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Heerbrugg
03.02.2021
04.02.2021 08:23 Uhr

Macht Corona das «Vernadern» salonfähig?

Die Inhaberfamilie des TC Trainingcenters Heerbrugg musste sich mit einem unerfreulichen e-mail auseinandersetzen, v.l. Kenshj Savary, Jnge Krasser, Andryn Savary (Bild: zVg)
Die Inhaberfamilie des TC Trainingcenters Heerbrugg musste sich mit einem unerfreulichen e-mail auseinandersetzen, v.l. Kenshj Savary, Jnge Krasser, Andryn Savary (Bild: zVg) Bild: zVg
Die Coronazeit ist auch die Blütezeit für Denunzianten und Vernaderer. Für Leute, die sich als Sitten- und Aufsichtspolizei aufspielen und per e-mail anderen aus nichtigen Gründen mit Anzeige drohen.

«Ich habe gesehen das bei Ihnen im Fitness-Studio trainiert wird bei einer Instagram Story. Da bin ich gezwungen morgen rechtliche schritte gegen Sie vorzugehen." Dieses e-mail des offensichtlich in Grammatik und Rechtschreibung wenig begabten Michael N. (Name der Redaktion bekannt) ist am Sonntag beim Fitnessstudio TC Heerbrugg  eingegangen.

«Corona-Sheriffs» drohen mit Anzeige

Nicht der erste Fall, dass ein selbsternannter «Corona-Sheriff» wegen vermeintlichen Verstössen gegen die inzwischen kaum mehr überschaubaren Schutzbestimmungen einen Mitmenschen anzeigen will oder zumindest mit Anzeige droht. Das Denunziantentum hat Hochsaison. Noch vor einigen Jahrzehnten waren «Vernaderer», also Leute, die ohne Grund andere Leute wegen Ordnungsverstössen anzeigten oder blossstellten, in der ethisch-moralischen Wahrnehmung ihrer Mitmenschen der Bodensatz der Gesellschaft.

Was sich mit der Bezeichnung «Whistleblower» geändert zu haben scheint. Heute findet kaum jemand etwas Schlechtes daran, dem anderen ohne Not durch Einflüsterungen an eine Irgendwas-Autorität ein Haxel zu stellen. «O tempora, o mores», wie der in Latein versierte Asterixleser sagen würde. «Was für Zeiten, was für Sitten?».

Besser im freiwilligen Rechtschreibkurs

Wobei Michael N., der das bezügliche e-mail an das TC Trainingscenter Heerbrugg geschrieben hat und seine Zeit anstatt beim Versenden von Bösartigkeiten besser im freiwilligen Rechtschreibkurs der Volkshochschule verbringen würde, inhaltlich auch noch vollkommen falsch liegt.

Denn im TC Fitnessstudio in Heerbrugg wird zur Zeit nur von Menschen mit ärztlicher Verschreibung zur medizinischen Therapie trainiert. Das Solarium und der Nahrungsergänzungsmittelshop sind geöffnet und es werden physiotherapeutische Behandlungen angeboten und durchgeführt. Alles unter Einhaltung des genehmigten Schutzkonzeptes und der verordneten Coronaschutzmassnahmen.

Andryn Savary, Geschäftsführer bei Trainingscenter TC Heerbrugg: «Ich verstehe solche Leute nicht. Wenn jemand glaubt, wir würden unberechtigt offen halten oder gegen Schutzvorschriften verstossen, dann soll er doch einfach kommen und fragen, was bei uns los ist. Aber nicht mit Anzeige drohen. Wenigstens ist nichts weiter herausgekommen. Wir hatten weder eine behördliche Kontrolle noch wissen wir von einer tatsächlichen Anzeige.»

gmh/uh
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