Der für die Bevölkerung mehr als unangenehme harte Lockdown in Österreich mit Ausgangsbeschränkungen, Schul- und de-facto-Grenzschliessungen, Handel- und Gastroverbot und FFP2-Maskenpflicht hat gewirkt. Besonders in Vorarlberg. Ist es sonst die Innovationskraft, die starke Wirtschaft und der legendäre Bregenzerwälder Bergkäse, dem Restösterreich nichts entgegenzusetzen hat, ist es diesmal die niedrigste Sieben-Tage-Inzidenz. Denn diese pro 100´000 Einwohner erhobene Kennzahl ist ennet des Rheins aktuell auf 69.6 gesunken. Das heisst, dass sich in den letzten sieben Tagen pro hunderttausend Einwohner gerade einmal knapp siebzig Menschen mit Corona infiziert haben.
Die niedrigsten Sieben-Tage-Inzidenzen gibt’s im Rheintal
Wir können es noch besser!
Wir können es noch besser auf unserer Seite des Alpenrheins! Zum Vergleich: auf der St.Galler Seite, nämlich im Wahlkreis Rheintal liegt die Sieben-Tage-Inzidenz aktuell bei 48.0. Jene des gesamten Kantons St.Gallen bei 64. Stand vom 17. Februar. Auf statista.com sind die aktuellen kantonalen Inzidenzzahlen der Schweiz zu finden.
Die Rheintaler beweisen damit ein altes, aber wahres Vorurteil: Sie zeigen Disziplin und beweisen, dass sie auch unangenehme Massnahmen umsetzen, wenn sich das Ziel lohnt. Mit Nüchternheit und Logik, mit dem Wissen, dass es für alles seine Zeit gibt. So hat es auf beiden Seiten des Rheins keine grossen Blödheiten, wie etwa einen Faschingsumzug zur Unzeit (siehe das Covidiotenspektakel in Einsiedeln) gegeben.
Der Kommentar zur Zeit:
Auf beiden Seiten des Rheins sind also derzeit vergleichbare niedrige Inzidenzzahlen zu finden. Auf beiden Seiten des Rheins ist damit das Infektionsrisiko gleich gross. Auf beiden Seiten erlassen die Behörden vergleichbare Schutzmassnahmen. Und ab dem 1. März sind auf beiden Seiten des Alpenrheins die Geschäfte wieder geöffnet. Absolut vergleichbare Umstände. Fragt sich nur, wieso dann die Grenze zwischen beiden Seiten des Rheintals praktisch geschlossen ist.
Es ist höchste Zeit, den «kleinen Grenzverkehr» wieder zu öffnen. Für die Bewohner des Rheintals hüben und drüben ohne elektronische Vorabregistrierung mit an ein peinliches Verhör erinnernden Fragen: Wohin willst Du? Wie lange bleibst Du dort? Was machst Du am Zielort? Anti-Corona-Massnahmen, die so klar die Rechte eines jeden Menschen beschränken, sind genauso schnell wieder zu streichen, wie sie verfügt wurden. Und bei der aktuellen, auf beiden Seiten des Rheins gleich niedrigen Infektiosität erübrigen sich diese in den Datenschutz eingreifenden Ermittlungen. Auch die österreichische Bestimmung, nur aus «wichtigen Gründen» in die Alpenrepublik einreisen zu dürfen, hat derzeit jede Begründung verloren.
Klar, das strenge Grenzregime der Österreicher zielt vornehmlich auf ihre östlichen Nachbarländer, wo die Coronaansteckungszahlen in ungeahnte Höhen schiessen und die Virusmutanten bereits breitflächig wüten. Und auf das Bundesland Tirol – aber das ist eine andere Geschichte. Es zeigt sich wieder einmal, dass gerade bei manchen Anti-Corona-Massnahmen das Subsidiaritätsprinzip zum Tragen kommen sollte. Es aber in unseren zentralisierten Staaten nicht tun wird. So werden weiterhin Bern und Wien über unsere Coronageschicke entscheiden. Ohne Flexibilität und ohne Verständnis für ein relativ kleines Grenzproblem.
Dr. Gerhard M. Huber, Chefredaktor rheintal24.ch
Korrigendum:
In einer früheren Ausgabe dieses Texte wurde für den Kanton St. Gallen irrtümlich die 14-Tage-Inzidenz mit 180,3 herangezogen, anstatt richtig die 7-Tage-Inzidenz, die lediglich 64 beträgt. Wir entschuldigen uns für das Versehen.