Die grosse Sportlerfamilie des FC Widnau feiert am Sonntag. Zwar kein grosses gemeinsames Fest, was ja aufgrund der Coronabeschränkungen nicht möglich ist. Aber zumindest in Gedanken wünschen wohl alle Vereinsmitglieder am Sonntag, dem 20.12., ihrem langjährigen «Präsi» und seitherigem Ehrenpräsident Ruedi Sieber alles Gute zum runden siebzigjährigen Geburtstag. Für rheintal24.ch ein willkommener Anlass, um auf das Leben dieses verdienten Sportfunktionärs, auf siebzig erfüllte Jahre zurückzublicken.
Ruedi Sieber hatte eigentlich mit Fussball nichts am Hut. «Als Bub wollte ich zwar bei einem Verein tschutten, aber mein Vater wollte das nicht. Er war begeisterter Musiker, damals Präsident und Dirigent der Blasmusik. Als Reaktion auf meinen Tschutter-Wunsch hat er mir als Siebenjährigem ein Tenorhorn, einen Notenständer und ein -blatt in die Hände gedrückt, mit der Aufforderung: «Und jetzt spiel!» Konnte ich natürlich nicht. Aber von da an musste ich üben. Nur das Turnen wurde mir vom Vater erlaubt. Erste Turnstunde im Verein: Ich hinauf auf den Barren, gleich runtergefallen, da war die Turnerkarriere auch schon wieder vorbei.»
Glückliche Kindheit und Selbstversorger
Sonst hatte Ruedi Sieber eine glückliche Kindheit. Mit seinen Eltern und Geschwistern, zwei Buben und einem Mädchen, wohnte er in einem Doppelwohnhausteil, den sein Vater als Viscose-Arbeiter von der Viscose mieten und dann auch kaufen konnte. Und es wurde ein Acker bewirtschaftet. Denn damals war man ja noch Selbstversorger mit Kartoffeln, Salaten und Gemüse.
«Mit 16 Jahren habe ich nach einem kurzen Intermezzo als Druckerlehrling bei der Schweizer Post angefangen. Als Zustellbeamter mit richtiger Uniform und steifem Hut. Und damals noch mit viel Verantwortung und grossem Renommee. Schliesslich haben wir damals die Pensionen in bar zu den Leuten gebracht, da war man natürlich gerne gesehen und wurde beinahe umarmt. Und früher hat man eben noch Zeit füreinander gehabt, wurde oft auf einen Kaffee und ein Gespräch eingeladen. Allerdings gab es auch Sachen, die mich als jungen Burschen belastet haben. Vor allem, wenn ich die Graburnen, die vom Krematorium damals per Post versendet wurden, an das Bauamt zustellen musste. Und noch schlimmer, wenn es ein verstorbener Bekannter war.»