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Widnau
07.04.2021
07.04.2021 19:34 Uhr

Jugend und Corona: kritisch, aber solidarisch

Jugendliche wollen in Coronastrategie miteinbezogen werden
Jugendliche wollen in Coronastrategie miteinbezogen werden Bild: famigros.migros.ch
Nach den Krawallnächten in St.Gallen wurde pauschaliert «die Jugend» als Verursacher und Täter bezeichnet. Was nach Ansicht von Jugendarbeiter Roger Märkli von den Sozialen Diensten Mittelrheintal vollkommen unrichtig ist.

Die unlängst in St.Gallen unter dem Deckmantel von Anti-Corona-Schutzmassnahmen-Demos stattgefundenen Krawallnächte wurden in vielen Medien unreflektiert «der Jugend» oder «den Jugendlichen» angelastet. Was so nicht stimmt. Roger Märkli, Jugendarbeiter bei den Sozialen Diensten Mittelrheintal, zu diesem Thema: «Der Krawall von St.Gallen hat in Wahrheit wenig Zusammenhang mit Coronamassnahmen. Das waren doch junge Erwachsene, die einfach auf eine Auseinandersetzung aus waren. Eine Auseinandersetzung, die wir im anderen Kontext kennen, nämlich als unschöne Begleiterscheinungen von anderen Demos oder sonstigen Veranstaltungen, die ja derzeit nicht stattfinden.»

Der Jugendtreff der Sozialen Dienste Mittelrheintal in Widnau Bild: jnw-sdm.ch

Szene der Aktivisten

Märkli verweist darauf, dass Ähnliches ja vor einem knappen halben Jahr in Biel stattgefunden hat. Tatsächlich waren ja viele der St.Galler Randalierer nicht aus St.Gallen. Die Szene der Aktivisten von ganz links und ganz rechts wird natürlich von den auf den sozialen Medien verteilten Anti-Corona-Demo-Aufrufen angezogen. Märkli: «Wenn sonst schon nichts stattfindet, muss man einen Grund für derartige Dinge finden.» Der Grossteil der bei den Demos in St.Gallen Anwesenden waren Schaulustige, die einfach etwas sehen und erleben wollten, sich aber an den gewalttätigen Aktivitäten nicht beteiligt hat.

Auch in Diepoldsau stehen den Jugendlichen adäquate Räumlichkeiten zur Verfügung Bild: jnw-sdm.ch

«Die Jugendlichen selbst sehen nach meinen Erfahrungen die Anti-Corona-Massnahmen sehr nüchtern und sinnhaft», klärt Roger Märkli im Gespräch mit rheintal24 auf, «Sie halten diese Massnahmen ein. Bei uns wollen sogar die unter Zwölfjährigen, die ja keine Masken tragen müssen, unbedingt mitmachen, wollen ernst genommen werden. Weshalb in unseren Jugendtreffs auch Maskenpflicht für alle gilt, egal wie alt. Was von allen undiskutiert mitgetragen wird und sogar grossen Zuspruch findet.»

In diesem schönen Jugendstilgebäude befindet sich der Bernecker Jugendtreff Bild: jnw.sdm.ch
...mit gemütlichen Räumen Bild: jnw-sdm.ch

Licht am Horizont fehlt

Was den Kids und Teens, den Teeagern und Jugendlichen fehle, sei das Licht am Horizont. Alle ständig diskutierten Pläne und Strategien fokussieren sich primär auf die älteren Erwachsenen. Wenn es um eine Exit-Strategie, um Impfungen oder die Umsetzung von Schutzmassnahmen geht, fühlen sie sich ausgeschlossen. «Dabei würden sie gerne ihren Teil beitragen«, so Roger Märkli weiter, «denn unsere Rheintaler Jugend ist in Sachen Corona kritisch, reflektiert, konsensorientiert und solidarisch.»

 

gmh/uh
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