Vor Kurzem machten auf Facebook Bilder von Kindern und Jugendlichen die Runde, die bereits in jungem Alter ein Kopftuch tragen. Die aus Wil stammenden und wohl fast ein Jahrzehnt alten Aufnahmen, über die zuerst der «Tages-Anzeiger» berichtete, sorgen in der Politik für Wirbel.
Im Zentrum steht die muslimische Gemeinschaft. Diese stellte auf «TVO» klar, dass die betroffenen Frauen im Alltag kein Kopftuch tragen. Zudem seien die Bilder alt. Und dennoch werden sie nun zum Streitpunkt in der Politik.
Der Bernecker SVP-Nationalrat Mike Egger will ein Kopftuchverbot prüfen und wird voraussichtlich auf die Wintersession hin eine entsprechende Interpellation einreichen. Im Interview mit Rheintal24 erklärt er, warum.
Online-Radikalisierung: «Besorgniserregend»
Angesprochen auf die Facebook-Bilder von kleinen Kindern mit Kopftuch hat Egger eine klare Meinung: «Kinder sollen frei und unbeschwert aufwachsen, ohne sozialen Druck und ohne eine frühe Ideologisierung. Das Kopftuch erscheint mir gerade bei Minderjährigen als Ausdruck von elterlichem oder gruppendynamischem Zwang und widerspricht unserem Verständnis von Kinderschutz und Gleichberechtigung.»
Daher sei ein entsprechendes Verbot gerade bei Minderjährigen prüfenswert.
Die Interpellation sei ein erster Schritt in die gewünschte Richtung. Doch die Thematik sei komplex und vor allem ein gesellschaftlicher Streitpunkt. «Denn eine Mehrheit der Muslime in der Schweiz verhält sich gesetzestreu und ist gut integriert», so Egger.
Gerade diese Personen sollen gestärkt werden. «Unser Auftrag ist daher doppelt: Radikalisierung eindämmen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt schützen.»
Zudem würden die Behörden auch vor einer sogenannten Online-Radikalisierung warnen, die vor allem Kinder und Jugendliche anspreche. «Das macht mich wachsam, und wir müssen uns die Frage stellen, welche Werte wir in der Schweiz wollen.» Laut dem NDB sei die Terrorbedrohung erhöht und die Online-Radikalisierung besorgniserregend.
«Gleichstellung ist nicht verhandelbar»
Der Islam und die Schweiz – ein altbekanntes Thema. Laut dem Politiker entwickelt sich der Islam heterogen, allerdings würden gewisse Teilbereiche immer konservativer und durch internationale Konflikte verstärkt werden.
Dies zeigten beispielsweise die Ausschreitungen an der anitsemitischen Demo in Bern. «Für mich ist das ein absolutes No-Go! Auch Sicherheitsberichte verweisen besonders auf die Dynamiken im jihadistischen Spektrum.»
Als Reaktion prüft Egger derzeit eine Interpellation an den Bundesrat. Schon zuvor angetönt, geht es auch um Integration. «Das wird Debatten rund um Werte und Integrationspolitik geben. In einer Demokratie ist das wichtig. Allerdings sind Kinderschutz und die Gleichstellung zwischen Mann und Frau nicht verhandelbar.»
 
 
