Carmen Bruss, Kantonsrätin aus Diepoldsau, ist schon seit längerer Zeit eine Verfechterin der Kostenübernahme bei Antikörpertests. «Bei der Kostenübernahme von Antikörpertests wird der Ball weiterhin zwischen Bund und Kanton herumgespielt», so Bruss in einem email an rheintal24.ch, «Die Krankenkassen beteiligen sich auch nicht daran. Solches Vorgehen gibt mir schon zu denken.» Denn das Ziel sei doch, dass viele Leute Antikörper gegen Corona bilden, egal ob natürlich infiziert oder geimpft.
Unlogische und teure Angelegenheit
Unerträgliche und kontraproduktive Impfdrängelei
Bruss bezeichnet die von ihr so empfundene «Impfdrängelei» des Staates als unerträglich und kontraproduktiv. «Von breit angelegten Testzentren für PCR-Tests will die Schweiz, respektive unser Kanton auch nichts wissen, obwohl Testtermine in Apotheken und Arztpraxen auf längere Zeit ausgebucht sind – und das vor den Ferien.»
Die Zukunft wird aber wahrscheinlich eine ganz andere sein. Nämlich das Zusammenstreichen aller Gratisleistungen, die der Staat zuletzt für die Einhaltung von Coronaschutzmassnahmen gewährt hat. Also fertig mit Gratistests, Erwerbsausfallsentschädigungen und ähnlichem. Und sobald jeder Erwachsene, respektive dann auch jeder Jugendliche ein Impfangebot bekommen hat, werden auch alle anderen Massnahmen, wie einzuhaltende Abstände, Zuschauerbeschränkungen, Maskenpflicht etc. wegfallen.
Mit rigiden Massnahmen durch die Pandemie
So sieht es jedenfalls Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz, der den Alpenstaat ja mit durchaus rigiden Massnahmen (Ausgangssperre, hermetische Abriegelung ganzer Ortschaften etc.) durch die Pandemie geführt hat. «Für jeden, der geimpft ist, ist die Pandemie vorbei! Für jeden, der nicht geimpft ist, ist das Virus ein massives Problem.» So warnte Kurz in einem in New York stattgefundenen Gespräch mit Journalisten. «Ein Anstieg der Ansteckungszahlen wie jüngst in Südeuropa oder den Niederlanden wird auch bei uns stattfinden.»
Gleichzeit erklärt Kurz, der in der Vergangenheit mit seinen Coronavoraussagen meist recht behalten hat, dass das Covid-19-Virus künftig zur «Privatangelegenheit» werde. «Der Staat hat die letzten eineinhalb Jahre massiv in das Leben jedes Einzelnen eingegriffen, er muss sich jetzt wieder auf seine Kernaufgaben zurückziehen. Die Krise redimensioniert sich. Sie wandelt sich von einer akuten gesamtgesellschaftlichen Herausforderung zu einem individuellen medizinischen Problem», das jeden betreffe, der nicht geimpft sei, meinte Kurz.
Rechtskonform unvernünftig handeln
Es sei nunmehr an der Zeit, die Pandemie dem individuellen Risiko- und Vernunftmanagement zu überantworten. «Wir sind in einer Demokratie. Es gibt das persönliche Recht, rechtskonform unvernünftig zu handeln. Man kann am Tag zehn Schnitzel essen oder mit 140 Kilo die Felswand hinaufklettern, ohne dass der Staat unten steht und das Seil sichert.»
Auf gut Deutsch gesagt: jeder, der sich nach vollständiger Durchführung der Impfkampagne noch mit Corona ansteckt, muss die Folgen selbst tragen, weil er auch selbst daran schuld sei. Zumindest in der Vorstellung von Sebastian Kurz wird in Bälde Schluss sein mit «unlogischen und teuren Angelegenheiten», die auch Carmen Bruss reklamiert. Es wird aber auch Schluss sein mit staatsfinanzierten Testzentren und Testmöglichkeiten, mit Gratis-Schnelltests und den von Carmen Bruss immer wieder favorisierten Antikörpertests. Wer mangels Impfung keinen Impfausweis hat, wird für sein aktuelles PCR-Testresultat zur Kasse gebeten werden.