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Diepoldsau
30.10.2025
30.10.2025 11:19 Uhr

Wenn die grosse Liebe dem Mord dazwischenkommt

Bild: Fabian Alexander Meyer
Mit «Wie wär’s mit Tee?» bringt die Theatergruppe Rhybrugg eine rabenschwarze Komödie auf die Bühne. In der Diepoldsauer Mehrzweckhalle entfaltet sich eine absurde Mischung aus Liebe, Mordlust und Schauspielkunst – mit viel Witz, Dialekt und überraschend tiefgründigen Momenten.

Die Theatergruppe Rhybrugg führt derzeit ihr neustes Stück «Wie wär's mit Tee?»  auf. Am Mittwochnachmittag, 29. Oktober, luden die Diepoldsauer in die dorfeigene Mehrzweckhalle und baten zu einer kostenlosen Aufführung des rund zweistündigen Stückes.

Die Illusion aufrechterhalten

Doch worum geht es überhaupt? Henry Böhm ist ein Schauspieler auf dem absteigenden Ast. Zwar befindet er sich noch mitten in den Dreharbeiten für seinen neusten Film, allerdings weiss er bereits jetzt, dass er ein absoluter Flop sein wird. Teil des Filmes: Der Mord an ihm mit einem Bügelbrett. Böhm will aber nicht nur im Film ermordet werden, sondern auch in der Realität.

Um noch ein letztes Mal medienwirksame Schlagzeilen zu machen, bittet er eine Journalistin für ein Interview auf sein Zimmer und lässt sich dort dann ermorden. So jedenfalls der Plan. Dass er sich in der Realität in die Journalistin verliebt und dadurch neuen Lebenswillen schöpft, ist das kleinste Problem.

Denn der Killer will den Job unbedingt erledigen – und gleichzeitig muss der Schauspieler auch die Illusion vom normalen Menschen aufrechterhalten, welcher nicht gerade sein eigenes Todesurteil unterschrieben hat. Und zu allem Elend hin muss der Killer davon überzeugt werden, jetzt doch niemanden zu töten. Einfacher gesagt als getan.

Bild: Fabian Alexander Meyer

Schwierige Materie kompetent umgesetzt

Die Materie, an die sich die Rhybrugg-Mitglieder herangetraut haben, hatte es in sich. Denn das gesamte Stück spielte in den gleichen vier Wänden. Was das Stück also in optischer Abwechslung vermissen liess, musste durch die schauspielerische Leistung wieder wettgemacht werden. Zum grössten Teil gelang den Tippilzouern das auch sehr gut. Besonders beeindruckend, wenn man bedenkt, dass nicht alle Mitglieder eine professionelle Schauspielkarriere haben.

Die spitzen Pointen und der teilweise recht schwarze Humor sorgten im Raum immer wieder für grosse und lange Lacher. Nur selten gerieten einzelne Szenen leicht aus dem Gleichgewicht – mal mit etwas zu viel, mal mit etwas zu wenig Emotion. Diese kleinen Ungenauigkeiten taten der Gesamtleistung jedoch keinen Abbruch.

Bild: Fabian Alexander Meyer

Schwarzer Humor auf Top-Niveau

Der schwarze Humor war auf jeden Fall eine treibende Kraft im Skript und sorgte für die meisten Lacher im Publikum. Wenn sich der dem Tode geweihte Schauspieler beispielsweise über den Lärm in seinem Zimmer aufregte und er dadurch seiner Aussage nach die letzte Ruhe nicht finden konnte, sorgte dies für Lachtränen. 

Eine andere herrlich absurde Situation ereignete sich zwischen einer Set-Assistentin und Böhm. Die Assistentin wollte vom Schauspieler, dass er für eine Filmszene einen Sarg probeliegt. Da sich Böhm zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits tief in einen Schlammassel rund um sein tatsächliches Ableben verstrickt hatte, ging er davon aus, dass sein geplantes Ableben bereits die Runde machte. Die unwissende Assistentin wiederum konnte sich das Verhalten des Schauspielers nicht erklären und war genauso verwirrt und nervös.

Geschwindigkeit etwas langsam

Zuzusehen, wie sich der Schauspieler immer tiefer in die Aufrechterhaltung einer Maskerade und zugleich auch das Abhalten des Killers verstrickte, war äusserst amüsant. Vor allem, wenn sich der Plot immer weiter zuspitzte und sich die Schlinge um den Hals immer enger zog, bis es zum grossen Showdown kam, sorgte dies für eine nicht abbrechende Spannung, die immer wieder durch Lacher und Situationskomik aufgelöst wurde.

Lediglich das Erzähltempo hätte etwas höher liegen dürfen – der Einstieg zog sich leicht in die Länge, bevor das Stück richtig Fahrt aufnahm. Abgesehen davon bot die Theatergruppe bestes Unterhaltungstheater – charmant im Tippilzouer Dialekt und mit einer ordentlichen Portion schwarzem Humor.

Wer die Schauspielkünste der Tippilzouer live erleben will, findet in diesem und im nächsten Jahr zahlreiche Möglichkeiten. 

Alle Informationen rund um das Stück, Aufführungen, etc. finden Sie hier.

Fabian Alexander Meyer