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Fussball Regional
26.05.2021
28.05.2021 12:26 Uhr

«As ischt, wia as ischt»

Francesco Bologna: «Ich hätte mir mehr Ehrlichkeit gewünscht»
Francesco Bologna: «Ich hätte mir mehr Ehrlichkeit gewünscht» Bild: Ulrike Huber
Francesco Bologna, Ex-Trainer des FC Altstätten hat mit rheintal24 gesprochen. Über die verflixte Herbstrunde seines damaligen Teams, über seine Einschätzung der Situation und über den Wunsch nach mehr Ehrlichkeit.

«Wir waren im Herbst in einer Abwärtsspirale gefangen», schüttelt Francesco Bologna den Kopf, «immer wenn wir nahe dran an weiteren Punkten waren, hat uns das Quäntchen Glück gefehlt. Und wenn man dann so oft verloren hat, kann man machen, was man will, es geht einfach nichts.» Der vor wenigen Wochen vom FC Altstätten nicht mehr weiter engagierte Fussballtrainer macht einen etwas geknickten Eindruck, wenn er über das vergangene «schwierige Jahr für alle» spricht.

Abgänge nicht verkraftet

Was nicht verwundern darf. Denn wer hätte Anfang der Saison gedacht, dass die sommerlichen Abgänge der Routiniers Julian Bösch und Ramon Gächter so gar nicht zu verkraften sein würden. Wer hätte gedacht, dass die Städlikicker zwei Spiele vor Abschluss der Hinrunde die berühmt-berüchtigte rote Laterne tragen müssen. Mit gerade einmal einem Sieg und drei Punkten aus neun Spielen.

Es war tatsächlich eine Herbstrunde nach dem Motto «zuerst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu». Es war für den neutralen Beobachter kaum mehr zu glauben, wie der FC Altstätten beinahe in jedem Match auf Augenhöhe mitspielte und im ungünstigsten Moment Gegentore einfing und verlässlich jede Partie noch in die Niederlage steuerte.

Grosses Engagement im Training

«Hut ab vor meinem Jungs. Nach dem jeweils letzten Spiel immer am Boden zerstört, unter der Woche wieder mit grossem Engagement beim Training. Und am Wochenende haben sie sich immer wieder voll reingehauen», so Bologna, «Dann kamen immer noch einige Verletzungen dazu. Dann noch die Coronasituation mit ihren Unwägbarkeiten bei der Planung. Es kam eben einfach alles zusammen.»

Für den Trainer war das Spiel Anfang Oktober auswärts gegen den FC Vaduz II ein Knackpunkt. «Unser bestes Spiel. Wir konnten gegen die mit drei, vier Profis von Vaduz I gespickten Liechtensteiner voll und ganz mithalten, lagen nach fünfzig Minuten sogar in Führung, machen ein dummes Eigentor und bekommen in der Schlussphase dann durch einen Treffer der Vaduzer die Quittung.» Ein weiterer Knackpunkt war dann mit Sicherheit die Heimniederlage im Sechs-Punkte-Spiel gegen Abstiegskonkurrent FC Rheineck.

Mitgehangen ist mitgefangen

«Ja, ich bin schon mit anderen Erwartungen in die Saison gegangen, schliesslich bin ich sehr ehrgeizig», sagt Francesco Bologna, der immer schon mit dem Fussball verbunden war, zunächst als Spieler, dann als Nachwuchs- und Co-Trainer, «und dachte natürlich im Winter, ob ich den Rücktritt geben soll. Aber ich war der Ansicht, mitgehangen heisst mitgefangen. Es ist an allen gelegen, da wollte ich das sinkenden Schiff nicht verlassen. Das ist nicht meine Art, das Team und ich wollten auf dem grünen Rasen noch den Ligaerhalt erzwingen».

Das ganze Team wusste schon Bescheid

Im Winter hatte ihm die Vereinsführung noch das Vertrauen ausgesprochen. «Und dann hat auf einmal eine ungute Zeit begonnen. Von verschiedenen Seiten wurde mir das Gerücht zugetragen, dass ich durch Adrian Brunner und Sahin Irisme abgelöst werden sollte. Die Gerüchteküche brodelte. Nur mit mir wurde vom Vorstand nicht offen kommuniziert. Das hätte ich mir eigentlich von meinen langjährigen Kollegen schon gewünscht. Dass man es mir direkt in Gesicht sagt. Gleich am Anfang. Mehr Ehrlichkeit und Professionalität wären da gefragt gewesen.»

Was trotz allem in der Zeit seit letztem Sommer für Bologna positiv war? «Dass man auch im Verein gesehen hat, dass der Umbruch zu einem jungen, frischen Team viel zu spät eingeleitet wurde.» Jetzt hat der verheiratete Logistiker und Vater von dreijährigen Zwillingen endlich Zeit für seine Familie. Was vielleicht sogar das Positivste der Geschichte ist.

gmh/uh
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