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Kanton
03.06.2021
03.06.2021 11:34 Uhr

Bruno Cozzio: «Unser Kanton hat immer funktioniert»

Bild: Keystone
Am Montag, 7. Juni 2021, wird Bruno Cozzio (CVP) die Leitung des St.Galler Kantonsparlements an die designierte Nachfolgerin Claudia Martin aus Gossau abgeben. Kurz vor dem Ende seiner Amtszeit sprachen wir mit dem Kantonsratspräsidenten, über sein Amt als «höchster St.Galler» in einer schwierigen Zeit.

Bruno Cozzio, am 7.Juni geht Ihre einjährige Amtszeit als Kantonsratspräsident zu Ende. Sie haben das Amt in einem ganz besonderen Jahr übernommen. Mit welchem Gefühl geht ihr Präsidialjahr zu Ende?
Bruno Cozzio: Ein Gefühl zu nennen ist schwierig. Einerseits bin ich sehr zufrieden, wie es gelang, den Kantonsrat in dieser schwierigen Situation zu führen und dass der Rat jederzeit fähig war, seine Aufgaben zu erfüllen. Andererseits ist es natürlich auch etwas schade, dass viele interessante Anlässe und Begegnungen mit den Menschen im ganzen Kanton nicht möglich waren. Ein Austausch, auf den ich mich neben der Ratsleitung und den interessanten Ratsgeschäften sehr gefreut hätte.

Das Amt des Kantonsratspräsidenten war ihr höchstes politisches Amt bisher. Würden Sie es selbst als das Highlight ihrer politischen Karriere bezeichnen?
Dem ist so. Es ist eine grosse Ehre, dieses Amt als "höchster St. Galler" ausführen zu dürfen, auch wenn die Machtbefugnisse trotz der Position sehr bescheiden sind.

Welche Schwierigkeiten hat Corona für Sie persönlich in ihrem Amt verursacht?
An sich für mich persönlich waren die Schwierigkeiten in Zusammenhang mit dem Amt in der Arbeitsbewältigung überschaubar. Es gab sicherlich eine satte Mehrarbeit durch den Ausfall der letztjährigen Aprilsession, welche dann aufgeholt werden musste und auch die Vorbereitungen für die Sessionen waren durch den Umzug in die OLMA mit Mehraufwand verbunden. Dank dem riesigen Einsatz der Parlamentsdienste und der Staatskanzlei konnte diese Mehrarbeit zur grossen Zufriedenheit aller erledigt werden.- Schwierig bis fast unmöglich war der Austausch mit der Bevölkerung. Für mich ist das sehr wichtig, da wir nur so die Meinungen, Sorgen oder auch Wünsche der Menschen in unserem Kanton erfahren können: im direkten Austausch. Das hat gefehlt und ich hoffe, vieles davon kann jetzt bald nachgeholt werden.

Welchen ausgefallenen Terminen trauern Sie besonders nach?
Für mich war einer sicher die ausgefallene Präsidentenfeier in Uzwil, wo der Austausch mit den Menschen sehr gut und intensiv ist. Als Schwinger fehlten schon Anlässe wie das Nordostschweizer oder das St. Galler Kantonale Schwingfest. Aber auch viele kleine Anlässe, an denen man mit einer Bratwurst in der Hand mit jedem ganz ungezwungen sprechen kann, die fehlten. Auf die hatte ich mich sehr gefreut.

Auf welches erreichte Ziel sind Sie besonders stolz?
In dieser Funktion kann ich alleine nichts erreichen, auch gibt es keine Stoppuhr, die klar sagt: 'Ziel erreicht'. Ich freue mich sehr, dass der Kantonsrat zusammen mit der Regierung und der gesamten Verwaltung den Menschen in unserem Kanton immer ein sicherer Wert waren und ihre Arbeit sauber und zeitgerecht trotz Erschwernissen erfüllt haben. Schlicht und einfach: Unser Kanton hat immer funktioniert.

Gab es auch Ziele oder andere Vorhaben, welche Sie nicht erreichen bzw. umsetzen konnten?
Ja, das gibt es. Sehr gerne hätte ich in meinen Botschaften und Reden, aber auch in der Diskussion mit den Menschen an Anlässen das Verständnis für Nachhaltigkeit, gerade auch wie wir Förster sie verstehen, nähergebracht. Ich hätte sehr gerne erfahren, was für andere Nachhaltigkeit bedeutet und wie wir gemeinsam unser Leben und Tun für die Zukunft unserer Kinder eben nachhaltig gut gestalten können.

In Uzwil hat sich der Kantonsrat kürzlich bei vielen unbeliebt gemacht, in dem ein Ausbau der Augartenkreuzung abgelehnt wurde. Die CVP-EVP-Fraktion hat vergeblich für die Sanierung gekämpft. Welche Schritte müssten Ihrer Meinung nach betreffend der Augartenkreuzung in nächster Zeit getätigt werden?
Im Rat prallten zwei Extremansichten aufeinander. Rechts wollte alles, links nichts, und die Menschen in der Region sind nun die Leidtragenden. Jetzt müssen wir Uzwilerinnen und Uzwiler das Heft in die Hand nehmen und auf die Regierung zugehen. Der Gemeinderat Uzwil hat dies bereits gestartet und Regierungsrätin Susanne Hartmann hat positiv reagiert. Als Ratspräsident ist es nicht üblich, seine Meinung in Geschäfte einzubringen. Dies kann ich ab dem 7.Juni wieder tun und ich werde mich ganz bestimmt rasch und in Absprache mit dem Gemeinderat Uzwil für eine gute Lösung für die Menschen hier in Uzwil und Oberbüren einsetzen. Keine 'Superkreuzung' und kein 'Nichts', sondern eine gute und zahlbare Lösung für alle.

Sie haben das Amt direkt im Anschluss an eine Wahl übernommen. Ihr Jahr als Vizepräsident war dementsprechend ein Wahljahr. Ist es einfacher, einem neu formierten Rat als Präsident vorzusitzen oder einem, der sich im Wahlkampfmodus befindet?
Im Zusammenhang mit dem Vizepräsidium im Vorjahr habe ich diesbezüglich keinen Unterschied bemerken können. Der Rat ist in der Regel sehr diszipliniert und mit grosser Achtung gegenüber allen Ratsmitgliedern in der Debatte unterwegs und pflegt eine gute Gesprächskultur. Vielleicht wird vor den Wahlen der eine oder andere Vorstoss, der nicht unbedingt nötig ist, mehr gebracht als nach den Wahlen, aber das scheint mir noch tragbar so.

Es könnte sein, dass Sie der letzte Kantonsratspräsident aus der CVP sind, sollte die Kantonspartei dem Beispiel der Nationalpartei folgend mit dem neuen Namen «Die Mitte» in die Zukunft gehen.  Wie sehen Sie diese Zukunft Ihrer Partei?
Ob die Partei CVP oder die Mitte heisst, oder vielleicht CVP-die Mitte ist doch einerlei. Wichtig sind die Menschen dahinter und die Werte, welche diese Menschen in sich tragen. Werte für unsere Gesellschaft, Werte uns alle gemeinsam in eine gute Zukunft zu bringen, Werte, welche die Starken die Schwachen mitnehmen, eben Werte, dass wir es gemeinsam für unsere Jugend schaffen, einen Kanton, eine Schweiz und eine Welt für die Zukunft zu gestalten. Eines ist sicher, wir von der CVP oder der Mitte, wir wollen genau das.

Eine letzte Frage noch. Die Zeit als höchster St. Galler geht zu Ende, bis mindestens 2024 sind Sie noch Mitglied des Kantonsrates. Wie sehen Ihre politischen Pläne für die Zukunft aus? Gibt es noch etwas, was Sie unbedingt anstreben wollen?
Die Politik zum Beruf machen, dazu bin ich einfach viel zu gerne Förster. Das ist nicht geplant, aber es geschehen ja immer wieder Dinge, die nicht geplant sind. Schon bald werden wir Kantonsräte aus der politischen Mitte mit der CVP aus unserem Wahlkreis zusammen erarbeiten, wie wir in die nächsten Wahlen gehen wollen. Die Freude und der Wille auch über das 2024 hinaus für die Menschen unserer Region im Kanton einzutreten ist und bleibt nach wie vor sehr gross.  Mein Ziel ist in diesem Sinn nicht ein Amt, sondern für unsere Region möglichst viel für alle zu erreichen.

MC / jg/rheintal24
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