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Kommentar
Kanton
12.10.2025
11.10.2025 17:13 Uhr

Dritte Röhre: Schluss mit dem Egoismus!

Stephan Ziegler hält den Autobahnanschluss Güterbahnhof für sinnvoll
Stephan Ziegler hält den Autobahnanschluss Güterbahnhof für sinnvoll Bild: stgallen24
Die Diskussion um die dritte Röhre des Rosenbergtunnels in St.Gallen zieht sich seit Jahren dahin – und sie zeigt exemplarisch, wie sehr Ideologie vernünftige Verkehrspolitik lähmen kann. Eine Einordnung von Rheintal24-Redaktor Stephan Ziegler.

Ich sage es deutlich: St.Gallen braucht diese Röhre. Wer sie weiter verhindert, handelt egoistisch und auf Kosten der ganzen Region.

Der Rosenbergtunnel ist das Herzstück der St.Galler Stadtautobahn – und er steht vor einer grossen Zukunftsaufgabe. Spätestens ab 2037 muss das Bauwerk saniert werden.

Schon heute ist klar: Ohne dritte Röhre droht der Verkehr in und um St.Gallen während Jahren im Chaos zu versinken. Trotzdem blockieren einige Verkehrsideologen das Projekt weiterhin – aus Prinzip, nicht aus Vernunft.

Notwendig, nicht luxuriös

Die dritte Röhre ist keine «Luxuslösung», sondern eine Notwendigkeit. Wenn absehbar nur eine der bestehenden Röhren saniert werden kann, muss der Verkehr irgendwo hin.

Laut Studien würden bis zu 40’000 Fahrzeuge täglich auf städtische Strassen ausweichen – mit dramatischen Folgen für Lärm, Luft und Lebensqualität. Wer das in Kauf nimmt, um ideologische Grundsätze zu wahren, denkt nicht an das Wohl der Stadt, sondern nur an sich selbst.

Wissenschaftlich bestätigt – politisch blockiert

Eine aktuelle ETH-Studie unter der Leitung von Prof. Ulrich Weidmann bestätigt: Der Ausbau des Rosenbergtunnels – zusammen mit dem Zubringer Güterbahnhof – gehört zu den prioritären Verkehrsprojekten der Schweiz.

Und doch halten gewisse politische Kräfte unbeirrt an ihrem Nein fest. Sie reden von «Betonpolitik» und «verkehrspolitischer Vergangenheit», während sie selbst keine praktikable Alternative anbieten.

Verkehr verschwindet nicht, wenn man ihn ablehnt. Wer Ausbau verweigert, verlagert ihn – in die Quartiere, vor Schulen und in Wohngebiete.

Das Abstimmungs-Nein war kein Endpunkt

Zwar wurde der nationale Ausbauschritt Nationalstrassen im November 2024 abgelehnt – doch die Ostschweiz selbst stimmte dafür.

Dieses Signal darf nicht überhört werden. Eine demokratische Abstimmung ist kein Denkverbot. Wenn neue Fakten und wissenschaftliche Erkenntnisse vorliegen, darf und muss neu diskutiert werden. Die ETH-Analyse ist ein solcher Anlass.

Jetzt liegt es an den Verantwortlichen in Bund, Kanton und Stadt, das Projekt erneut aufzugreifen und seriös weiterzuentwickeln – mit Transparenz, klaren Fakten und Rückgrat.

Kritik ernst nehmen – aber richtig gewichten

Natürlich gibt es berechtigte Fragen. Die Olma-Halle 9, die teilweise im geplanten Baufeld liegt, müsste wohl ersetzt werden. Auch die Kosten – rund 1,5 Milliarden Franken – sind erheblich. Aber: Der Nutzen übersteigt die Investition bei Weitem, wenn man die drohenden Folgekosten eines Verkehrsinfarkts betrachtet.

Und das Argument, neue Strassen würden «mehr Verkehr erzeugen», greift zu kurz. Der Verkehr entsteht nicht, weil mehr Spuren vorhanden sind – er entsteht, weil Menschen arbeiten, einkaufen, reisen und leben. Unsere Aufgabe ist, diesen Verkehr intelligent zu lenken, nicht ihn zu leugnen.

Schluss mit dem Egoismus

Wer sich heute noch gegen die dritte Röhre stellt, blockiert nicht nur ein Tunnelprojekt, sondern die Zukunft einer ganzen Region.

St.Gallen braucht Lösungen, keine Verhinderungspolitik. Die Ostschweiz darf nicht länger zum Opfer ideologischer Starrheit werden.

Die dritte Röhre ist kein Symbol des alten Denkens, sondern Voraussetzung für die Mobilität von morgen.

Jetzt gilt: Verantwortung übernehmen, wissenschaftliche Fakten respektieren – und den Mut haben, endlich zu bauen.

Stephan Ziegler