Freude bei der SP und lange Gesichter bei den Bürgerlichen nach dem ersten Wahlgang bei den Ersatzwahlen fürs Gemeindepräsidium: Armin Hanselmann liegt mit 497 Stimmen deutlich in Front, und das im bürgerlich geprägten St.Margrethen.
Dahinter folgt der parteilose Andreas Trösch (337 Stimmen), der die beiden offiziellen bürgerlichen Kandidaten der Findungskommission, Alexander Herzog (FDP, 244 Stimmen) und Patrick Bollhalder (parteilos, 171 Stimmen), nicht nur eingeholt, sondern klar distanziert hat.
«Ich freue mich sehr über das gute Resultat im ersten Wahlgang. Es zeigt mir, dass ich auf breite Unterstützung im Dorf zählen kann, was mich auch für den zweiten Wahlgang bestärkt,» sagt Hanselmann zum Erfolg im ersten Wahlgang. Tatsächlich dürfte der Sozialdemokrat auch im bürgerlichen Lager Stimmen geholt haben.
Heimvorteil genutzt
«Die St.Margrether kennen mich und wissen, dass mir die Zukunft von St.Margrethen am Herzen liegt.» Hanselmann glaubt, dass er mit seiner offenen und authentischen Art sowie seiner Erfahrung in der öffentlichen Verwaltung und seiner langjährigen Tätigkeit in der Geschäftsprüfungskommission überzeugen konnte.
«Ich bedanke mich bei allen Wählerinnen und Wählern für Ihre Stimmen und freue mich, wenn ich auch im zweiten Wahlgang auf ihre Unterstützung zählen kann.»
Trösch weiter im Rennen
«Schön, dass beide einheimischen Kandidaten vorn liegen und ich zwei offizielle Kandidaten der Findungskommission hinter mir lassen konnte», sagt Andreas Trösch zu seinem starken Resultat. Nun sei es an den Stimmbürgern zu entscheiden, ob man einen Verwalter oder einen Unternehmer im Gemeindehaus haben wolle.
Trösch sieht seine persönlichen Chancen als «gut» an. Hanselmann habe aber das «Plus», dass er keinen Lohn beziehen wolle. Diese Aussage an der Podiumsdiskussion dürfte allerdings rhetorischer Natur gewesen sein.
Herzog nicht zufrieden
«Der dritte Rang von fünf offiziellen Kandidaten ist etwas undankbar. Ich danke für die breite Unterstützung, die ich in den vergangenen Wochen erfahren durfte. Sie hatten mich motiviert, hier, weit weg von meinem Wohnort, anzutreten», sagt Alexander Herzog, der einige Mittel und viel Zeit in den Wahlkampf gesteckt hat.
Herzog sagt auch, dass der Lokalkolorit hier wohl doch eine grosse Rolle gespielt habe. Tatsächlich konnte er die Minderbekanntheit gegenüber Hanselmann und Trösch trotz viel Präsenz im St.Margrether Umfeld nicht wettmachen.
Zu einem allfälligen zweiten Wahlgang sagt er: «Ich nehme es, wie es ist und werde mir in den nächsten Stunden und Tagen überlegen, ob ich nochmals antrete. Sollten weitere unterstützende Rufe von den Parteien und Organisationen kommen, wäre ich motiviert, auch den zweiten Wahlgang nochmals anzugehen.»
Würde sich Herzog zurückziehen, steckt die FDP in einer Bredouille: Trösch gilt seit seinem Parteiaustritt bei den Freisinnigen als «persona non grata» und mit der SVP pflegt man seit Jahren einen Dauerzwist.
Patrick Bollhalder tritt erneut an
Das schlechteste Resultat der von der Findungskommission vorgeschlagenen Kandidaten machte Patrick Bollhalder. «Ich danke allen Wählern herzlich für das Vertrauen im ersten Wahlgang. Das Ergebnis ist für mich auch eine wertvolle Standortbestimmung», sagt er zum Ergebnis.
Die SVP St.Margrethen, die Bollhalder offiziell portiert hat, teilt mit, dass die Wahl weniger das Ergebnis einer inhaltlichen Auseinandersetzung als vielmehr Ausdruck eines politischen Protests gewesen sei. Sie habe sich einerseits gegen die wahrgenommene Vorherrschaft der FDP und andererseits gegen die Gemeindeführung gerichtet, wird in einem schriftlichen Statement behauptet.
«Mit der Unterstützung des parteilosen Kandidaten Andreas Trösch wurde dieser Protest sichtbar kanalisiert. Dabei geriet Patrick Bollhalder ungewollt in die Rolle des Verlierers und wurde zum Opfer dieser Konstellation,» heisst es weiter. Als eigentlicher Profiteur dieser Ausgangslage müsse die SP und Armin Hanselmann betrachtet werden, der gestärkt aus dem ersten Wahlgang hervorgehe.
Bollhalder wird auch im zweiten Wahlgang antreten, wie die Parteileitung der SVP St.Margrethen bestätigt: «Aus den genannten Gründen hat sich Patrick Bollhalder entschlossen, am zweiten Wahlgang teilzunehmen, damit die Bevölkerung die Möglichkeit erhält, ihre Entscheidung losgelöst von Protestmotiven und auf Grundlage von Sachfragen zu treffen.
Seine Nähe zur Parteipolitik der SVP habe ihn zudem bewogen, der SVP St. Margrethen beizutreten. Er trete deshalb nun als offizieller bürgerlicher Kandidat der SVP St.Margrethen an. Hier ist man geneigt zu fragen: Hat Patrick Bollhalder die Nähe zur SVP-Parteipolitik vor dem ersten Wahlgang noch nicht gespürt?
So oder so: Mit diesem Vorgehen wird die SVP definitiv zum Wahlhelfer der SP. Ein Durchmarsch von Hanselmann liesse sich wohl nur bei Einigkeit unter den bürgerlichen Parteien verhindern. Und dieser Zug ist mit der Nomination von Bollhalder für den zweiten Wahlgang wohl abgefahren.
Kästli zieht sich zurück
Der parteilose Stefan Kästli, welcher erst mit reichlich Verspätung in den Wahlkampf einstieg und gemäss eigener Aussage ohnehin auf einen zweiten Wahlgang spekulierte, in welchem er dann seine Stärken voll ausspielen könnte, tritt gar nicht mehr an. Am 29. September reichte er seinen Rückzug ein.