Der Kommentar zur Zeit:
Zu spät, zu wenig, zu langsam. Um es deutlich zu sagen, die Impfkampagnen der Regierung in Bern und St.Gallen sind nur noch als verschnarcht und laienhaft zu bezeichnen. Während in Israel inzwischen bereits 1,2 Millionen Impfdosen verabreicht wurden, in Grossbritannien bereits Mitte Dezember grossflächig begonnen wurde, das Vakzin zu verabreichen und ebenfalls über eine Million Impfdosen verspritzt wurden, herrscht in der Eidgenossenschaft die typische Berner Ruhe und Langsamkeit.
Denn hier wird nicht in Millionen gerechnet. Nein, als «Erfolgsmeldung» wurde gestern vom Kanton verkündet, dass im Toggenburg der erste Kantonsbewohner geimpft wurde. Und dass derzeit 5´800 Dosen zur Verfügung stünden, ausreichend für 2´900 Personen. Wow!
Und während in anderen Ländern Impfzentren eingerichtet werden, um bei Lieferung der Vakzine in grosser Anzahl möglichst rasch möglichst viele Einwohner impfen zu können, verweist der Kanton auf «vorhandene Strukturen». Auf Arztpraxen, Apotheken und Spitäler. Besonders schön für das Rheintal, wo man in absehbarer Zeit das einzige Spital in Altstätten schliessen wird. Und wo, wie in dieser Kommentarspalte früher bereits vorgerechnet, die praktischen Ärzte zeitlich heillos überfordert werden, müssen sie doch voraussichtlich den Grossteil der Impfungen und deren Administration erledigen.
Dies alles ist äusserst verwunderlich in einem Land, das die Coronaschutzmassnahmen dem Wohlergehen der Wirtschaft unterordnet und zahlenmässig zu den Corona-Hotspots in Europa gehört. Gerade unsere Politiker sollten schon lange kapiert haben, dass jeder weitere Tag der Corona-Epidemie unsere Wirtschaft viele Millionen kostet. Und dass daher auch teure und mengenmässig grosse Impfstoffbestellungen und -anschaffungen wie auch die Einrichtung von Impfzentren eine lohnende Investition in die Wirtschaft gewesen wären.
Dr. Gerhard M. Huber, Chefredaktor rheintal24.ch