Noch am Vormittag hatte es stark geregnet und ein Föhnsturm wirbelte das erste Herbstlaub von den Bäumen. Für Nachmittag Punkt 14.30 Uhr hatte der Musikverein Diepoldsau-Schmitter das erste öffentliche Auftreten seit Beginn der Corona-Pandemie angekündigt gehabt. Ein öffentliches Auftreten, dass auch tatsächlich stattfinden sollte. Denn Punkt halb drei riss die Wolkendecke komplett auf und ein schöner blauer Himmel und klar Luft machten den Weg für die Marschmusik frei.
Blasmusik im ganzen Dorf
„Ja, ja, so ist es, wenn Engel musizieren“, sagte ein verschmitzter Fähnrich Raphael Frei, der beim Altersheim Diepoldsau mit Querflötistin Helen Drage auf die heranmarschierenden Kollegen wartete. Als Fahnenträger hatte er an diesem Tag ausnahmsweise nichts zu tun, denn der textil gewordene Stolz des Musikvereins befand sich bei der gleichzeitig in Widnau stattgefundenen Delegiertenversammlung. So hatte er gerade Zeit, die gebrochene Lyra an der Querflöte von Helen Drage notdürftig zu reparieren.
Denn beim Altersheim hielten die Blasmusiker in ihrer feschen Uniform in ihrem Marsch durch Diepoldsau inne, um unter der gewohnt souveränen musikalischen Leitung von Dirigent Daniel Ritter den Bewohnern ein Ständchen zu spielen. Vor der nach Süden gewandten Rückfront des Hauses, beim Goldfischteich und dem eingezäunten Bereich der Hausziegen.
Und als die Klänge des „Heidi“-Liedes aus der gleichnamigen Zeichentrickserie der Siebziger und Achtzigerjahre erschallten, öffnete sich die Balkone der Heimzimmer und die betagten Bewohnerinnen und Bewohner wie auch Pflegekräfte lauschten dem unerwarteten Ständchen.Mehr als zwei Stunden marschierte der Musikverein insgesamt durch Diepoldsau und spielte sich dabei lustvoll und dankbar für die Freude des Musizierens durch sein Repertoire.