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Christrose – ein giftiger Heilsbringer

Die seltene Blume, die zur Weihnachtszeit blühen kann: die Christrose (Bild: Ulrike Huber)
Die seltene Blume, die zur Weihnachtszeit blühen kann: die Christrose (Bild: Ulrike Huber) Bild: Ulrike Huber
Einer Legende nach blüht jedes Jahr in der Weihnachtsnacht eine Blume auf, die die Menschen Christrose nennen. Während sie von den Gläubigen grosse Bewunderung erfährt, ist sie für Tiere hochgefährlich.

Die Christrosen, auch Schneerosen genannt, sind dauergrüne und unempfindliche Pflanzen der Nieswurzgewächse. Zusammengeballt um den schwarzen Wurzelstock (weshalb sie oft auch Schwarzer Nieswurz genannt werden) kauern die Christrosen und strecken bei warmen Sonnenstrahlen auch schon im Dezember ihre Blüten durch den braunen Blätterteppich ans Licht. Wie kommt es, dass mitten im tiefsten Winter diese Schneerosen in der dunklen, kalten Jahreszeit sich an das Licht erheben und dem Leben seine Bahn brechen?

Blühen von November bis März

In unseren Breiten blühen diese Pflanzen von November bis März. Ihre wunderschönen Blüten, die tatsächlich auch pünktlich zur Zeit Jesu Geburt aufblühen können, haben schon viele Dichter und Autoren zu neuen Werken inspiriert. So schrieb Selma Lagerlöf die „Legende von der Christrose“ nieder. Eine Geschichte, die auch heute noch etwas zu sagen weiss und mit dem ersten Christrosenraus in der Stube die Boten der Heiligen Nacht ankündigt. Sie handelt von Gnade für eine Räubermutter dank der Blume im Weihnachtsgarten im dunklen Wald.

Symbol der Hoffnung

Eine weitere Legende besagt, dass die Blume ihren Namen von einem Ereignis hat, das den Hirten auf dem Weg zu Jesu Krippe geschah. Alle hatten Geschenke für den Neugeborenen dabei. Nur einer nicht. Nicht einmal eine Blume fand er zum Pflücken. Er weinte bitterlich. Und wo seine Tränen zu Boden fielen, sprossen sofort Christblumen und wuchsen zu voller Blüte. So hatte auch dieser Hirte ein Geschenk zum Mitbringen. Die wunderschöne weisse Blume wurde somit für die Hirten auch ein Symbol für die Hoffnung.

Johann Wolfgang von Goethe verewigte die so zart anmutende Christrose in der "Metamorphose der Pflanzenorgane", auf sie schrieb Eduard Mörike ein Epos. Josef Weinhebers Gedicht "erste Blume" reimt er auf die Christrose, Karl Heinrich Waggerl stellt die Frage: "ist die Schneerose die erste oder letzte Blume des Jahres?" Und auch das bekannte Weihnachtslied „Es ist ein Ros` entsprungen“ bezieht sich auf die Christrose.

Ein sehr giftiges Gewächs

Doch Vorsicht! Diese wunderschöne Blume ist durch Inhaltsstoffe wie Saponine und Protoamenoin hochgiftig. In der Gattung Helleborus kommen starke Herzgifte hinzu, Helleborin, und insbesondere das stark herzwirksame Steroidsaponin Hellebrin, das ähnlich wie die Herzglykoside der Gattung Fingerhut (Digitalis) verwendet werden kann. Alle Pflanzenteile sind giftig. Vergiftungssymptome sind Schwindel, Durchfall und Kollaps. Sie ähneln denen einer Herzglykosid-Vergiftung. Die stärkste Helleborin-Konzentration findet sich im Wurzelstock, so dass Vergiftungen durch Schneerosen eher selten beobachtet werden. So heißt es „Heute gehen zuerst die Rinder daran zugrunde.“ Ist das Tier im Haus, bleibt die Christblume draussen.

Die Schnee- oder Christblume steht auf der roten Liste der gefährdeten Arten.

gmh/uh
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