Obwohl uns die zweite Corona-Welle derzeit viel abverlangt, gebe es auch Gründe für vorsichtigen Optimismus berichtete der Chef der Abteilung für Übetragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit BAG Stefan Kuster, der aus Diepoldsau stammt. Fünf Punkte sind es, die diesen vorsichtig optimistischen Blick in die mittelfristige Zukunft begründen würden.
Hochwirksamer Impfstoff vorgestellt
Die Pharmaunternehmen Biontech und Pfizer haben Anfang der Woche bekannt gegeben, dass sie einen Impfstoff gegen Covid-19 entwickelt und erfolgreich erprobt hätten. Dieses Vakzin zeige beinahe keine Nebenwirkungen und führe mit einer Zuverlässigkeit von 90 % zu einer Immunität. Es brauche zwar noch mehr Daten und Analysen, um den Impfstoff in der Schweiz zulassen zu können. Die Vorbereitungsarbeiten liefen jedoch.
Corona-Fallzahlen leicht rückläufig
«Wir sehen eine Tendenz zur Verlangsamung des Anstiegs bis hin zu einer Stabilisierung», so Stefan Kuster, der sich auch bei dieser Lageeinschätzung insgesamt vorsichtig optimistisch gab. «Die Signale zeigen in die richtige Richtung.» Das BAG meldete am Dienstag 5980 neue Corona-Fälle. Eine Woche zuvor waren es noch 6126 gewesen. Zudem gab es innerhalb dieser Woche 73 weniger Spitaleinweisungen von Covid-Patienten.
Reproduktionszahl scheint unter kritischen Wert zu sinken
Eine der wichtigsten Kennzahlen für die Ausbreitung der Virusinfektionen ist die Reproduktionszahl. Wieviel Menschen werden im Durschnitt von einer an Corona erkrankten Person angesteckt. Diese Reproduktionszahl liege aktuell bei 1.05. Dies bedeutet, dass zehn positive Personen im Schnitt 10,5 Personen anstecken. Das Ziel bei der Bekämpfung einer Pandemie muss es sein, die Reproduktionszahl dauerhaft unter dem Wert von 1,0 zu halten. Nur dann verschwindet der Virus nach und nach. Mit der aktuellen R-Zahl von 1.05 seien wir schon nahe an diesem Ziel: Die Zahl ist so tief wie seit Monaten nicht mehr.
Noch genügend freie Spitalbetten
Die grosse Befürchtung der Coronastrategen und der eigentliche Grund für die Beschränkungen, die wir alle derzeit zum Wohl der Allgemeinheit und zu unserem eigenen Schutz erdulden müssen, ist die Angst, dass das Gesundheitssystem kollabieren könnte. So wie im Frühjahr in der Lombardei und im Elsass. So wie derzeit in Frankreich, wo bereits schwer Erkankte mangels freier Intensivbetten nach Deutschland ausgeflogen werden. Auch hier ist vorsichtige leichte Entwarnung gegeben. Zurzeit sind in der Gesamtschweiz noch 28,6 Prozent aller Akutspitalbetten frei, wie Andreas Stettbacher, Beauftragter des Bundesrates für den koordinierten Sanitätsdienst, am Dienstag bekannt gab. Auch von den 1109 Intensivbetten seien noch 318 frei, also ebenfalls 28,6 Prozent. Corona-Patienten belegen rund ein Fünftel aller Akutspitalbetten. Rund die Hälfte aller Patienten in Intensivbetten sei zudem wegen Corona im Spital.
Schnelltests als Hoffnung für Veranstalter
Sie kurzer Zeit sind ausreichend zuverlässige Schnelltests auf dem Markt. Stefan Kuster wies darauf hin, dass pro Tag werden derzeit im Schnitt einige Hundert Schnelltests durchgeführt würden. Mit steigender Tendenz. Die Positivitätsrate entspreche in etwa derjenigen der PCR-Tests. In den nächsten Wochen würden immer mehr Schnelltests verfügbar sein. Mehr Menschen können damit getestet und mehr positive Fälle nachgewiesen werden. Die Tests werden auch in Apotheken angeboten. In der Schweiz erhoffen sich vor allem Veranstalter von Grossevents, mit Schnelltests wieder Veranstaltungen organisieren zu dürfen. Darauf müssen sie aber noch warten. Veranstaltungen über 50 Personen sind zurzeit auch dann verboten, wenn jeder der Teilnehmer einen negativen Test mitbringt.