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Fussball Regional
26.12.2020
27.12.2020 11:04 Uhr

Der Fussball-Jahresrückblick: FC St.Margrethen

Den FC Altstätten hatten die St.Margrethner zuhause auf der Rheinau voll im Griff (Bilder: Archiv Ulrike Huber)
Den FC Altstätten hatten die St.Margrethner zuhause auf der Rheinau voll im Griff (Bilder: Archiv Ulrike Huber) Bild: Ulrike Huber
Transfertheater und Wechselspiele feierten beim FC St.Margrethen auch in diesem Jahr wieder fröhliche Urstände. Was dem sportlichen Erfolg nicht gerade förderlich ist.

Die Überraschung des Jahres:

Der FC St.Margrethen war im Rheintal durch viele Jahre hindurch als «Bezahlverein» bekannt. Die «Amateure», teils sogar aus fernen Ländern auf die Rheinau gelotst, bekamen ordentliche Spesenentschädigungen, die wohl mehr als die Kosten für Wurst und Bier deckten. Damit war diesen Sommer Schluss. Ende Gelände. Haben fertig und Flasche leer. Denn den Heldsberger Fussballern war mit dem zum österreichischen Nationalligaverein SCR Altach gewechselten «Mineralheilbad St.Margrethen» der Hauptsponsor abhandengekommen. Und die neue Vereinsführung mit Präsident Dennis Ritz, der zu Jahresbeginn den überraschend zurückgetretenen Joe Hafner abgelöst hat, hatte wohl erkannt, dass jetzt Meister Schmalhans die finanzielle Küche übernehmen musste und ein rigider Sparkurs angesagt war.

Besart Shoshi, Spielertrainer und Innenverteidiger ging bei seinen Einsätzen in der Startelf als Vorbild voraus. Bild: Ulrike Huber

So wurde im Sommer klar kommuniziert, dass es kein Geld mehr geben werde. Eine Megaüberraschung im Rheintaler Fussball, wo sogar bei manchen Drittligavereinen die vermeintlichen Ballkünstler und Dorf-Märchenprinzen Geld für ihre sportlichen Darbietungen bekommen anstatt für die Ausübung ihres Hobbies bezahlen zu müssen. Für Leistungen, die manchmal nur etwa fünfzig Zuschauer auf die Sportplätze locken.

Dennoch war es dem neuen Sportchef Fabio Künzler zusammen mit Spielertrainer Besart Shoshi gelungen, auf die Herbstrunde hin ein den Namen nach kompetitives Kollektiv auf die Rheinau zu locken. Die Rückkehrer prägten das Bild dieses neuen Heldsberg-Teams: Rijad Abazi, Salvatore Forgia, Lotrim Hajrullahu, Rilind Shala und Marko Zdravkovic: lauter Spieler, die bereits in den vergangenen Jahren auf der Rheinau aufgelaufen sind. Bekannte Grössen, die überwiegend bereits den Kern der vor wenigen Jahren noch in der 2. Liga Interregional tätigen Mannschaft bildeten. Damals unter dem in Rebstein wohnenden „Trainer-Gentleman“ Dorde Duvnjak. Der nach einigen Jahren beim FC Uzwil seine Liebe zur Rheinau als Assistenztrainer wiederentdeckt hat und damit dem Ersuchen seines früheren Verteidigungschefs, guten Freundes und Neo-Trainer Besart Shoshi gefolgt ist.

«Ich musste nur kurz mit meinen Freunden und Mitspielern sprechen, dann haben sie zugesagt, auch umsonst hier zu spielen. Das immer wieder kolportierte Gerücht, wir seien nur eine Truppe von geldgeilen Fussballern gewesen, stimmt einfach nicht», verteidigte Besart Shoshi seine Spieler, Freunde und Kollegen gegen die oft hinter vorgehaltener Hand geraunten Unterstellungen.

Gegen den FC Rheineck konnte man auf der Stapfenwis den einzigen Auswärtssieg in der Meisterschaft einfahren. Bild: Ulrike Huber

Der negative Höhepunkt des Jahres:

Doch schon im Sommer war abzusehen, dass diese Truppe guter Einzelspieler in der Winterpause auseinanderbröckeln wird, ausser man liegt nach dem Herbstdurchgang ganz vorne mit dabei. Auch Besart Shoshi war dieser Ansicht: «Es wird verständlich sein, wenn einige dieser qualitativ guten Leute, die jetzt für uns spielen, sich im Winter umschauen werden, wenn es bei uns nicht gut läuft.»

Denn wenn man schon für wenig bis gar nichts in der Geldtasche Fussball spielt, dann sollte wenigstens der Spass an der Freude vorhanden sein. Was regelmässig dann der Fall ist, wenn auch gewonnen wird. Was allerdings im Herbstdurchgang dann aber recht selten der Fall war.

Ein alter Bekannter auf der Rheinau: Assistenztrainer Djordje Duvnjak. Bild: Ulrike Huber

Nur zweimal durften die Heldsberger über einen vollen Triumph jubeln, durften sich über je drei Punkte freuen. Gegen Altstätten und Rheineck, also jene beiden Teams, die in der Abschlusstabelle der Herbstrunde die Abstiegszone besetzen. Dann gab es noch die Unentschieden gegen Au-Berneck, Arbon und Montlingen sowie knappe Niederlagen gegen Ruggell und Romanshorn. Und das blamable 2:4 in Schluein-Ilanz. Macht zusammen neun Punkte aus acht Spielen, dreizehn erzielte und vierzehn erhaltene Treffer. Und einen enttäuschenden neunten Tabellenrang, nur drei Punkte von der Abstiegszone entfernt.

Rijad Abazi, erst im Sommer zum FCSM zurückgekehrt, lief seiner Form meistens hinterher. Bild: Ulrike Huber

Was Positives passiert ist:

Einfach grossartig war die Art und Weise, wie Spielertrainer Besart Shoshi auf und neben dem Feld als Leithammel vorangeht. Klar, er ist nicht mehr der Jüngste. Und eigentlich zu langsam für den Job in der Innenverteidigung. Was Shoshi allerdings durch routiniertes Stellungsspiel, Körpereinsatz und feine Balltechnik wieder mehr als gutmachen kann.

Was sonst noch unter der Rubrik «Positives» zu vermerken ist: der FC St.Margrethen ist noch im Cup dabei. Nach Siegen gegen den FC Flums, den FC Wattwil Bunt, den FC Grabs und den FC Sargans, wird man im neuen Jahr im Viertelfinale der Vorrunde zum Schweizer Cup auf den aus der Meisterschaft bestens bekannten Rivalen vom FC Mels treffen.

Der Ausblick auf 2021:

Wer angesichts der coronabedingten Verschiebungen und Ausfälle sich jetzt bereits einen Ausblick auf die Rückrunde zu schreiben traut, hat eine lebhafte Phantasie oder zumindest eine grosse Glaskugel auf dem Schreibtisch stehen. Vollkommen unmöglich ist derzeit ein solcher Ausblick beim FCSM. Denn die Shoshi-Truppe steht, wie unter unserer laufenden Rubrik «Aktuelle Transfers und Gerüchte im Rheintaler Fussball» laufend nachzulesen, steht die Rheinau wieder einmal im Mittelpunkt des Transfergeschehens. Mit welcher Mannschaft die Heldsberger im Frühjahr auflaufen werden, steht noch in den Sternen.

gmh/uh
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