Home Region Rheintal Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
Diepoldsau
14.10.2020

Viel Lärm um Nichts in Diepoldsau

Im vierten Abschnitt des Programms Agglomeration Rheintal wird gerechnet und geprüft (Bild: Shutterstock)
Im vierten Abschnitt des Programms Agglomeration Rheintal wird gerechnet und geprüft (Bild: Shutterstock) Bild: Shutterstock
Das Diepoldsauer „Initiativkomitee Entlastung Durchgangsverkehr Tramstrasse/Hohenemserstrasse“ hat sich im Rahmen der Vernehmlassung zum Agglomerationsprogramm Rheintal eingebracht.

Der vom Präsidenten der mit dem etwas sperrigem Namen „Initiativkomitee Entlastung Durchgangsverkehr Tramstrasse/Hohenemserstrasse“ Interessensgruppe Jakob Sieber schon vor vielen Monaten erstmals vorgestellte Vorschlag zur Lösung der Verkehrsprobleme von Diepoldsau verfolgt einen alten Ansatz. Man soll zur Lösung der Verkehrsprobleme der Gemeinde doch einen „Südring“ bauen.

Neue Brücke über den Rhein

Das heisst, eine Umfahrungsstrasse Süd, eine neue Brücke über den Rhein sowie eine Anbindung an die Dorfstrasse. Die Umfahrung solle vom Kreuzungspunkt Hohenemserstrasse/Werkstrasse direkt an der Grenze nach Süden abbiegen, so dicht wie möglich an Staatsgrenze und altem Rhein entlang in einem weiten Bogen zur neu zu errichtenden Brücke über den Neuen Rhein führen. Die Machbarkeit sei nachgewiesen und das Kosten-/Nutzenverhältnis sei das Beste aller untersuchten Varianten.

Nicht zur Gemeindewahl gestellt

Bei den Vertretern dieses Initiativkomitees handelt es sich, wie bei solchen Interessengruppen ja üblich, nicht um gewählte Vertreter. Sie haben sich zur Legitimierung ihrer Interessen auch nicht zur gerade vergangenen Gemeindewahl gestellt. Vielmehr werden die Gemeinderäte durch den Anführer der Gruppierung Jakob Sieber schon mal als „Verhinderungsbehörde“ bezeichnet, weil sie einer anderen Variante, nämlich dem angestrebten Umfahrungstunnel das Wort reden. Dieser Tunnel sei „utopisch“.

Nicht im Zuständigkeitsbereich der Gemeinde

Denn bereits den Mitteilungsblatt der Gemeinde Diepoldsau vom 26.12.2019 ist zu entnehmen, dass die Sieber´sche Initiativvorlage vom Gemeinderat für ungültig erklärt werden musste, weil der Gegenstand der Initiative, der Bau einer Kantonsstrasse, gar nicht in den Zuständigkeitsbereich der Gemeinde und damit auch nicht der Bürgerschaft fällt. Jetzt haben die Initianten rund um Jakob Sieber ihr Projekt laut wiederholter breiter lokaler Berichterstattung im Rahmen der Vernehmlassung zum Agglomerationsprogramm Rheintal eingebracht. Was auch nicht von Erfolg gekrönt sein wird. Was dem Initiativkomitee bereits bekannt sein musste und die bisherigen Berichterstatter in der Gemeinde nicht nachfragten.

Also viel Lärm um Nichts.

Keine fachlich ungeprüften Baumassnahmen aufgenommen

Denn Jakob Sieber hat bereits vom Präsidenten des Agglomerationsprogramms Rheintal Reto Friedauer ein e-mail mit folgendem Inhalt erhalten:

Das Initiativkomitee: Entlastung Durchgangsverkehr Tramstrasse/Hohenemserstrasse Diepoldsau» ist selbstverständlich eingeladen, zum Hauptbericht und den Massnahmen (ab 15.11.) Stellung zu nehmen. Gerne erinnere ich Sie an unsere Besprechung vom 2. Juli 2020 in St. Margrethen, wo auch GP Roland Wälter und Kantonsingenieur Marcel John zugegen waren. Wir haben Ihnen damals eingehend dargelegt, dass die Region die Netzstrategie DHAMK (Diepoldsau/Hohenems/Altach/Mäder/Kriessern) weiterentwickeln wird zu einem Mobilitätskorridor Mittleres Rheintal (von Hangkante zu Hangkante) und wir im AP 4 auch einen entsprechenden Prüfauftrag verankern....In der laufenden 4. Generation wird der Verein Agglomeration Rheintal folglich keine fachlich ungeprüften, in ihrer Wirkung auf die Regionsgemeinden nicht untersuchten Baumassnahmen ins AP 4 aufnehmen. Ich bitte Sie um entsprechende Kenntnisnahme.

Jakob Sieber und seine Mitinitianten müssen also bereits seit dem 2.Juli Bescheid wissen, dass ihre Variante den Weg alles Irdischen gegangen und gestorben ist.

Kommentar der Redaktion

Oje, da hat sich in Diepoldsau wieder einmal ein „besorgter Bürger“ auf den Weg gemacht, das in seinen Augen einzig richtige Projekt zur Verkehrslösung zu vertreten. Und sucht und bekommt dabei umfangreiche mediale Unterstützung. Obwohl in Wahrheit seine Initiative bereits seit einigen Monaten gescheitert ist. Ein Projekt, das an die Sechziger- und Siebzigerjahre des vorigen Jahrhunderts erinnert, als es immer schon das einzige Rezept für das Fernhalten von Verkehr aus bewohnten Gebieten war, gnadenlos Strassenmonster durch die eigentlich schützenswerte Natur zu legen.

Eine neue Strassentrasse, kilometerweit direkt und möglichst nahe am Alten Rhein entlang? Die Naherholungssuchenden auf Velo und zu Fuss würden es dem Herrn Sieber danken, wenn durch sein Projekt die wunderbar erhaltene Naturkulisse des Alten Rheins samt der dortigen Biodiversität beeinträchtigt und geschädigt würde. Eine neue Brücke über den Rhein? Das soll die kostengünstigste der geprüften Varianten sein?

Eines wird bei diesem Projektvorschlag völlig ausser Acht gelassen: Würde es zustande kommen, könnten sich unsere lieben Vorarlberger Freunde weitere Jahrzehnte gemütlich zurücklehnen und den Bau der tatsächlich unabdingbar notwendigen Autobahnverbindungen zwischen der österreichischen und der schweizerischen Rheintalautobahn weiterhin an lokalen Interessen und mangelnder Entschlusskraft scheitern lassen. Denn mit einer realisierten Diepoldsauumfahrung hätte man ja indirekt diese Verbindung geschaffen.  

Dr. Gerhard M. Huber

Chefredaktor rheintal24.ch

 

gmh/uh
Demnächst