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Heerbrugg
08.11.2025

«Die Rheintaler dürfen stolz sein»: Das sind die Törgga-Gewinnerinnen 2025

Gigi Moto, die Gewinnerinnen Kathrin und Simone Baumberger, die Gewinnerin Alice Köppel und Shaleen Mastroberardino, Präsidentin der Rheintaler Kulturstiftung
Gigi Moto, die Gewinnerinnen Kathrin und Simone Baumberger, die Gewinnerin Alice Köppel und Shaleen Mastroberardino, Präsidentin der Rheintaler Kulturstiftung Bild: Fabian Alexander Meyer
Der «Törgga» würdigt jedes Jahr herausragende Künstler aus dem Rheintal. 2025 gingen die Auszeichnungen an Alice Köppel aus Diepoldsau sowie an die Schwestern Simone und Kathrin Baumberger. Sie alle zeigen, wie lebendig, vielfältig und kreativ die Rheintaler Kulturszene ist.

In Heerbrugg wurde am Freitag, 7. November, der «Grüne» und der «Goldige Törgga» verliehen – zwei Preise der Rheintaler Kulturstiftung, die das Schaffen junger und etablierter Künstler ins Rampenlicht rücken. Dieses Jahr stand ganz unter dem Zeichen der Frauenpower.

Sachen analysieren und neu interpretieren

Den Anfang machte Shaleen Mastroberardino, Präsidentin der Rheintaler Kulturstiftung. «Der Grüne Törgga würdigt das Engagement von jungen Künstlern und gibt ihnen neue Möglichkeiten, ihre Kunst auszüben. Diese Auszeichnung soll zeigen, wie vielfältig unser Rheintal ist.» Im Rheintal gibt es viele bedeutende Namen; nicht wenige aus der Kunst. Entsprechend sollen auch die jungen Künstler gewürdigt werden.

«Der Grüne Törgga steht für Aufbruch und Neugier. Dinge werden neu entdeckt und durch das Schaffen wird gezeigt, wie vielfältig unsere Kultur ist. Wie vielfältig das Rheintal ist. Die Künstler finden immer wieder neue Wege, Sachen zu analysieren und zu interpretieren.»

Shaleen Mastroberardino Bild: Fabian Alexander Meyer

In einer Welt der Sprache und Wörter aufgewachsen

Eine Künstlerin, die genau diesen Weg derzeit beschreitet und sich mit ihrer Kunst einen Namen macht, ist Alice Köppel aus Diepoldsau. Sie war es auch, die den Grünen Törgga mit nach Hause nehmen durfte. «Alice wurde 2003 geboren und fiel bereits früh auf. Sie stand bereits in jungen Jahren auf der Bühne und machte später ein Studium in Kunst in Luzern.» 

Mit den sogenannten «Poetry Spams» versorgt sie ihre Mail-Abonnenten wöchentlich mit einem sogenannten Poetry-Spam. «Darin steckt viel Beobachtung aus dem Alltag und auch eine eigene Note.» Beispielsweise wenn eigene Erfahrungen verarbeitet werden, wie der Wechsel vom Dorf in die Stadt.

Die Künstlerin selbst hatte ebenfalls eine Rede vorbereitet: «Vielen Dank für diesen Preis. Der Preis gehört aber nicht mir allein. Er gehört auch anderen Personen. Ich habe ein super Netzwerk, das mich überall unterstützt. Da ich zudem in einer Gesangsfamilie aufgewachsen bin, wuchs ich in einer Welt der Sprache und der Wörter auf.» Die Eltern hätten sie in ihrer Kunst immer unterstützt «und mir nie gesagt, dass ich etwas Richtiges lernen soll.» Das Vertrauen der Eltern sei immer spürbar gewesen. Entsprechend dankbar ist das Nachwuchstalent.

Alice Köppel und Shaleen Mastroberardino Bild: Fabian Alexander Meyer

Auf statt hinter der Bühne

Anschliessend war es Zeit für die Verleihung des Goldige Törgga. «Dieser geht an zwei Frauen, die auf der Bühne arbeiten, allerdings nie auf der Bühne gesehen werden. Sie schaffen Figuren, die bereits ein Leben haben, noch bevor das erste Wort gesprochen ist. Dahinter steckt eine grosse Leidenschaft.»

Die Künstlerinnen: Simone und Kathrin Baumberger. Die beiden Schwestern haben schon von klein auf Theater gespielt und später handwerkliche Berufe erlernt. «Ihre Karriere zog sie anschliessend unter anderem in das Theater St.Gallen.» Heute arbeiten die beiden auf Bühnen in der ganzen Schweiz und kümmern sich um Figuren, Kleidung und das Bühnenbild. Also ein grosser Einsatz im Hintergrund. Die Produkte sieht man zwar, die beiden Frauen allerdings nicht. Mit der Verleihung des Goldige Törgga hat sich das nun geändert. Für einmal mussten die Schwestern direkt auf der Bühne stehen.

Kathrin und Simone Baumberger Bild: Fabian Alexander Meyer

Immer genug Sonnenbräu daheim

Die Laudatio wurde von Gigi Moto, einer langjährigen Weggefährtin, vorgetragen. «Die Rheintaler können extrem stolz auf Simone und Kathrin sein. Denn sie sind die eigentlichen Stars in der Theaterszene. Sie erwecken Räume und Figuren zum Leben. Und das seit nunmehr 20 Jahren. Und das alles tun sie mit einer ansteckenden Gelassenheit.» Mittlerweile sind die beiden so erfolgreich, dass sie ihre eigenen Kreationen gar nicht immer zu Gesicht bekommen. Die Auftragslage ist nämlich so gross, dass sie ein ganzes Team um sich haben.

Im Anschluss kamen auch die beiden Schwestern zu Wort: «Wir hätten niemals damit gerechnet, dass wir selbst einmal auf der Bühne stehen. Entsprechend nervös sind wir beide. Wir helfen und unterstützen uns gegenseitig.» Damit ergänzen sie sich zum besten Team.

«Theater ist immer eine Teamarbeit. Danke dir, Kathrin, dass du mein Bühnenbild bewertest.» Kathrin wiederum bedankte sich bei ihrer Schwester, dass diese ein kritisches Auge auf ihre Schneider-Arbeiten wirft. «Und letztendlich wollen wir all unseren Weggefährten danken. Theater ist eine Teamarbeit. Ein besonderer Dank gehört auch unseren Eltern: Sie sorgen dafür, dass immer Bratwürste auf dem Grill und genug Sonnenbräu im Kühlschrank ist.»

Gigi Moto Bild: Fabian Alexander Meyer

Ein Stück Heimat

Mit Alice Köppel und Kathrin und Simone Baumberger wurden erneut bedeutende Kulturschafferinnen aus dem Rheintal geehrt. Sie zeugen davon, wie vielfältig unsere Region ist und dass wir uns bezüglich Kultur auch mit den Grösseren messen können. Die beiden Törgga heben jedes Jahr aufs Neue heraus, wie wichtig der Einsatz für Kunst und Kultur ist. Und welche Bedeutung damit auch dem Rheintal zugutekommt.

Denn: Bambergers sind in der ganzen Schweiz unterwegs und Köppel arbeitet in Luzern und hat da bereits eine eigene Radiosendung, die sich mit Kultur befasst. Und das im Alter von gerade einmal 22 Jahren. Was alle gemeinsam haben: Sie kommen aus dem Rheintal, sind hier aufgewachsen und reisten von hier aus in die ganze Welt. Ihre Wurzeln haben sie dabei aber nie vergessen – und der Törgga ist ein weiteres Stück Heimat, das die Künstlerinnen noch lange begleiten und an das Rheintal erinnern wird.

Musikalisch untermalt wurde der Anlass von der Band «Worries And The Other Plants», welche als Soloprojekt gestartet und mittlerweile auf eine volle Band angewachsen und in der ganzen Schweiz sowie auch im Ausland unterwegs ist.

Fabian Alexander Meyer