrugg: «die 3G-Zertifikatspflicht ist in Fitnesscentern in keiner Art und Weise gerechtfertigt»
Samir Weber vom Vitalwerk Gesundheitszentrum Heerbrugg: «die 3G-Zertifikatspflicht ist in Fitnesscentern in keiner Art und Weise gerechtfertigt» Bild: Ulrike Huber
Gemäss des Bundesratsbeschlusses vom Mittwoch muss jeder, der ab dem 13. September in einem Fitnesscenter Gewichte stemmen und Ausdauer trainieren will, vorab ein gültiges Covid-Zertifikat vorlegen. Was bedeutet das für die Branche?

Im TC Fitnesscenter Heerbrugg bietet sich das typische Bild eines solchen Ortes der Ertüchtigung für Körper und Seele. Auf den Fahrrädern und Steppern wird aufgewärmt oder Ausdauer trainiert. An den vielen Geräten wird gezogen und gepumpt. Um die Muskeln zu trainieren und wachsen zu lassen. Oder um ganz einfach in Form zu bleiben.

Sprunghafter Anstieg an Infizierten

Ab Montag, dem 13. September, wird dieses Freizeitvergnügen jenen vorbehalten bleiben, die ein 3G-Zertifikat vorlegen können. Jenen also, die entweder gegen Corona geimpft, von Corona genesen oder auf Corona getestet worden sind. Der Bundesrat hat es so beschlossen, um des sprunghaften Anstiegs an Infizierten in dieser vierten Welle Herr zu werden, ohne wieder einen Lockdown verfügen zu müssen.

Im Gegenzug dafür kommt in den Fitnesscentern keine Maskenpflicht mehr. Auch Abstände müssen keine mehr eingehalten werden. Was sagt der Betreiber im TC Fitnesscenter Heerbrugg Andryn Savary dazu, dass er künftig das Vorliegen gültiger 3G-Zertifikate prüfen soll?

 

Andryn Savary vom TC Fitnesscenter Heerbrugg: «Wieder mehr Aufwand ohne jede Entschädigung.» Bild: zVg

Bei jedem das Zertifikat kontrollieren

«Dass man uns sozusagen als Kontrollorgane für die Zertifikate bestimmt, ist ganz schlecht. Ja beinahe unmöglich. Ich muss Trainings geben, reinigen, das Büro machen. Und jetzt soll ich auch noch bei jedem, der das Studio betritt, sein Zertifikat kontrollieren!», ächzt der langjährig erfahrene Studioboss.

Dazu komme, dass jetzt doch einige der Mitglieder ihr Abo kündigen wollen. «Also bleibt uns nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Entweder Bussen zahlen oder Gutschriften ausstellen oder Abogebühren rückzahlen.» Sehr zu schaffen macht Savary, dass er von einigen Leuten mit hässigen e-mails traktiert wurde. «Obwohl wir ja überhaupt nichts für die Situation können!»

Verständig für die neuen Regeln

Viele Mitglieder seines Studio seien natürlich auch sehr verständig für diese neuen Regeln. «Natürlich vor allem jene, die das Zertifikat haben. Aber auch andere sind auf uns zugekommen und wollen die Abos nur für eine gewisse Zeit, bis sich die Pandemielage wieder verbessert, unterbrechen.» Erst am Montag werden die Fitnessstudios im Rheintal vom Schweizer Dachverband neue Richtlinien bekommen, was genau sie dann zu beachten haben. Savary abschliessend: «Es ist noch beinahe alles ungeklärt und nur im Groben definiert. Aber eines ist sicher: Für uns wird es sehr mühsam und bedeutet wieder mehr Aufwand ohne jede Entschädigung.»

Kunden aus reiferen Jahrgängen

Ähnlich die Situation im Vitalwerk Heerbrugg. Obwohl es sich um keines der üblichen Fitnesscenter handelt, sondern um einen Gesundheitstempel, in dem speziell entwickelte Geräte und Trainingsmethoden auf die Generation Ü40 warten. Ist es einfacher, wenn sich die Kunden aus den reiferen Jahrgängen rekrutieren, und damit eher geimpft sind?

«Jein» winkt Samir Weber, Verantwortlicher bei Vitalwerk ab, «es ist zwar richtig, dass die ältere Generation mehrheitlich geimpft ist, aber diese Personen haben immer noch vielfach Angst vor einer Ansteckung und kommen deshalb nicht ins Studio.» Auch beim Vitalwerk ist von Abonnenten schon die Frage nach einer Aufkündigung oder Aussetzung des Abos aufgekommen. «Verständlich. Denn wenn ich weder geimpft noch genesen bin und am morgen kurzfristig entscheide, dass ich trainieren gehen will, müsste ich zuvor zum Testen. Das macht ja auch keinen Sinn.»

Null komma Josef aller Ansteckungen

Samir Weber kritisiert, dass die Fitnessbranche in die Zertifikatspflicht mit hineingezogen wurde. «Wir wissen von jedem unserer Kunden, wann er genau beim Training war. Also liegt immer alles für das Contact Tracing bereit. Dazu weiss man inzwischen, dass nur Null komma Josef aller Ansteckungen im Fitnesscenter erfolgen. Da ist die 3G-Zertifikatspflicht in keiner Art und Weise gerechtfertigt. Insgesamt sollen damit doch nur die Leute, die Freizeitaktivitäten ausüben, zum Impfen gezwungen werden.»

rheintal24/gmh/uh
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