Die Ehefrau eines Konkurs gegangenen Zahnarztes betreibt ehemalige Patienten ihres Mannes über eine Drittfirma. rheintal24 hat ausführlich darüber berichtet. Auf unsere Reportage haben sich weitere Betroffene gemeldet.
Patientin V. (Name der Redaktion bekannt) ist schockiert über die Vorgehensweise ihres ehemaligen Zahnarztes: «In 53 Jahren habe ich keine einzige Betreibung erhalten, und nun sowas. Ich habe den geforderten Betrag längst bezahlt, was ich jederzeit belegen kann. Hinzu kommt, dass ich bei L. eine Zeit lang als Reinigungskraft gearbeitet habe. Aus dieser Tätigkeit stehen mir noch 500 Franken zu, die ich nie erhalten habe. So ein dreistes Vorgehen habe ich noch nie erlebt.»
Auch Patientin Y. (Name der Redaktion bekannt) fiel aus allen Wolken, als der Postbeamte ihr die Betreibung übergab: «Sämtliche Behandlungen von L. wurden von meinen Eltern bezahlt. Ich persönlich habe nie eine Rechnung geschweige denn eine Mahnung erhalten.»
Eine weitere ehemalige Patientin hat die Betreibung übel mitgenommen: «Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie eine Betreibung und meine Zahlungen immer pünktlich geleistet. Die Behandlungen liegen über 10 Jahre zurück und ich hatte mit M. die Vereinbarung, allfällige Zahnbehandlungen mit Arbeitsleistungen zu verrechnen. Von meiner Seite wurde die Arbeitsleistung erfüllt und ich habe auch nie eine Rechnung oder Mahnung erhalten. Mich belastet diese Situation und ich habe aktuell Mühe, Schlaf zu finden. Das Ganze tut mir gesundheitlich nicht gut.»
Man kann es ja einfach mal versuchen
Fakt ist: L. und M. brauchen anscheinend Geld. Sie versuchen mit ihrem Rundumschlag, ehemalige Patienten einzuschüchtern, und rechnen sich wahrscheinlich aus, daraus nochmals etwas Profit schlagen zu können. Auch in seiner Heimat steht L. unter Druck: Gegen ihn soll in Deutschland ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung laufen, wie rheintal24 aus gut unterrichteten Kreisen zugetragen wurde.
Der Treuhänder K. (Name der Redaktion bekannt) war bis 2016 im Verwaltungsrat der Zahnheilkunde Zentrum Rheintal AG. Er hat mit seinem Treuhandunternehmen die gleiche Domiziladresse wie die EST Executive Search & Trade GmbH von M., welche die Betreibungen ausgelöst hat. Wir haben bei K. nachfragt, insbesondere zu seiner Rolle im ganzen Fall: «Die EST hat ihren Sitz bei uns in St.Gallen und wir haben ein Mandat für die Buchführung. Aus dem Konkurs der Zahnheilkunde Zentrum Rheintal AG hat die EST die offenen Forderungen aus der Konkursmasse abgekauft und ist demzufolge auch berechtigt, hier die noch ausstehenden Gelder der Zahnheilkunde Zentrum Rheintal AG einzutreiben.»
In der AG sei er nur vorübergehend im Verwaltungsrat tätig gewesen. «Damals war die AG schon stillgelegt. Wir haben anfänglich versucht, den Konkurs mittels Verkauf der Liegenschaft abzuwenden. Als dieses Unterfangen aussichtslos war, haben wir die Konkursabwicklung in Zusammenarbeit mit der Sachwalterin durchgeführt. Zu den Forderungen, welche die Zahnheilkunde Zentrum Rheintal AG damals noch hatte, kann ich nicht viel sagen. Ich weiss, dass es noch offene Forderungen gab, doch Details kenne ich nicht. Auch in die aktuellen Betreibungen war ich nicht involviert,» so der Treuhänder.
Wie kam M. zu den Forderungen? Und woher kam das Geld?
Das Konkursamt hat gegenüber rheintal24 mitgeteilt, dass die Forderungen nicht an die EST von M. verkauft wurden. Wie also kam die EST an die Forderungen? Und wie konnte M. die Forderungen aus der konkursiten Zahnheilkunde Zentrum Rheintal AG rauslösen – und vor allem: mit welchen Mitteln, schliesslich hinterliess der Konkurs der AG für L. + M nur einen Schuldenberg. Das ganze Prozedere bleibt undurchsichtig.
An der Tatsache, dass praktisch alle Forderungen von den ehemaligen Patienten bestritten werden und zu einem grossen Teil verjährt sein dürften, wird sich kaum etwas ändern.
rheintal24 bleibt dran.
