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Der Fussball-Jahresrückblick: FC Altstätten

Bezeichnend für die Herbstsaison des FC Altstätten: Mittelstürmer Adis Hujdur am Boden (Bilder: Archiv Ulrike Huber)
Bezeichnend für die Herbstsaison des FC Altstätten: Mittelstürmer Adis Hujdur am Boden (Bilder: Archiv Ulrike Huber) Bild: Ulrike Huber
Der FC Altstätten war in der zweiten Hälfte des Jahres 2020 das Sorgenkind des Rheintaler Fussballs. Nach neun Spielen mit nur einem Sieg und drei Punkten leuchtet die rote Laterne auf der GESA.

Die Überraschung des Jahres:

Im Mai 2020, mitten in den Nachwehen der ersten Coronawelle und mittendrin im fussballlosen Frühjahr wurde der Vertrag mit dem erst seit Sommer 2019 im Amt befindlichen Adrian Brunner-Nachfolger Ralph Heeb aufgelöst. Freilich hatte man eine durchwachsene Herbstrunde 2019/20 hinter sich, lag aber als zweitbestes Rheintaler Zweitligateam immerhin auf Rang sieben der Tabelle. Von dieser Vertragsauflösung überrascht wurde auch der abgelöste Ralph Heeb selbst. Wie sportjack.ch damals berichtete, war es ein sehr bitterer und trauriger Moment für Heeb, da er nicht einmal ein ganzes Jahr mit dem Team arbeiten konnte, ehe es schon wieder zu Ende ging. Um Kontinuität hinzubekommen, hätte es Zeit und Vertrauen gebraucht. Zeit, die man Ralph Heeb in Altstätten nicht gewährte. Und Vertrauen, das man ihm nicht geschenkt hat.

Hatte mit seinem Team nicht viel Freude: Trainer Francesco Bologna. Bild: Ulrike Huber

Die Begründung für den Entscheid des Städtliclubs gab Sportchef Ilic: die Bindung zwischen Trainer und Mannschaft sei nicht mehr da, wo sie sein sollte und daher habe sich der Vorstand für diesen Schritt, den er bedaure, entschieden. Krokodilstränen? Denn aus Spielerkreisen hörte man zur angeblich fehlenden Bindung zwischen Trainer und Team eher Gegenteiliges. Die Kicker fanden die Arbeit mit Trainer Ralph Heeb vertrauensvoll und sportlich ausgezeichnet.

Nachfolger von Ralph Heeb wurde mit dem 38 Jahre alten Francesco Bologna ein FCA-Urgestein, das drei Jahre lang als Co-Trainer von Adrian Brunner das Altstätter Fanionteam betreute. Er übernahm eine Mannschaft, die durch den Rückzug von Julian Bösch und Ramon Gächter ihre beiden besten Spieler verloren hatte. Sozusagen das Rückgrat des Teams. Doch zu Saisonbeginn hätte noch niemand erwartet, dass sich der Verlust dieser beiden Spieler derart negativ auf die Kaderqualität auswirken würde. Aber entgegen der Erwartungen gab es weit und breit keinen Spieler, der ernsthaft in der Lage war, das Team auch in schwierigen Situationen zu führen.

Einige Spieler konnten trotz der vielen Pleiten ihre technischen Fertigkeiten zeigen. Bild: Ulrike Huber

Der negative Höhepunkt des Jahres:

Ein Tiefpunkt in einer ohnehin schon von Tiefpunkten und Niedergang dominierten Herbstrunde 2020 war das Heimspiel gegen den FC Rheineck am 25.Oktober auf der GESA. Zweitletzter gegen den Tabellenletzten. Not gegen Elend. Abstiegs- und Überlebenskampf pur. Ein Match, in dem die beiden schlechtesten Teams der Liga in der ersten Hälfte bestätigten, warum sie ganz unten in der Tabelle angekommen war. Ein grottenschlechtes Gekicke, eine der wohl dürftigsten Halbzeiten, die je in der zweiten Liga regional auf heimischen Fussballplätzen zu sehen war. Ganz anders dann die zweite Hälfte. Eine Superpartie, in der der FC Altstätten letztlich aber trotz spielerischer Überlegenheit mit einer 1:2 Niederlage in Gepäck vom Platz ging. Eine Niederlage wie ein Nackenschlag.

Am Kampfgeist hat es dem FC Altstätten nicht gemangelt. Bild: Ulrike Huber

Was Positives passiert ist:

So schlecht, wie es der letzte Tabellenplatz und die nur drei gewonnenen Punkte suggerieren, waren die Städtlikicker in der Vorrunde in Wahrheit gar nicht. Fünf der acht Niederlagen hat die Bologna-Truppe nämlich mit nur einem Tor Unterschied kassiert. Und hat meist auf Augenhöhe mit den Gegnern agiert. Aber wie es im Fussball eben immer wieder heisst: „Erst hast Du kein Glück und dann kommt auch noch Pech dazu.“ Die Spiele der Herbstrunden fühlten sich nach einer einzigen Abfolge von Pleiten, Pech und Pannen an. Es war immer wieder verblüffend, wie es Trainer Francesco Bologna gelungen ist, seine Spieler aufzurichten und neu zu motivieren. So war es ein Erfolg des Willens, dass die Schwarz-Gelben auswärts gegen US Schluein-Ilanz mit 3:2 gewinnen konnten.

Aber im Grossen und Ganzen war es eine Hinrunde zum Weinen. Bild: Ulrike Huber

Der Ausblick auf 2021:

Es ist bei keinen anderen Rheintaler Zweitligaverein so klar ersichtlich wie beim FC Altstätten: es müssen zusätzliche Kräfte her, will man den Abstieg in die dritte Liga vermeiden. Ein Offensivspieler, der den unglücklich und oft ohne Bindung zum Mittelfeld agierenden Adis Hujdur, der im Herbst weit unter seinen Möglichkeiten geblieben ist, ergänzt und unterstützt. Ein körperlich stabiler erfahrener Mittelfeldspieler, der Ordnung in das Spiel bringt, und das Team in kritischen Situationen führen kann. Und vielleicht noch ein oder zwei universell brauchbare Defensivkräfte.

Und tatsächlich ist der einst so erfolgreiche FC Altstätten Gerüchten zufolge auf dem Transfermarkt derzeit sehr aktiv. So wird in Fussballerkreisen erzählt, dass Mittelstürmer Flamur Bojaxhi von der Rheinecker Stapfenwis auf die GESA wechseln soll. Damit würde man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Sich selbst verstärken und gleichzeitig einen der grössten Konkurrenten auf einen Nichtabstiegsplatz schwächen.

Auch der zuletzt für den FC St.Margrethen seine Stollenschlapfen schnürende «Wanderpokal» Nurkan Ibrahimi soll Tendenzen zeigen, sich den Altstättern anzuschliessen. Und auch Mittelfeldspieler Mergim Osmani vom FC Montlingen soll einen Umzug auf die GESA sondieren.

An Trainer Francesco Bologna ist es in der Herbstrunde nicht gelegen. Unverzagt hat er seinen Weg verfolgt. Und hat die Spieler bis zuletzt trotz der dürftigen Ergebnisse erreicht. Es wäre schön, wenn die Verantwortlichen beim FCA diesmal mehr Geduld und Vertrauen wie zuletzt bei Ralph Heeb zeigen. Und Bologna seinen Weg mit dem Team fortsetzen lassen.

gmh/uh
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