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Region Rheintal
07.01.2021
07.01.2021 15:44 Uhr

Impfvergleich: Vorarlberg 4000 – Rheintal Null?

Wann wird auch im Schweizer Rheintal auf breiter Front geimpft? (Bild: Shutterstock)
Wann wird auch im Schweizer Rheintal auf breiter Front geimpft? (Bild: Shutterstock) Bild: Shutterstock
Während in Vorarlberg bis Sonntagabend noch 4000 Impfungen gegen das Coronavirus erfolgen werden, ist für das St.Galler Rheintal noch nichts angekündigt.

Die zahlenmässig noch äusserst spärlichen Impfungen im Kanton St. Gallen haben gestern begonnen. In Toggenburger Pflegeheimen, weil sich nach einer bei der Regierungspressekonferenz vor zwei Tagen gemachten Aussage die dortigen Pflegeheime am besten organisiert hätten. Sonst ist, vor allem auch im Rheintal, aufgrund der nur langsam in die Schweiz einsickernden Impfstofflieferungen noch weitgehend Ruhe an der Impffront.

Start mit Paukenschlag

Im Gegensatz dazu geht es im benachbarten Vorarlberg jetzt mit einem Paukenschlag los. Wie Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher am Mittwoch in einer Aussendung angekündigt hat, will man im Ländle über das Wochenende rund 4´000 Impfungen vornehmen. Diese Impfdosen sollen dem Gesundheitspersonal an den Spitälern und im niedergelassenen Bereich zur Verfügung stehen. Die Impfungen in den Pflegeheimen würden nächste Woche mit Hochdruck fortgesetzt werden, sagte Rüscher.

Die Erklärung dafür ist logisch: «Das für Vorarlberg mögliche Kontingent rufen wir sofort ab und stellen es im Wesentlichen dem Gesundheitspersonal zur Verfügung, da wir hier die Organisation der Verimpfung über Spitäler und Ärztekammer sehr schnell auf die Beine stellen können», erklärte die Landesrätin. Der Impfstoff werde bis Freitag geliefert und soll sofort verimpft werden. Während die Impfungen für das Krankenhaus-Personal in den Spitälern selbst vorgenommen werden, gelte es für das Gesundheitspersonal im niedergelassenen Bereich eine Impfstraße im Messequartier Dornbirn einzurichten. «Mit dieser kurzfristigen und konzertierten Maßnahme immunisieren wir eine wichtige Bevölkerungsgruppe, die bei der Bekämpfung dieser Pandemie an vorderster Stelle steht», so Rüscher.

Elektronische Plattform für Logistik noch im Jänner online

Wichtig für die Logistik bei der Covid-Impfung ist eine elektronische Plattform, über die Impfeinladung, -anmeldung, Terminvergabe und Wiederholungstermin für die zweite Impfung koordiniert werden. «Dafür ist eine digitale Vormerkplattform in Ausarbeitung, die noch im Jänner online gehen wird», sagte die Landesrätin. Je nach Verfügbarkeit des Impfstoffs sei somit eine rasche Information an Impfinteressierte möglich. Noch im Jänner könnte über dieses System eine Impfung für ältere Personen angeboten werden, sofern Impfstoff verfügbar ist, wie die Onlineplattform vol.at berichtet.

Derzeit werden pro Woche 63´000 Impfdosen von Biontech/Pfizer nach Österreich geliefert. Bis zum 17. Jänner sind in Vorarlberg 8´460 Impfungen verplant. Nachdem gestern die EU-Zulassungsbehörde ihr Placet für den in der Schweiz produzierten Moderna/Lonza Impstoff erteilt hat, werden in Kürze weitere Impfstofflieferungen erfolgen.

Rollende Überprüfung für Moderna und AstraZeneca

Die Schweizer Zulassungsbehörde Swissmedic prüft seit dem Zulassungsgesuch vom 13.11.2020 das Moderna-Vakzin in einer „rollenden Überprüfung“. Ebenso jener von AstraZeneca. Wie es aus informierten Kreisen heisst, sollen beide dieser Impfstoffe noch diesen Monat zugelassen werden. Damit könnten die aktuellen Liefermängel des bislang einzigen Wirkstoffs von Pfizer/Biontech ausgeglichen werden. Die Vorteile der neu zu genehmigenden Wirkstoffe: Sie sind wesentlich leichter aufzubewahren, müssen nicht bei extremen Tiefkühltemperaturen gelagert werden, sondern kommen mit normaler Kühlschranktemperatur aus.

Der Kommentar zur Zeit:

Zu spät, zu wenig, zu langsam. Um es deutlich zu sagen, die Impfkampagnen der Regierung in Bern und St.Gallen sind nur noch als verschnarcht und laienhaft zu bezeichnen. Während in Israel inzwischen bereits 1,2 Millionen Impfdosen verabreicht wurden, in Grossbritannien bereits Mitte Dezember grossflächig begonnen wurde, das Vakzin zu verabreichen und ebenfalls über eine Million Impfdosen verspritzt wurden, herrscht in der Eidgenossenschaft die typische Berner Ruhe und Langsamkeit.

Denn hier wird nicht in Millionen gerechnet. Nein, als «Erfolgsmeldung» wurde gestern vom Kanton verkündet, dass im Toggenburg der erste Kantonsbewohner geimpft wurde. Und dass derzeit 5´800 Dosen zur Verfügung stünden, ausreichend für 2´900 Personen. Wow!

Und während in anderen Ländern Impfzentren eingerichtet werden, um bei Lieferung der Vakzine in grosser Anzahl möglichst rasch möglichst viele Einwohner impfen zu können, verweist der Kanton auf «vorhandene Strukturen». Auf Arztpraxen, Apotheken und Spitäler. Besonders schön für das Rheintal, wo man in absehbarer Zeit das einzige Spital in Altstätten schliessen wird. Und wo, wie in dieser Kommentarspalte früher bereits vorgerechnet, die praktischen Ärzte zeitlich heillos überfordert werden, müssen sie doch voraussichtlich den Grossteil der Impfungen und deren Administration erledigen.

Dies alles ist äusserst verwunderlich in einem Land, das die Coronaschutzmassnahmen dem Wohlergehen der Wirtschaft unterordnet und zahlenmässig zu den Corona-Hotspots in Europa gehört. Gerade unsere Politiker sollten schon lange kapiert haben, dass jeder weitere Tag der Corona-Epidemie unsere Wirtschaft viele Millionen kostet. Und dass daher auch teure und mengenmässig grosse Impfstoffbestellungen und -anschaffungen wie auch die Einrichtung von Impfzentren eine lohnende Investition in die Wirtschaft gewesen wären.

Dr. Gerhard M. Huber, Chefredaktor rheintal24.ch

gmh/uh
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