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Region Rheintal
01.04.2025
01.04.2025 14:50 Uhr

Steht das katarische Superstadion bald im Rheintal?

974 Schiffscontainer sind in Katars "Stadion 974" verbaut. Diese könnten bald in Oberriet/Montlingen stehen.
974 Schiffscontainer sind in Katars "Stadion 974" verbaut. Diese könnten bald in Oberriet/Montlingen stehen. Bild: Reuters
Wird das weltberühmte katarische Container-Stadion «974» bald in unserer Gegend aufgebaut? Macht das Vorarlberg das Rennen, oder schafft es das St.Galler Rheintal, diesen grossen Fisch an Land zu ziehen? Auch das Fürstentum Liechtenstein kommt als möglicher Standort infrage. Aktuell ganz heiss gehandelt wird als Standort aber Oberriet.

Vor zwei Jahren wurde darüber diskutiert, zwischen Chur und dem Bodensee ein 400-Meter-Eisoval zu bauen. Der Grund dafür waren die Olympischen Winterspiele vom Jahr 2030 – damals war die Schweiz noch ein aussichtsreicher Kandidat für die Durchführung.

Dann jedoch marschierte der französische Präsident Emmanuel Macron an. Er wollte zusätzlich zu Paris 2024 auch die Olympischen Winterspiele in seinem Land haben. Zwei Tage vor der Eröffnung der Sommerspiele 2024 entschieden die IOC-Mitglieder, die 2030er-Spiele in die französischen Alpen zu vergeben.

Somit war auch die Idee vom Tisch, das modulare Stadion «974» (es besteht aus 974 Containern) in Katar abzubauen und im Rheintal als Eisstadion neu aufzubauen. Diese Idee wird nun neu, aber etwas anders belebt.

Bild: zVg

Eisschnelllauf oder Fussball für Rheintaler Kids?

Vor zwei Jahren schrieb der «Rheintaler», dass die Schweiz mit einer eigenen grossen Eislaufhalle «möglicherweise mit Rheintaler Athletinnen und Athleten, der Eisschnelllauf-Nation Niederlande Konkurrenz machen» könnte.

Für Nationalrat Roland Rino Büchel aus Oberriet war diese Aussicht damals keine Illusion. Es sei mindestens so sinnvoll, hier bei uns «schnell Eis zu laufen, wo Berge in der Nähe sind, wie in Holland, nahe beim Meer.»

Eischnelllauf-Talente werden im Alpenrheintal so bald nicht ausgebildet. Und die dominierenden Holländer müssen sich nicht fürchten. Zudem scheinen die Rheintaler eher dazu geboren, zu kicken anstatt zu gleiten. Im Tal ist die Fussballbegeisterung so gross wie sonst wohl nur noch in Südamerika. Kein Wunder deshalb, dass am Sonntag mehr als 1’000 Zuschauer das Spiel der fünfthöchsten Schweizer Liga zwischen dem FC Altstätten und dem FC Widnau verfolgten.

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Die brasilianischen, die britischen, die italienischen und die deutschen Fussballer werden um ihren Vorsprung bangen müssen, wenn die fussballerische Infrastruktur in unserer Gegend bald einen Quantensprung macht.

Wir sprachen mit Roland Rino Büchel, der schon für das Marketing verschiedener Fussballturniere auf der ganzen Welt zuständig war. Dabei erfuhren wir Interessantes.

Büchel besuchte vor gut zwei Jahren zusammen mit Philipp Untersander (Vater vom Rheintaler SCB-Captain Ramon Untersander) ein Spiel des SC Bern. Mit dabei war damals auch Abdulla Al Noaimi von der katarischen Botschaft, ein grosser Sportfan. Die drei Männer kamen rasch ins Gespräch und die Kontakte zwischen Büchel und den Katarern intensivierten sich in den darauffolgenden Monaten.

Der damals angedachte Deal: Das Stadion wäre in Doha unter katarischer Regie abgebaut und kostenfrei ins Rheintal transportiert worden. Der Aufbau hätte durch Schweizer/Rheintaler Unternehmen bewerkstelligt werden müssen.

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Präsident Macron verhinderte Megadeal zwischen Katar und dem Rheintal

Nach den Interventionen von Frankreichs Präsident Macron und dem Entscheid der IOC-Mitglieder, die 2030er-Spiele in die «Grande Nation» zu vergeben, war die Idee mit einem «Rheintaler 974»-Stadion begraben. Aber nur vorläufig.

Das Stadion wurde speziell für die Fussball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar gebaut. Es beherbergte sieben WM-Spiele. Die Schweiz verlor im «974» gegen Brasilien und gewann gegen Serbien.

Die neuen Pläne sehen das Stadion in seiner ursprünglichen Nutzung. Büchel sagt dazu: «Eine Arena, welche die Sandstürme in Katar aushält und trotz zehntausender jubelnder Fans nicht ins Wanken kommt, wird auch den gelegentlichen Föhnstürmen im Rheintal trotzen.» Dann meint er, ernsthaft, dass «dieses weltweit einzigartige Stadion für unsere Gegend eine einmalige Chance» biete.

Mindestens vier Vorteile sind nicht von der Hand zu weisen.

Erstens: Da Katar die Kosten für den Abbau und den Transport übernehmen würde, wäre das Stadion finanziell tragbar.

Zweitens: Die Art der Konstruktion wäre auch in Europa ein Schritt hin zu nachhaltigeren Stadionlösungen, welche die Ressourcen schonen.

Drittens: Ein modulares Stadion wie das 974 kann sowohl für Sportveranstaltungen als auch für Konzerte und andere Events genutzt werden, bei denen eine flexible Kapazität erforderlich ist.

Viertens: Eine solche Arena wäre ein Booster für die Wirtschaft im Alpenrheintal.

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Standort: Rheintal, Vorarlberg oder Fürstentum Liechtenstein?

Nationalrat Büchel sagt: «Es ist klar, dass das Interesse auch im Vorarlberg und im Fürstentum geweckt ist.» Es wäre grossartig, wenn das Stadion im Alpenrheintal aufgebaut würde und nicht andernorts. Dann fügt er an: «Aber es ist noch besser, wenn das Projekt im St.Galler Rheintal realisiert wird!»

Auf die Frage, ob wir in der Gegend die Fähigkeiten hätten, ein solches Projekt zu realisieren, meint er trocken: «Die Ernst Fischer AG aus Romanshorn hat schon den St. Galler Kybunpark, das neue Zürcher Eisstadion sowie die riesigen Hallen der Stadler Rail in St.Margrethen gebaut.» Die Firma gehört seiner Nationalratskollegin Diana Gutjahr und deren Vater Roland. Deren Firma ist in der Lage, ein solches Projekt stemmen. Und aus dem Rheintal gäbe es von der Altstätter Wüst Metallbau AG und anderen Stahl- und Metallbauprofis sicher Unterstützung. Im Tal ist grosses Knowhow vorhanden.

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Stadion 946-3 oder 946-4?

974 ist einerseits nur die Anzahl verbauter Container, anderseits die internationale Telefonvorwahl für Katar. Diese Kombination hat die Macher für die Namensgebung inspiriert. Diese Grundidee könne man durchaus aufnehmen, meint Büchel. Man könne ja ein paar Container weglassen, und deren Anzahl zum Beispiel von 974 auf 946 verringern. Wenn das Stadion dann in Oberriet aufgebaut würde, «dann hätte ich schon einen Namen, nämlich 946 für die Anzahl Container und die 3, das gäbe dann die Postleitzahl von Oberriet, 9463.»

Oberriet würde sich als Standort mit dem geplanten Fussball-Infrastruktur-Projekt «Kolbenstein 2030» natürlich sowieso eignen. Dazu Oberriets Gemeindepräsident Rolf Huber: «Nach «Kolbenstein 2030» würde ich auch dieses Projekt an der Bürgersammlung locker durchbringen. Aber dann brauchen wir in der Region natürlich auch einen Club in der Super League. Und das kann nur der FC Montlingen sein.»

Und Huber will an der Entwicklung einer Spitzenmannschaft massgeblich mitwirken. «Roland Rino Büchel hat aufgrund seiner Tätigkeiten hervorragende Verbindungen in den afrikanischen Fussball. Künftig werden wir in Oberriet eine Einbürgerungsquote haben, welche die Schweiz noch nicht gesehen hat. Und erst noch alles online.» Im Umfeld von Oberriet wird bereits kolportiert, dass das Immobilienunternehmen Sonnenbau AG am Montlinger Bergli eine Art afrikanische Siedlung plane. 

Weshalb die 3? «Das Stadion müsste sinnvollerweise von den drei Ländern Schweiz, Österreich und Liechtenstein genutzt werden.» Auf den Einwand, dass die Deutschen auch Interesse für die eine oder andere Veranstaltung zeigen könnten, fügt Büchel schmunzelnd an: «Dann käme man auf 946-4. Das wäre dann halt die Postleitzahl von Rüthi.»

Wo - und/oder auf welcher Seite des Rheins das Stadion schlussendlich zu stehen kommt: Das Projekt könnte zum ganz grossen Wurf im Rheintal werden. 

red/rheintal24