Bereits am 22. Oktober 2020 haben AGV und die beteiligten Oberstufenschulen des Rheintals eine gemeinsame Grundlage für ein Berufswahlkonzept vorgestellt. Rheintal24 hatte ausführlich berichtet. Das in dieser Veranstaltung Vorgestellte wurde jetzt auch schriftlich zusammenfasst.
Ausgangslage: breite Unzufriedenheit mit dem Berufswahlprozess
Lehrpersonen und Ausbildende erleben hautnah die Schwierigkeiten des Berufswahlprozesses und sind auch ein wichtiger Teil davon. Die Lehrer werden mit den zahlreichen Herausforderungen dieses komplexen Prozesses konfrontiert. Für zukünftige Auszubildende wird es immer schwieriger, sich in der wachsenden Informationsflut – welche auch für die Schulen eine grosse Herausforderung darstellt – zurechtzufinden.
Das nicht abgestimmte Schnuppern unter den verschiedenen Lehrbetrieben und die frühe Vergabe der Lehrstellen erhöhen zudem stetig den Druck. Diese Situation beunruhigt nicht nur die Schülerinnen und Schüler, sondern sorgt auch für Beunruhigung seitens der Eltern, der Lehrerschaft und nicht zuletzt auch in der Wirtschaft.
Zielsetzung: das richtige Talent am richtigen Ort
Der offensichtliche Handlungsbedarf hat die Rheintaler Oberstufenschulen dazu motiviert, eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe mit der Ausarbeitung eines regionalen Berufswahlkonzepts zu beauftragen. Diese interdisziplinäre Arbeitsgruppe hat zum Ziel, die Missstände anzugehen und eine für die Schülerschaft, die Schulen als auch für die Wirtschaft nachhaltige und regionale Lösung zu erarbeiten, welche von allen relevanten Akteuren getragen wird. Der Konzeptvorschlag basiert auf drei Kernelementen:
A) Berufsinformation
An einer regionalen Berufsmesse präsentieren sich die verschiedenen Berufsgruppen in einer koordinierten Form. Durch Einbezug der Kantonsschule sollen auch Berufe vorgestellt werden, die typischerweise eine Matura voraussetzen. Dies ermöglicht den Schülern und Eltern einen direkten und effizienten Vergleich der vorgestellten Berufe und Berufswege. Zudem bieten diese Informationsanlässe eine zusätzliche Anlaufstelle für wichtige und persönliche Fragen. Ebenfalls sollen die Informationsangebote / Präsentationen der Lehrbetriebe regional koordiniert werden.
B) Tagespraktika & Schnupperlehren
Tagespraktika sollen grundsätzlich an Mittwochnachmittagen während bestimmter Kalenderwochen angeboten werden. Damit ist der Rhythmus des Berufswahlprozesses gewährleistet und gleichzeitig kommt Ruhe in den Schulalltag.
Bereits im laufenden Schuljahr 2020 / 2021 sind die Firmen und Schulen aufgerufen, die Tagespraktika koordiniert in den folgenden Kalenderwochen anzubieten:
2020: KW 47–51
2021: KW 2–8
Schnupperlehren werden künftig ab dem 2. Semester der 2. Oberstufe durchgeführt. Mit dieser Massnahme ist gewährleistet, dass Schülerinnen und Schüler zuerst Tagespraktika absolvieren, bevor sie sich für eine zeit- und kostenintensivere Schnupperlehre anmelden.
C) Web-Plattform
Eine Web-Plattform soll die Schüler und Lehrbetriebe zusammenbringen. Einerseits werden alle notwendigen Informationen der Arbeitgeber und der angebotenen Lehrberufe auf einer Ebene visualisiert. Andererseits können die Schüler ihre persönlichen Profile erstellen. Mit einem «Matching» – basierend auf den Stärken, Schwächen sowie Interessen der Nutzer – werden personalisierte Vorschläge für passende Berufe und Lehrbetriebe erstellt. Über die Plattform erfolgen die Anmeldungen für die Tagespraktika, Schnupperlehren und idealerweise auch die Bewerbungen für die Lehrstellen. Die klare Strukturierung des Berufswahlprozesses soll auch der frühen Vergabe der Lehrstellen entgegenwirken.
Situation für alle vereinfachen
«Mit oben aufgeführten Kernthemen wollen wir der Schülerschaft im Berufswahlprozess eine verlässliche Unterstützung bieten und die aktuelle Situation für alle Beteiligten vereinfachen. Daher freuen wir uns, an diesem überaus interessanten und doch herausfordernden Projekt weiterzuarbeiten und so einen nachhaltigen Mehrwert für alle zu generieren»wirbt Claude Stadler um breite Unterstützung für die finale Gestaltung und Umsetzung des Rheintaler Berufswahlkonzeptes.