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Region Rheintal
02.11.2020

Aktuell fünfzehn 5G-Sendestationen im Rheintal

Mit dem Ausbau von 5G werden Änderungen an den Antennen notwendig. (Symbolbild)
Mit dem Ausbau von 5G werden Änderungen an den Antennen notwendig. (Symbolbild) Bild: Pixabay / F. Muhammad
Die Einführung des 5G-Netzes beschäftigt Menschen im Rheintal und in der übrigen Schweiz. rheintal24 fasst Entwicklungen und Standpunkte zusammen.

Seit sich ab 2007 zunehmend Smartphones verbreiteten, hat sich die Datenmenge in den Mobilfunknetzen alle 12 bis 18 Monate verdoppelt. Ein Ende dieses Trends zeichnet sich nicht ab. Die bisherigen Mobilfunksysteme (3G, UMTS; 4G, LTE) stossen damit langsam an ihre Grenzen. Um mehr Datenmengen liefern zu können, stehen nun bereits über 3'100 5G-Antennen in der Schweiz bereit, die aber erst von 2 Prozent der Bevölkerung genutzt werden.

Im Kanton St.Gallen obliegt die Bewilligung von Mobilfunkanlagen den politischen Gemeinden. Für den 5G-Ausbau werden teils bestehende Antennen aufgerüstet, teils neue gebaut. Unter bestimmten Voraussetzungen ist bei einer Aufrüstung kein Baubewilligungsverfahren nötig («Bagatelländerung»).

Eine offizielle Karte verzeichnet fürs Rheintal mittlerweile fünfzehn 5G-Sendestationen, fünf davon allein in Altstätten. Ihre Sendeleistung ist meist «mittel» (100 bis 1000 Watt), seltener «klein» (10 bis 100 Watt). In verschiedenen Gemeinden gibt es auch in diesem Jahr Baugesuche. Die entsprechenden Unterlagen vermeiden Begriffe wie «5G» oder «adaptive Antenne» oft und wirken auf viele Laien recht undurchsichtig.

Der Ausbau des 5G-Netzes in der Schweiz

Die Entwicklung von 5G in der Schweiz seit 2017:

  • Ende 2017 reservierte der Bundesrat die Frequenzbänder (700 MHz, 3.5 GHz). Eine erste Version des 5G-Standards wurde verfügbar.
  • 2018: Die ersten 5G-Ausrüstungen wurden verfügbar.
  • Februar 2019: Die Kommunikationskommission ComCom versteigerte die neuen Frequenzen an Swisscom, Sunrise und Salt.
  • 2019: 5G-Start in der Schweiz.
  • 2020: Laut Blick stehen über 3'100 5G-Antennen in der Schweiz, aber erst 2 Prozent der Menschen nutzen 5G.

Der weitere Ausbau verläuft aus Sicht der Telekom-Unternehmen schleppend.

Einen Grund dafür sehen sie in den gültigen Strahlengrenzwerten für Antennen. Während die Immissionsgrenzwerte der Schweiz dem Niveau der Nachbarländer entsprechen, gelten hier an sensiblen Orten (Wohnungen, Schulen, Spitäler etc.) zusätzlich Anlagegrenzwerte zur Vorsorge. Diese sind zehnmal tiefer als die Immissionsgrenzwerte angesetzt.

Auch wenn die Anläufe zur Anhebung der Anlagegrenzwerte wiederholt gescheitert sind, verfolgen die Telekom-Unternehmen die 5G-Ausbaupläne weiter, mit verschiedenen Szenarien.

Keine Ausbaustrategie ohne Verlierer?

Mit den tiefen Anlagegrenzwerten würde für 5G eine deutlich grössere Zahl Antennen nötig und der Ausbau verliefe langsamer. Am Ende würden tendenziell mehr Menschen in der Nähe einer Antenne leben und belastet werden.

Würden die Anlagegrenzwerte erhöht, stiege die Leistungsfähigkeit der Antennen, die ein grösseres Gebiet abdecken würden. Wer dann in der Nähe einer solchen Antenne lebt, würde stärker belastet als heute.

Der Umweltepidemiologe Martin Röösli spricht im lesenswerten WOZ-Interview von einem «Dilemma».

BAKOM-Karte mit den Standorten der 5G-Antennen (grüne Punkte) in der Region. Zoomen und scrollen Sie durch die Karte oder klicken Sie auf eine Antenne.

5G aus der Sicht von Befürwortern

Vertreter von Bund, Telekom-Unternehmen und Wirtschaft sehen 5G wegen der Digitalisierung als Chance. Sie erhoffen sich einen Vorteil bei der Entwicklung neuer Technologien, etwa des Internet of Things mit selbstfahrenden Autos, smarten Haushaltsgeräte usw. Zudem habe die Homeoffice-Phase während Corona gezeigt, wie wichtig ein leistungsfähiges Mobilfunknetz ist.

Zahlreiche Befürworter haben sich in diesem Jahr auf der Plattform «Chance5G» zusammengeschlossen. In der Trägerschaft ist mit dem Unternehmer/Nationalrat Marcel Dobler auch ein bekannter Kopf aus dem Kanton St.Gallen vertreten.

5G aus der Sicht der Gegner

Die Kritiker von 5G warnen hauptsächlich vor gesundheitlichen Risiken der Mobilstrahlung beim Menschen (z.B. Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Krebs). Sie verweisen darauf, dass Langzeituntersuchungen über die Auswirkungen von 5G noch fehlen würden. Solange der Nachweis der Unschädlichkeit von 5G nicht erbracht sei, fordern sie ein Moratorium. Ein solches kennen die Kantone Genf, Waadt und Jura bereits.

Der Verein «Schutz vor Strahlung» ist für die Digitalisierung, engagiert sich aber gegen 5G und ist medial durchaus präsent. In seinem Verzeichnis listet er lokale Initiativen gegen 5G auf, z.B. in Au und Eichberg.

Volksinitiativen und parlamentarische Vorstösse

Auch politisch bleibt 5G ein Thema. National läuft für zwei Volksinitiativen zu 5G/Mobilfunk die Unterschriftensammlung. Drei weitere Initiativen befinden sich in Ausarbeitung. Im St.Galler Kantonsparlament wurden seit 2019 drei Interpellationen und eine Motion zu 5G eingereicht. Die Regierung hat vorgeschlagenen Moratorien jedoch eine Absage erteilt und hält an der Einführung fest.

Mehr Leistung durch 5G-Mobilfunk

Zu den technischen Daten: Um auch längerfristig ein leistungsfähiges Mobilfunknetz sicherzustellen, will der Bund die nächste Mobilfunkgeneration einführen: 5G. Die Leistungsmerkmale des neuen Systems sind:

  • Höhere Datenübertragungsrate (bis zu 100-mal höher als 4G).
  • Kürzere Verzögerungszeit, damit kürzere Reaktionszeit.
  • Höhere Anzahl gleichzeitig verbundener Endgeräte (bis zu 1 Million pro km²).
  • Mehr Energieeffizienz pro übertragene Dateneinheit.
  • Flexiblere und effizientere Netze als unter 4G.
  • Zielgerichtetere und flexiblere Signalübertragung durch adaptive Antennen.

Theoretisch berechnete 5G-Abdeckung (gelb) gemäss Schweizer Breitbandatlas des BAKOM. Zoomen und scrollen Sie durch die Karte.

Stefan Knobel/gh
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