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Gesundheit
19.03.2021
19.03.2021 13:04 Uhr

Bei Impfstoffknappheit Berufsgruppen priorisieren?

Wenn Impfstoff knapp ist, brauche es eine «kluge Reihenfolge» in der Impfkampagne. (Symbolbild)
Wenn Impfstoff knapp ist, brauche es eine «kluge Reihenfolge» in der Impfkampagne. (Symbolbild) Bild: aerzteblatt.de
Von verschiedenen Seiten wird vorgeschlagen, bei Impfstoffmangel nach Risiko-Gruppen und Pflegenden exponierte Lehrpersonen und VerkäuferInnen prioritär zu impfen.

Die Regierung hat die Eröffnung von vier Impfzentren im Kanton angekündigt. Ebenfalls die Möglichkeit, sich ab Ende März über ein Online-Tool für eine Impfung anzumelden.

Bis anhin wurden bei knappem Impfstoff richtigerweise prioritär Personen mit einem besonderen Risiko für einen schweren Verlauf, ältere Menschen oder Menschen mit Vorerkrankungen, geimpft. Wobei immer noch viele mit schweren Vorerkrankungen, wie auch COPD-Patienten noch nicht an der Reihe waren. Ebenfalls das besonders exponierte Pflegepersonal. Dies muss auch in Zukunft der Fall sein: Zuerst sollen diejenigen geimpft werden, die das grösste Risiko für einen schweren Verlauf tragen.

Prioritäre Impfung für exponierte Berufsgruppen

Mit der Eröffnung der Impfzentren ist angekündigt, dass sich die breite Bevölkerung impfen lassen kann. Wie breit diese sein kann, wird sich weiterhin nach dem vorhandenen Impfstoff richten.

Kantonsräte der SP haben daher in der einfachen Anfrage «St.Galler Impfstrategie: Wie wird ein gerechtes Vorgehen sichergestellt» (62.21.10) die Frage gestellt, ob die Regierung bereit ist, bei allenfalls weiterhin knappem Impfstoff nach der Impfung von gefährdeten Personen die Möglichkeit einer prioritären Impfung für besonders exponierte Berufsgruppen vorzusehen. Zu denken ist dabei etwa an das Verkaufspersonal oder auch an Lehrpersonen.

Die Regierung hat in ihrer Antwort vom 24. Februar festgehalten, dass sie eine solche Möglichkeit prüfen werde. Bis jetzt hat sie sich dazu aber noch nicht geäussert. Dazu sei es nun aber höchste Zeit, denn im angekündigten Online-Tool müsste eine entsprechende Erfassung vorgesehen werden, wie die SP in einer Aussendung mitteilt.

Vorwärts machen beim Impfen – klare Impfstrategie

Mit Nachdruck werde deshalb eine kluge Reihenfolge in der vor uns liegenden Impfkampagne gefordert. Menschen, die aufgrund ihres Berufs vermehrt und eng mit anderen zusammenarbeiten, soll aus Sicht der SP als nächstes eine Impfmöglichkeit angeboten werden.

«Wir denken dabei jetzt insbesondere an das Verkaufspersonal und an Lehrpersonen. Für den Fall, dass sich die Impfstoff-Knappheit wider Erwarten über die nächsten Wochen hinziehen sollte, wäre diese Forderung noch wichtiger» lässt Kantonsrätin Bettina Surber verlauten, «Die Impfkampagne soll so rasch wie möglich über die Bühne gehen; um zu einer neuen Normalität zurückkehren zu können, ist es aus der Sicht der SP wichtig, so rasch wie möglich jene Angestellten und ArbeiterInnen zu schützen, die berufsbedingt häufigen Menschenkontakt haben. Selbstverständlich muss die Impfung freiwillig und Sache der Betroffenen bleiben.»

Der Kommentar zur Zeit:

Aha, jetzt ist es soweit. Es soll nach den Alten und Kranken und dem medizinischen Personal auch für den Rest der Bevölkerung eine Impfreihenfolge festgelegt werden. Verkäuferinnen und Lehrer zuerst! Solche Forderungen sind reine Effekthascherei. Denn wer will wirklich festlegen, welche Berufsgruppen, welche Sportler, welche Künstler vor allen anderen geimpft werden sollen?

Denn alle, die trotz Corona nicht im Homeoffice, sondern im «normalen» Beruf stehen, haben viele persönliche Kontakte. Ob Busfahrer, Zugbegleiter, Polizisten, Zollwachbeamte, Briefträger, Parlamentarier, Büezer auf den Baustellen und am Innenausbau, Fabrikarbeiter etc. So haben die meisten Hausfrauen ja mit ihren Kindern und Ehegatten zu tun, die wiederum in Schule, Kindergarten oder Beruf täglich viele Kontakte haben und die Viren sozusagen verdichtet nach Hause bringen können.

Ja sogar die Journalisten, die in Bälde hoffentlich wieder von Sport-, Kultur- und Politevents an Ort und Stelle berichten werden, sind ob der vielen Kontakte gefährdet.

Also wird eine weitere Priorisierung, ganz gleich wie man sie handhabt, immer ungerecht sein. Die Bevorzugung einzelnen Berufsgruppen würde Ungerechtigkeit und Neid verursachen. Aber gerade Ungerechtigkeit und Neid sind jene Dinge, die man einer auf die Solidarität der Gesellschaft angewiesenen Aktion, wie der Impfkampagne, vermeiden muss.

Dr. Gerhard M. Huber, Chefredaktor

pd/gmh/uh
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