Home Region Rheintal Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
Altstätten
17.02.2021

Härtefall-Regelungen: pragmatische Umsetzung gefragt

Der St. Galler Kantonsrat hat am Dienstag an der Februarsession in der Olma-Halle die Regelungen für Härtefall-Gesuche beraten (Symbolbild: Shutterstock)
Der St. Galler Kantonsrat hat am Dienstag an der Februarsession in der Olma-Halle die Regelungen für Härtefall-Gesuche beraten (Symbolbild: Shutterstock) Bild: Shutterstock
Die St. Galler Regierung hat die Bedingungen für die Unterstützung von Härtefällen wegen der Corona-Pandemie im Notrecht in Kraft gesetzt. Die dazu geführte Debatte des Kantonsrats zeigte, dass die Crux wohl in der praktischen Umsetzung liegt. Wie auch der Altstättener Stadtpräsident und Kantonsrat Ruedi Mattle bestätigt.

Die kantonalen Härtefall-Regelungen ergänzen das Covid-19-Gesetz des Bundes. Die Umsetzung ist im Kanton St. Gallen bereits gestartet: Betriebe, die die Voraussetzungen erfüllen, können seit dem 4. Januar Gesuche einreichen. Bisher liegen 867 Anträge vor. Bereits wurden 10,4 Millionen Franken an A-fonds-perdu-Beiträgen und 6,3 Millionen Franken an Solidarbürgschaften für Darlehen bewilligt.

523 Millionen stehen zur Verfügung

Insgesamt stehen im Kanton St. Gallen mit Geldern vom Bund für Härtefälle 523 Millionen Franken zur Verfügung. Die Unterstützung ist aber nur für bestimmte Branchen reserviert. Eine andere Hürde: Die Betriebe müssen Personal im Umfang von mindestens 100 Stellenprozenten beschäftigen, damit sie als Härtefall anerkannt werden können.

In der Debatte am Dienstagvormittag zeigten sich alle Fraktionen mit der Vorlage grundsätzlich einverstanden. Es wurden aber auch Zweifel geäussert, ob die Hilfe am richtigen Ort ankomme. «Wir alle stochern im Nebel», sagte die Sprecherin der CVP-EVP-Fraktion. Der Staat habe in die unternehmerische Freiheit eingegriffen, deshalb brauche es nun die Unterstützung, hiess es von der SVP.

Kritik an der Umsetzung

Nach den eher grundsätzlichen Voten ging es im Rat auch um die praktische Umsetzung. SVP-Kantonsrat Linus Thalmann präsentierte als Vorstandsmitglied von Gastro St. Gallen erste Beispiele von Gastrobetrieben, deren Gesuche abgelehnt oder nur teilweise bewilligt worden waren. Die Begründungen entsprächen nicht dem Sinn der Unterstützung, fasste er zusammen. Es brauche Korrekturen.

Die Sprecherin der SP stellte fest, die am Dienstag präsentierten Angaben zu den ersten Auszahlungen zeigten, dass nicht in erster Linie A-fonds-perdu-Beiträge ausgeschüttet würden. Der hohe Anteil an rückzahlbaren Solidarbürgschaften entspreche nicht der Intention des Gesetzes.

Kommission berät nochmals

Zu den aufgeworfenen Fragen zur Umsetzung wird die vorberatende Kommission am Ende des Sessionstages nochmals tagen und sich dabei von Vertretern der Regierung informieren lassen. Möglich ist, dass es vor der zweiten Lesung am Mittwoch noch zu Anpassungen kommt. Volkswirtschaftsdirektor Beat Tinner (FDP) stellte in seinem Votum nach der Eintretensdebatte grundsätzlich fest, es handle sich nicht um eine Vorlage für die Entschädigung von Umsatzeinbussen: "Es geht hier um Härtefälle", sagte er.

Kantonsrat und Stadtpräsident Ruedi Mattle zur Umsetzung der Härtefallauszahlungen: «pragmatisch, zeitnah und unbürokratisch» (Bild: glp) Bild: sg.grunliberale.ch

Der Altstättener Kantonsrat Ruedi Mattle analysiert die Lage als Vertreter der GLP pragmatisch: «Wie so oft gehen die Meinungen im Kantonsrat naturgemäss auseinander, da ist Kritik zumindest von einer Seite jeweils vorprogrammiert.»

Pragmatisch, zeitnah, unbürokratisch

Aus seiner Erfahrung als Vorsteher eines grösseren Verwaltungsapparates weiss er, dass es nachvollziehbar ist, dass die Umsetzung der Härtefallregelung erst hochgefahren werden muss. Da müssen im Eiltempo Strukturen und Abläufe geschaffen werden. «Wichtig ist, rasch an Geschwindigkeit zu gewinnen und ein pragmatisches Vorgehen zu finden, so dass die Gelder zeitnah und möglichst unbürokratisch ausbezahlt werden. Ein Vorgehen, dass die Härtefallentschädigungen möglichst an die richtigen Betriebe leitet und Fehlallokation möglichst gering hält."

Den Grünliberalen im Kantonsrat sei wichti, dass die zur Verfügung stehenden Gelder für Härtefälle ausbezahlt werden und die St.Galler Betriebe dieselben Möglichkeiten haben, wie jene in anderen Kantonen.

Keystone-SDA/gmh/uh
Demnächst