Home Region Rheintal Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
Kanton
19.04.2021

Rehkitze in Not

Ihre gute Tarnung schützt die Rehkitze vor Fressfeinden, bringt ihnen aber auch Verderben
Ihre gute Tarnung schützt die Rehkitze vor Fressfeinden, bringt ihnen aber auch Verderben Bild: Shutterstock
In der Schweiz werden jährlich schätzungsweise 1'500 bis 2'000 Rehkitze durch landwirtschaftliche Maschinen getötet und dies, obwohl bereits erprobte Konzepte zum Schutz der Rehkitze bestehen.

Alljährlich werden die Rehkitze im Frühling von ihren Müttern in Feldern und Wiesen platziert, während diese sich auf Futtersuche begeben. Dieses Vorgehen birgt für die Rehkitze eine grosse Gefahr, da sie in den ersten zwei bis drei Wochen nach ihrer Geburt über einen Drückinstinkt verfügen und sich bei Gefahr flach auf den Boden ducken. Leider trifft diese «Legezeit» auf die «Mähzeit» der Landwirte, sodass sich die Rehkitze durch ihren natürlichen Verteidigungsinstinkt der Gefahr einer «Vermähung» aussetzen. Diese Problematik führt dazu, dass in der Schweiz jährlich mehrere Tausend Rehkitze einen qualvollen Tod erleiden. Ganz genaue Statistiken zu den durch landwirtschaftliche Maschinen verletzten oder getöteten Wildtieren bestehen leider nicht.

Petition soll das Tierleid verringern

Um die Situation im Kanton St.Gallen zu verbessern, haben die Jungen Grünliberalen eine Petition an den St.Galler Regierungsrat eingebracht. Darin fordern sie von der Regierung Empfehlungen oder Weisungen für den landwirtschaftliche Sektor, um die Anzahl der Rehkitztötungen möglichst stark zu senken, finanzielle Unterstützung für Präventionsmassnahmen, insbesondere für die Aufwände der Jagdgesellschaften im Zusammenhang mit der Rehkitzsuche, sowie für technische Vorrichtungen an Mähmaschinen (z.B. Sensoren).

Zudem soll eine Meldepflicht bei Rehkitzunfällen (Verletzungen und Tötungen), eingeführt werden, damit die Wirksamkeit der Massnahmen mit genauen Zahlen messbar ist. Selina Grass, Leiterin Poltische Projekte bei der Jungpartei, ergänzt: «Der St.Galler Regierungsrat könnte durch einfache Massnahmen den qualvollen Tod einer Vielzahl von Rehkitzen verhindern und damit die Jagdgesellschaften und die Landwirte unterstützen.»

Kanton St.Gallen soll Verantwortung wahrnehmen

Bereits 2019 wurden dem Kanton in einer von den jungen Grünliberalen mitverfassten und von den damaligen Kantonsräten Jörg Tanner und Beat Tinner eingereichten Interpellation kritische Fragen zur Thematik gestellt. Dabei wurde die Regierung schon einmal gefragt, ob sie sich eine Meldepflicht sowie Präventivmassnahmen vorstellen könne.

Die Antwort des Kantons fiel ernüchternd aus: Der Kanton geht (unbelegt) davon aus, dass die Zusammenarbeit zwischen der Landwirtschaft und der Jagdgesellschaften grossmehrheitlich funktioniert. Dabei sterben durch das freiwillige System in Kombination mit fehlenden Unterstützungsmassnahmen bzw. Meldepflichten jährlich Hunderte Rehkitze. Die lancierte Petition soll Mitte Juli dem Regierungsrat des Kantons St.Gallen überreicht werden. Wenn auch Sie mithelfen wollen, um das Leid der Rehkitze zu verhindern, können Sie die Petition mitunterfertigen.

pd/gmh/uh
Demnächst