Nach einem guten Jahresstart und den jährlichen Revisionsarbeiten im März schlug COVID 19 zu und verhinderte den für den 1. April 2020 geplanten Saisonstart. Kurzerhand wurden die Bauarbeiten am neuen Tunnel vorgezogen und der Saisonstart auf den 4. Juli 2020 angesetzt. Nach einer verkürzten viermonatigen Saison wird am 2. November 2020 der Betrieb für die Bauarbeiten am neuen Tunnel bereits wieder geschlossen. So kann bereits jetzt gesagt werden, dass im laufenden Jahr rund 40% weniger Gäste auf den Hohen Kasten hinauf oder zurück befördert wurden.
Anfang Mai erteilten die Stadt Altstätten und der Kanton St.Gallen die Baubewilligung für die Tunnelerweiterung. Wieso Altstätten? Was viele nicht wissen, ist die Tatsache, dass der Gipfel des Hohen Kastens auf Altstätter Gemeindegebiet liegt. Zu diesem Zeitpunkt war unklar, wann der Bahnbetrieb wieder aufgenommen werden darf. Deshalb beschloss der Verwaltungsrat, während des Lockdowns die 1. Etappe der Bauarbeiten für den geplanten Schräglift in Angriff zu nehmen. Der Saisonstart für die Seilbahn wurde auf den Beginn der Sommerferien verschoben.
Drehrestaurant von Mai bis Ende Juni mit reduziertem Betrieb
Das Drehrestaurant empfing ab Mai an schönen Wochenenden Gäste. Dass der Hohe Kasten vorläufig nur zu Fuss erreichbar war, schreckte die Wanderer nicht ab. Sie kamen auch an Wochentagen auf den Berg, um die Aussicht und den zu dieser Jahreszeit herrlich blühenden Alpengarten zu geniessen.
Trotz COVID 19-Pandemie sicher unterwegs
Vor der Wiederaufnahme des Bahnbetriebs fand das jährliche Sicherheitstraining statt. Der theoretische Teil beinhaltete eine Schulung zu den Hygiene- und Verhaltensmassnahmen in Bezug auf COVID 19. Alle Mitarbeiter wurden mit Schutzmaterial ausgestattet.
Für die Sicherheit der Gäste im Kassen- und Wartebereich sorgten Markierungen am Boden. Grosser Wert wurde auf die regelmässige Desinfektion aller Flächen sowie der Kabinen gelegt. Bei starkem Andrang gab es Zwischenfahrten, um lange Wartezeiten zu vermeiden und die Seilbahnkabinen nicht mit voller Kapazität zu füllen.
Erfolgreicher Saisonstart am 4. Juli 2020
Trotz trüber Aussichten auf 2020 konnte am 4. Juli endlich der Bahnbetrieb aufgenommen und das Panoramarestaurant wiedereröffnet werden. Bereits am ersten Tag nutzten 768 Personen die Möglichkeit, endlich wieder mit der Seilbahn einen Ausflug auf den Hohen Kasten zu machen.
In den gesamten Sommerferien waren Bahn und Gastronomie gut besucht, wobei die Unsicherheit vieler Gäste bezüglich Corona zu spüren war. Während die Hotellerie im Appenzellerland in diesem Jahr Rekordzahlen verzeichnete, bliebt die Kastenbahn Monat für Monat rund 20% unter den Frequenzen der Vorjahre.
Es war zu beobachten, dass viele Gäste den Weg auf den Gipfel lieber zu Fuss zurücklegten. Das lag wahrscheinlich an einer gewissen Unsicherheit bezüglich Maskenpflicht und Mindestabstand. Die Besucher versuchten, den Menschenansammlungen aus dem Weg zu gehen. Während in den Vorjahren bei gutem Sommerwetter die Sonntage am meisten frequentiert waren, gehörten im Sommer 2020 jeweils der Montag mit zu den besucherstärksten Tagen.
Gruppengeschäfte und internationale Gäste im Alpstein 2020
Der allgemeine Einbruch der Gruppengeschäfte betraf den Hoher Kasten weniger als andere Regionen. Reisegruppen sowie internationale Gäste standen hier nie speziell im Fokus. Allerdings kamen deutlich mehr Gäste, vor allem Familien mit Kindern, aus dem benachbarten deutschsprachigen Ausland. Dabei handelte es sich weniger um Tagesgäste: Die meisten hatten sich kurzentschlossen für eine Hüttentour oder Übernachtung in einem Berggasthaus entschieden, weil die ursprünglich geplanten Badeferien in diesem Jahr nicht möglich waren. Dass Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre gratis mit der Kastenbahn fahren, wurde sehr positiv aufgenommen.
Gäste, die nie vorher in den Bergen waren, zeigten sich begeistert. Wahrscheinlich hat dank der Pandemie so manch einer seine Wanderlust entdeckt.
Wie die Hotellerie berichtet, wurde in diesem Sommer im Appenzellerland vermehrt französisch gesprochen. Die Anzahl der Touristen aus dem Welschland nahmen auch auf dem Hohen Kasten deutlich zugenommen. Zudem verbrachten mehr Gäste aus der Nordwestschweiz, aus Basel, Aargau und Solothurn, aber auch aus Bern ihre Ferien im Alpstein.
Touristen in Brülisau herzlich willkommen
In den Medien wurden immer wieder die Auswirkungen des aussergewöhnlichen Besucherandrangs thematisiert. Während des Lockdowns kamen völlig neue Gästesegmente in den Alpstein. Dieses Phänomen war im Frühjahr im ganzen Alpenraum anzutreffen, wo die Leute an schönen Wochenenden Erholung in den nahen Bergen suchten. Auch im nahen Ausland wurde beispielsweise das Allgäu von Erholungssuchenden aus München und andern Städten heimgesucht. Damit verbunden waren auch hierzulande während einigen Wochen mehr Abfall und viele Autos, trotz geschlossener Bergbahnen.
Leider wurde in den Medien recht pauschal und etwas einseitig über den «vollen Alpstein» berichtet, obwohl das Phänomen örtlich und zeitlich recht eng einzugrenzen war. Das Touristen-Bashing in den Sozialen Medien traf den Hohen Kasten unverhältnismässig. Für Brülisau und den Hohen Kasten stellte der Ansturm in der Saison 2020 jedenfalls nie vor nennenswerte Probleme. Es konnten selbst bei gutem Besucheraufkommen stets ausreichend Parkmöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden. Zusätzlich zu 180 Parkplätzen direkt vor der Kastenbahn wurden in Kooperation mit Anwohnern weitere Stellplätze, auch für Wohnmobile, angeboten. Das Team der Kastenbahn war an stark frequentierten Tagen auf den Parkplätzen behilflich und sorgte dafür, dass alle entspannt ihren Ausflug antreten konnten. Erholungssuchende sind in Brülisau immer gern gesehen, ganz gleich, ob sie mit dem eigenen Pkw, dem Mountainbike, Wohnmobil oder öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen.
Saisonende nach nur 4 Monaten Betriebszeit – Zahlen und Fakten
Wenn am 2. November die kurze Saison 2020 vorzeitig zu Ende geht, kann die Hoher Kasten Drehrestaurant und Seilbahn AG eine befriedigende Bilanz ziehen. Die Zahlen liegen weit unter denjenigen der letzten Jahre, doch ist man «mit einem blauen Auge» davongekommen.
