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St. Margrethen
05.04.2021
09.04.2021 14:07 Uhr

Fehlstart für das «Rössli»

Bild: Facebook/Restaurant Rössli
Am letzten Mittwoch hat Katharina Lippuner das Rössli in St.Margrethen nach Pächterwechsel wieder geöffnet. Aufgrund der aktuellen Situation vorerst nur mit Take-Away-Angeboten. Am Samstag wurde das Lokal behördlich bereits wieder geschlossen. Was ist passiert?

Die neue Rössli-Wirtin wollte das Restaurant ursprünglich anfangs März wieder öffnen. Aufgrund des Beizen-Lockdowns war das zum damaligen Zeitpunkt nicht möglich. Letzten Mittwoch startete Katharina Lippuner mit Take-Away-Angeboten, welche bekanntlich erlaubt sind.

"Wir haben Getränke in Plastikbechern zum Mitnehmen angeboten. Einige Gäste verteilten sich darauf hin in unserem Gartenbereich, Sitzgelegenheiten haben wir bewusst keine angeboten. Ein «aufmerksamer» Nachbar hat daraufhin die Polizei angerufen, die uns dann diese Form des Ausschankes verboten hat. Begründung: Die Gäste dürften sich nicht auf dem Areal aufhalten, sondern müssten sich nach dem Kauf wieder entfernen. Das Gartenareal gehöre noch zum Restaurant und dürfe daher nicht benutzt werden," so Katharina Lippuner.     

Das Rössli ist eine Art «Unicorn» in St.Margrethen. Im Dorf wimmelt es zwar von Kebap-, Dürüm- und anderen fernöstlichen Angeboten, allerdings fehlen Alternativen mit gut bürgerlicher Schweizer Küche. Diese Lücke will die Genossenschaft Rössli St.Margrethen, in deren Besitz die Liegenschaft ist, mit dem Rössli schliessen.  

Rheintal24 hat bei Jacqueline Stäbler, Präsidentin der Genossenschaft Rössli St.Margrethen und SP-Gemeinderätin im Zusammenhang mit der Schliessung des Lokals nachgefragt. Sie reagiert überrascht: "Ich wusste nichts von einer Schliessung und werde mir jetzt umgehend die nötigen Informationen beschaffen". Peter Staub, FDP-Gemeinderat, der ebenfalls im Vorstand der Genossenschaft sitzt. "Ich habe nur Kenntnis über jene Informationen, die über Facebook geteilt wurden. Ich gehe davon aus, an der Gemeinderatssitzung von kommender Woche mehr Details in diesem Fall zu erfahren". 

Auch die Gemeinde bezieht Stellung zum Fall: "Heute Montag ging bei der Gemeinde die Meldung ein, dass die Polizei am letzten Samstag das Restaurant Rössli aufgrund des Nichteinhaltens der BAG-Vorschriften durch die Patentinhaberin schloss. Eine behördliche Anordnung oder Schliessung durch die Gemeinde liegt nicht vor. Das Rössli wurde an Katharina Lippuner vermietet. Diese führt das Lokal selbständig und in eigener Verantwortung. Der Vorstand der Genossenschaft wird diese Sache an seiner nächsten Sitzung aufarbeiten und das Gespräch mit der Mieterin führen," so Gemeinderatsschreiber Felix Tobler. 

Katharina Lippuner hat in der kommenden Woche noch einen Gang zum örtlichen Polizeiposten vor sich. Wie es für sie und das Rössli weitergeht und ob sie mit (weiteren) Konsequenzen rechnen muss, wird sie wohl dort erfahren.  

 

Stellungnahme Kantonspolizei St.Gallen

 

Hanspeter Krüsi, gemäss der Wirtin wurde die Polizei von Dritten informiert. Können Sie das bestätigen?

Es gab innerhalb kurzer Zeit zwei Kontrollen im Restaurant Rössli. Die zweite Kontrolle ergab sich aufgrund eines Hinweises einer Drittperson.

Als die Polizei auf dem Platz eingetroffen ist, was hat sie vorgefunden? Welche BAG-Richtlinien wurden nicht eingehalten?

Beim ersten Mal wurden ca. 10 Personen auf der Gartenterrasse des Restaurants angetroffen. Sie konsumierten Getränke und sassen auf zum Teil selber mitgebrachten Stühlen. Die Wirtin wurde ermahnt, in dem sie auf die Richtlinien aufmerksam gemacht wurde. Zudem wurde ihr mitgeteilt, dass die Gäste den Platz verlassen müssen. Bei der zweiten Kontrolle befanden sich sämtliche Gäste, welche vorhin auf der Terrasse waren, im Restaurant drinnen. Sie konsumierten weiter Getränke und rauchten unerlaubterweise.

Was sind die aktuellen Konsequenzen für die Wirtin?

Es erfolgt eine Verzeigung an die Staatsanwaltschaft des Kanton St.Gallen. 

Kommentar

Die Regeln an sich sind klar. Restaurants dürfen Take-Away-Produkte anbieten, Gärten und Terrassen dürfen aber nicht für den Verzehr dieser Produkte freigegeben werden. Störend ist, wie diese Regeln angewendet werden. Landauf landab tummeln sich bei diversen Take-Aways Gäste und Kunden im unmittelbaren Umfeld der Anbieter. Dass man bei der neuen Rössli-Wirtin gleich die härtesten Massnahmen angewendet und das Lokal geschlossen hat, verwundert natürlich. Stimmt hier die Verhältnismässigkeit? Der Anruf des «aufmerksamen» Nachbarn hat sicher entscheidend zur Situation beigetragen. Denunziantentum scheint mit der Pandemie wieder salonfähig geworden zu sein.  

Jetzt ist die Politik gefragt. Die Gemeinde-nahe Genossenschaft mit ihrer Präsidentin kann jetzt dafür sorgen, dass weitere Konsequenzen für Katharina Lippuner ausbleiben. Wer in diesen Zeiten ein Restaurant neu eröffnet, und dies in einem bekanntlich sehr anspruchsvollen Gastronomie-Umfeld wie St.Margrethen, verdient nur eins - nämlich Rückenwind!

Redaktion rheintal24

rheintal24/nas
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